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Gemarkung

Fast die Hälfte der Mahlstetter Gemarkung ist Wald

Heuberg / Lesedauer: 3 min

Im Gegensatz zu den Jahren davor wird es im Gemeindewald 2019 und 2020 einen finanziellen Verlust geben
Veröffentlicht:12.10.2020, 16:44

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Laut Planung von Oberforstrat Leo Sprich muss die Gemeinde Mahlstetten in ihrem Gemeindewald im kommenden Jahr ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 44 700 Euro Zuschussbedarf erwarten. Ursachen seien vor allem der relativ geringe Erlös aus der Holzernte aufgrund erhöhten Aufwands auch im Steilgelände, der höhere Forstverwaltungskostenbeitrag sowie Kosten für Pflege von Kulturen, Waldschutz, Bestandspflege und Erschließungskosten.

Dennoch sieht Oberforstrat Sprich den „tollen“ Mahlstetter Wald im überregionalen Vergleich in gutem Zustand und mit weitgehend guter Qualität.

Im Bereich der Ökologie sollten Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten angegangen werden. Großes Augenmerk müsse auf die Naturverjüngung der Hauptbaumarten gelegt werden. Totholzanteile seien zum Schutz der biologischen Vielfalt „in angemessenem Umfang“ zu erhalten. Wichtig sei eine verantwortungsvolle Bejagung, damit die Naturverjüngung eine Chance habe. Verjüngung quasi von außen, wie Einzelbaumschutz, Nachpflanzung und so weiter, sei für die Gemeinde aufwändig und kostspielig.

Laut Forstamt war der Gemeindewald Mahlstetten einer der am stärksten vom Schneebruch betroffenen Gemeindewälder. So betrugen die sogenannten zufälligen Nutzungen im Jahr 2019 rund 80 Prozent. Bundesweit war die Waldschutzsituation im vergangenen Jahr sehr angespannt und damit verbunden wurden schlechte Erlöse am Holzmarkt erzielt. Dies führte 2019 zu einem negativen Betriebsergebnis. Insgesamt ergibt sich ein Zuschussbedarf in Höhe von 82 47,75 Euro. Das Betriebsergebnis war im zurückliegenden Jahrzehnt (mit Ausnahme 2019) durchgängig positiv. In den Jahren 2009 bis 2017 wurde ein jährliches durchschnittliches, positives Ergebnis von über 46 300 Euro erwirtschaftet.

Die Gesamtwaldfläche in Mahl-stetten beträgt rund 600 Hektar, davon 490 Hektar Gemeindewald. Etwa knapp die Hälfte der etwa 1200 Hektar großen Gemarkung, nämlich 49 Prozent, ist bewaldet. Der Gemeindewald weist ein ausgeglichenes Verhältnis von Laub- zu Nadelholz auf, das sich in den zurückliegenden zehn Jahren zugunsten des Laubholzes verändert hat. Blößen zum Beispiel aufgrund Befalls durch Fichten-Borkenkäfer, existieren auf zirka einem Prozent der Fläche. Der Eschenanteil ist aufgrund des Eschentriebsterbens eingebrochen.

Die Waldbiotopkartierung hat im Gemeindewald 45 Waldbiotope mit einer Gesamtfläche von 40 Hektar erfasst. Die Biotopausstattung ist mit 8,1 Prozent der Betriebsfläche im Landesvergleich (6 Prozent) etwas über dem Durchschnitt. „Natura 2000“-Vogelschutzgebiete existieren auf 99 Prozent der forstlichen Betriebsfläche. Lebensstätten der Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr bestehen auf 137 Hektar; auf 72 Hektar kann das Grüne Besenmoos vorkommen. Kleinflächig sind auch Lebensstätten für den Biber kartiert.

Der in der Forsteinrichtunsplanung 2020 bis 2029 vorgeschlagene Hiebsatz von rund 30 100 Erntefestmetern liegt deutlich über der Planung des abgelaufenen Jahrzehnts. Der Zuwachs ist aber höher, soll aber im Sinne der Nachhaltigkeit nicht komplett in Anspruch genommen werden. Der laut Waldgutachter ermittelte Holzzuwachs pro Woche nur im Gemeindewald liegt bei etwa 75 Festmeter. Etwas plakativ ausgeführt, sei dies als ob jede Woche insgesamt drei Langholz-LKW mit neu geerntetem Holz aus dem Mahlstetter Gemeindewald herausfahren würden, ohne dass die Holzmenge insgesamt im Wald auch nur um einen Festmeter abnehme.

Ein Neubau von Maschinenwegen ist auf 150 laufender Meter geplant. Es wird langfristig eine Anpassung auf 47 Prozent Nadelholz vorgeschlagen, die Hauptbaumart Fichte soll zunehmend durch Alternativbaumarten wie Tanne, Douglasie, Lärche und Eiche speziell auf künftig trockeneren Standorten ersetzt werden und Nadelholzreinbestände durch Laubholzanteile stabilisiert werden.