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Ausgleichsmaßnahme

Daimler-Ausgleichmaßnahmen: „Ich habe mir wesentlich mehr erhofft“

Immendingen / Lesedauer: 3 min

Berthold Laufer bewertet im Interview die Umwelt-Ausgleichsmaßnahmen am Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen
Veröffentlicht:17.04.2018, 12:23

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Daimler hat in der vergangenen Woche Ausgleichsmaßnahmen für sein Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen vorgestellt. Unser Volontär Simon Schwörer hat mit Berthold Laufer, dem Vorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Tuttlingen, über diese Ausgleichsmaßnahmen gesprochen.

Herr Laufer , der Staatssekretär zeigte sich bei der Präsentation vor Ort begeistert, was halten Sie von den Ausgleichsmaßnahmen?

Bei mir hält sich die Begeisterung in Grenzen. Wir waren zwar von Anfang an am Verfahren beteiligt und die Kartierung des Geländes durch Daimler im Jahr 2012 war sehr vorbildlich. Danach hat es aber etwas gehakt, weil Daimler versucht hat, einen großen Teil des Ausgleichsbedarfs innerhalb des Geländes unterzubringen. Die Planer haben uns zwar gefragt: Haben Sie Ideen? Ziel war es aber, möglichst viel ins Projektgebiet selbst zu bringen. Das sind jetzt etwa zwei Drittel der Maßnahmen. Und es sind jetzt viele kleine Rand- und Schnitzelflächen, die von den Prüfmodulen zerschnitten sind.

Was war ihr Fazit?

Wir haben gesagt: Die Maßnahmen müssen mehr im Außenbereich sein, deshalb ist das für uns nicht akzeptabel. Mein Fazit war: Der Daimler-Stern hätte mehr aufleuchten müssen.

Mit welchen Maßnahmen sind Sie zufrieden?

Die Wacholderheide wurde enorm aufgewertet und es gibt auch unzerschnittene zwanzig Hektar Wiese. Auch Waldränder wurden aufgelichtet, solche Maßnahmen sind gelaufen. Das kommt etwa Nachtschattengewächsen, Insekten und Reptilien zugute. Aber es hätte in einem viel größeren Umfang stattfinden müssen. Aber viele, große, zusammenhängende Flächen gibt’s da nicht. Aber die Sachen, die es gibt sind gut. Es wurde etwa auch der Vorschlag in Hintschingen umgesetzt, wo für Kröten Ausgleichsgewässer angelegt wurden.

Auf dem Präsentationstermin wurde auch vorgestellt, dass bestimmte Wiesen in Zukunft gestaffelt gemäht werden. Was bringt das der Umwelt?

Das ahmt das Prinzip nach, das es früher, mit vielen kleinen Landwirtschaften, noch gab. Da wurden Flächen unregelmäßig bewirtschaftet und es entstand ein Flickenteppich. Das ist gut für die Natur. Heute gibt es weniger, dafür größere Landwirtschaften, die, um möglichst wirtschaftlich zu arbeiten, große Flächen bearbeiten.

Es wurde auch ein Wildtierkorridor präsentiert.

Auch ein Wildtierkorridor macht Sinn. Es könnte nur ein Problem geben, dass mit Daimler aber nichts zu tun hat. Wenn die geplante Ortsumfahrung von Immendingen oberirdisch verläuft und nicht als Tunnel, riegelt das den Korridor Richtung Donau wieder ab.

Wie war die Zusammenarbeit mit Daimler für das Projekt?

Die Zusammenarbeit war grundsätzlich offen, am Anfang sehr offen, bei der Kartierung. Danach kam halt doch der Punkt: Angehört, aber nicht erhört. Irgendwo hat man auch eine voreilige Rücksichtnahme auf die Aktionäre rausgespürt. Jeder Ausgleich kostet. Und bei Maßnahmen außerhalb muss man ordentlich Geld in die Hand nehmen. Für die Aufstellung der nötigen Maßnahmen wurde der ökologische Schaden aufgelistet. Bei dem Ausgleich werden dann Ökoschadenspunkte durch Ökoausgleichspunkte ausgeglichen, zumindest auf dem Papier. Denn was ist eine Magerwiese wirklich wert, wenn sie zwischen drei Straßen liegt? Ich habe mir wesentlich mehr erhofft. Unsere Vorschläge im Außenbereich wurden teilweise umgesetzt, aber das hätte in größerem Umfang passieren müssen. Es hätte mehr drin sein müssen.