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„Ich hinterlasse eine solide Infrastruktur“

Reichenbach / Lesedauer: 3 min

Stefan Koch hört nach 13 Jahren als Ortsvorsteher von Reichenbach auf
Veröffentlicht:25.10.2018, 13:39

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13 Jahre, sieben Monate und ein paar zerquetschte – Stefan Koch muss nicht lange überlegen, wie lange er Ortsvorsteher von Reichenbach gewesen ist. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er den Job auch noch weitergemacht, doch die baden-württembergische Gemeindeverordnung lässt das nicht zu. Denn während es Bürgermeistern erlaubt ist, irgendwo zu wohnen, müssen Ortsvorsteher in der Gemeinde leben. Stefan Koch wohnt jedoch mittlerweile in Bad Schussenried – die Stadt, zu der Reichenbach gehört – und musste deswegen sein Amt aufgeben.

Am Donnerstag endete nun seine Tätigkeit und er ist künftig „nur noch“ Bürgermeister von Seekirch und Allmannsweiler sowie Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Wasserversorgung Nördliches Federseebecken. „Zu tun habe ich also auch weiterhin genug“, sagt Koch mit einem Schmunzeln.

Etwas wehmütig ist er dennoch. „Die Arbeit hat mir immer viel Spaß gemacht“, so sein Fazit. Dabei hatte der 51-Jährige damals eine Karriere in der Kommunalpolitik eigentlich gar nicht angestrebt. Lange betrieb der gelernte Handelsfachwirt ein Musikgeschäft in Bad Saulgau und war gerade dabei, sich beruflich neu zu orientieren, als Anfang der 2000er die Kommunalwahlen anstanden und die FUB-Fraktion noch jemanden für ihre Liste suchte. „Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich auf die Liste setzen zu lassen und ich dachte mir, das probiere ich jetzt“, erinnert er sich.

Und obwohl er keinen Sitz im Gemeinderat erhielt, fing Koch damals an, regelmäßig zu den Fraktionssitzungen zu gehen. Er hatte Blut geleckt und arbeitete sich in den folgenden Jahren immer weiter in die Kommunalpolitik ein. 2005 wählte der Ortschaftsrat Reichenbach Koch zum ehrenamtlichen Ortsvorsteher. 2007 folgte die Bürgermeisterstelle in Allmannsweiler, 2012 die Stelle in Seekirch. „Mir machte die Arbeit einfach total viel Spaß und so machte es mir auch nichts aus, dass ich gefühlt jeden Abend für einen meiner drei Jobs unterwegs war“, erzählt er. „Es war fortan natürlich wichtig, alle Termine und Sprechstunden genau zu koordinieren, aber das hat ganz gut geklappt.“

Viele Projekte angestoßen

Koch blickt heute mit einem guten Gefühl auf die 13 Jahre zurück. „Ich hinterlasse eine solide Infrastruktur“, ist der 51-Jährige sich sicher. Er habe einige Projekte zu Ende gebracht, die bereits sein Vorgänger angestoßen habe, so wie etwa die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses, und andere, wichtige Projekte selbst angestoßen. „Ich habe früh erkannt, dass das Thema Breitbandausbau auch für eine kleine Gemeinde wie Reichenbach wichtig werden würde“, sagt Koch. Die entsprechenden Fördermöglichkeiten auszuloten, sei 2007 eines seiner ersten Projekte gewesen. „Damals ging das alles viel flotter und einfacher als heute; innerhalb von einem halben Jahr waren die Anträge gestellt und die Leitungen gelegt“, erinnert er sich.

Rat an die Nachfolgerin

Als schwierig bezeichnet Koch rückblickend den Prozess, Reichenbach in ein Bioenergiedorf zu verwandeln. Ziel war es, die Abwärme der Biogasanlage für die Energieversorgung im Dorf zu nutzen. Die Verhandlungen mit der Stadt gestalteten sich jedoch schwierig. „Es gab Meinungsverschiedenheiten über die Vertragsgestaltung bezüglich der öffentlichen Flächen“, beschreibt Koch diplomatisch die damaligen Streitpunkte.

Seiner Nachfolgerin Evelyn Blersch gibt der Ortsvorsteher mit auf den Weg, nie das große Ganze aus den Augen zu verlieren. „Die meisten Projekte habe ich nicht beim ersten Anlauf im Gemeinderat durchgekriegt, sondern nur durch Hartnäckigkeit“, sagt er. Und da in der Kernstadt in den nächsten Jahren einige Mammutprojekte anstünden, wie etwa die Schulsanierungen und die Sanierung der Sporthalle, sei zu befürchten, dass finanziell gesehen nicht mehr viel Spielraum bleibe für Projekte in den Teilorten.

Stefan Koch wurde am Donnerstagabend im Ortschaftsrat Reichenbach verabschiedet. Ein Bericht folgt.