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Viehmarkt

Als es in Immendingen noch den Viehmarkt gab

Immendingen / Lesedauer: 2 min

Dort, wo gebaut werden soll, wurde ab 1872 das ausgesprochene Marktrecht gelebt
Veröffentlicht:02.07.2020, 16:47

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Mit dem Abbruch von Gebäuden und der Bebauung der innerörtlichen Entwicklungsfläche zwischen der Turngasse und dem Schlossplatz mit einer ambitionierten Pflegewohnanlage einschließlich Pflegewohngemeinschaft, Tagespflege und 26 Wohnungen erfährt dieser zentrale Bereich eine wesentliche Veränderung und eine städtebauliche Aufwertung.

Kaum jemand, auch nicht betagte Einwohner, erinnert sich daran, dass dieser Bereich einst einem besonderen Zweck diente: Das Gelände, auch unter Einbeziehung der Freifläche des Kindergartens St. Josef, die jedoch nicht in das neue Projekt einbezogen wird, war vor nahezu 150 Jahren der Marktplatz der Gemeinde. Im Jahr 1872 verlieh seine Königliche Hoheit, Großherzog Friedrich I von Baden der Gemeinde Immendingen das Marktrecht. Formell ausgesprochen wurde die Entscheidung des Großherzogs durch das großherzogliche Handelsministerium. In der Verleihungsurkunde heißt es: „Der Gemeinde Immendingen wird die hohe Genehmigung erteilt, jährlich sechs Vieh- und Schweinemärkte abhalten zu dürfen.“

In einer Bekanntmachung kündigte der damalige Bürgermeister Neeff den ersten Markt für Montag den 28. Oktober des gleichen Jahres an.

In der Werbung auf das Ereignis hob der Bürgermeister hervor: „Da der hiesige Ort zum Abhalten von Märkten äußerst günstig liegt und durch die vielen ankommenden und abfahrenden Bahnzüge für den Verkehr sehr gut erreichbar ist, laden wir zum zahlreichen Besuch schon des ersten Marktes freundlichst ein.“

Zur Steigerung des Interesses wurde mit dem ersten Markt eine Lotterie verbunden, wonach am Markttag angekaufte Rinder am 30. Oktober zur Verlosung kamen. Die Lose wurden zu dreißig Kreuzer je Stück angeboten. Bei Abnahme von zehn Stück wurde ein Freilos gewährt. Die Ausgabe der Lose wurde dem Gemeinderat Michael Schmid übertragen.

Die Verleihung des Marktrechtes war in jener Zeit für jede Gemeinde, somit auch für Immendingen, eine besondere Ehre und Auszeichnung. Das Privileg bildete für jeden Marktort eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung. Auf solchen Viehmärkten wurden Schlacht-, Zucht- und Nutzvieh unter freiem Himmel gehandelt. Das Marktgeschehen war bestimmten, in einer Marktordnung vorgegebenen Regeln, unterworfen. Auf deren Einhaltung wachte ein von der Gemeinde beauftragter Marktaufseher, der auch die Marktgebühren einzuziehen hatte.