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Teddybär

„Mein Umfeld hat es nicht verstanden“

Gosheim / Lesedauer: 4 min

Bruno Weber stammt aus Gosheim und verkauft seit 25 Jahren Teddys
Veröffentlicht:21.01.2020, 17:44

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Seit 25 Jahren verkauft Bruno Weber Teddybären in seinem Laden in Esslingen am Neckar. Er liebt die Arbeit in seinem Laden „ Bruno Bär “ so sehr, dass er sich am Telefon sogar als Bruno Bär meldet. Anne Jethon hat mit dem ehemaligen Gosheimer über seine Berufung gesprochen.

Herr Weber, Sie verkaufen seit über 25 Jahren Teddybären und Kuscheltiere von Steiff und anderen Herstellern. Sind Sie ein bisschen Kind geblieben?

Ich bin durch diesen Job sozusagen wieder Kind geworden. Einerseits durch das Produkt. Aber vor allem auch durch die Kunden. Meine typischen Kunden sind erwachsen und sammeln Teddybären. Ihre Stimmung hat sich immer wieder auf mich übertragen. Der Hauptunterschied ist aber, dass ich es immer noch schaffe, einen Teddybär herzugeben und ihn zu verkaufen.

Früher haben Sie bei Kärcher gearbeitet, hatten einen sicheren und gut bezahlten Job. Warum haben Sie sich dennoch für den Laden entschieden?

Das waren genau zwei Entscheidungen, die hintereinander kamen. Die erste Entscheidung: Ich will mich selbstständig machen. Ich habe in meinem früheren Job viele Stunden gearbeitet. Diese Zeit wollte ich aber für mich haben und nicht der Firma schenken. Dass es dann Teddybären geworden sind, war reiner Zufall. In einer Zeitschrift hatte ich gelesen, dass es in England Teddybären-Shops gibt. Da habe ich mich gefragt, warum eigentlich nicht in Deutschland?

Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

Meine Familie und auch meine Kollegen waren schon sehr verwundert. Die beiden Entscheidungen hat mein Umfeld nicht verstanden. Erstens, dass ich einen sicheren Karriere-Job als Exportmanager aufgegeben habe. Zweitens konnten sie nicht verstehen, warum ich ausgerechnet Teddybären verkaufen wollte. Ich wollte es aber trotzdem versuchen.

Die Finanzspritze dazu kam ja aus Gosheim ...

Ich glaube, das hat auch nur deshalb funktioniert, weil man mich in Gosheim kannte. Ich bin dort aufgewachsen. Bei dieser Gosheimer Bank hatte ich auch schon mein Konto als Schüler. Und weil man den „Kerle“ kannte, hat man ihm wahrscheinlich zugetraut, dass er sich das gut überlegt hat. Ich hab denen natürlich auch vorgelegt, wie ich das geplant habe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon im Stuttgarter Raum gelebt. Die Geschichte wäre dort nicht so einfach gewesen. Da war ich einfach ein Nobody.

Das Konzept hat funktioniert…

Schon am ersten Eröffnungstag war von der ersten bis zur letzten Stunde viel los. Da hab ich gemerkt, dass es einfach Fans gibt. Die sind extra von auswärts hergefahren. Da der Laden in einer Seitenstraße lag, kamen danach auch ruhige Zeiten. Die habe ich immer für weltweiten Versand genutzt. Mit der Zeit hat sich das Geschäft dann überregional und sogar weltweit herumgesprochen - und es ging bergauf.

Auf ganz sicheren Beinen steht das Geschäft, seitdem ich die Kredite abgezahlt habe. Das war nach zirka zehn Jahren. Da war es dann viel einfacher. Und mit jedem Jahr kamen neue Kunden dazu.

Sie haben ja auch einen eigenen Teddybären entworfen. Das Schwarzwaldmädel Bärbel mit Bollenhut und Tracht. Ist das so ein Stück weit auch ihr Erfolgskonzept?

Meine Überzeugung war, dass mein Hauptlieferant Steiff in der Serie der Trachtenbären unbedingt ein Schwarzwaldmädel braucht. Die Firma hat mir dann angeboten, das Projekt exklusiv für mich zu machen. Und das war schon ein großer Erfolgsfaktor. Dadurch konnte ich natürlich auch neue Kunden bekommen. Jeder, der das Schwarzwaldmädel wollte, konnte es dann nur bei mir bekommen.

Denken Sie, dass Sie auch in Gosheim so viel Erfolg damit gehabt hätten?

Nein. Der Anteil der Sammler in der Bevölkerung ist weniger als ein Prozent. Im Großraum Stuttgart hat man viel mehr Menschen. Auf dem Land hätte ich nicht so viele Leute gehabt und somit auch nicht so viele Sammler.

Im Rückblick: Würden Sie alles noch einmal so machen?

Ich würde sagen ja. Ich hätte in meinem früheren Job viel mehr Geld verdienen können. Als Selbstständiger ist man am Anfang erst einmal im Minus. Jetzt verdiene ich schon Geld, aber das sind keine Reichtümer. Von der Erfüllung bin ich hier aber auf jeden Fall zufrieden und stolz. Jede Person, die mit einem zufriedenen Gesicht aus meinen Geschäft herausgeht, macht mir Spaß. Egal ob Sammler oder Kinder. Und diese Freude zu verkaufen, das ist der große Unterschied im Gegensatz zu früher.