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Krippe

Das Jesuskindle strahlt die Besucher aus der Krippe an

Böttingen / Lesedauer: 5 min

Von Gemeindereferentin Sylvia Straub geführte Tour zeigt Teilnehmern die Weihnachtskrippen in sechs Gemeinden des Heubergs
Veröffentlicht:07.01.2020, 11:04

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Zur Krippentour hatte Gemeindereferentin Sylvia Straub eingeladen. Und nicht nur bei unserem Mitarbeiter Richard Moosbrucker sind Gedanken und Bilder aus der Kindheit wieder aufgetaucht, als am Samstagnachmittag betrachtet werden konnte, wie das Jesuskindle in den sechs Kirchen der Seelsorgeeinheit Oberer Heuberg in phantasievoll gebauten Krippen in den Mittelpunkt gerückt wird.

Es kommen Krippenbilder aus Kindheitszeiten in den Sinn, als der Reporter mit seinem Bruder an Weihnachten immer in den Wald gegangen ist, „um frisches Moos für unsere eigene Krippe zu holen, um es dem Jesuskind im Stall gemütlich zu machen. Ich sehe Bilder vor mir, wie ich mit anderen Kindern und Jugendlichen an der Krippe in der Kirche gewerkelt habe, damit sie an Weihnachten in der Kirche in neuem Glanze erstrahlt. Neben dem Jesuskind habe ich das kleine „Negerlein“ noch im Sinn, das immer dankend mit dem Kopf nickte, wenn man ein zehn Pfennig-Stück in den Schlitz gesteckt hat.“

Mit solchen und ähnlichen Erinnerungen treffen sich die Teilnehmer. Sylvia Straub begrüßt die vorwiegend weiblichen „Krippentourler“ in der Mahlstetter Kirche mit der Geschichte, wie es einem Kind gelingt, den Menschen in einem Fahrstuhl das Lachen ins Gesicht zu bringen, so wie es das Jesuskind an Weihnachten in den Krippen dieser Welt jedes Jahr tut. In Mahlstetten, so erzählt Anneliese Seuling , hat Gabriele Braxmair ihre Vorstellungen in eine Krippenlandschaft verwandelt. Unter einem mächtigen Felsen liegt das Jesuskind in der Krippe. Maria, Josef, die heiligen drei Könige, die Hirten, Ochs und Esel und zahlreiche Schafe bewundern das himmlische Kind. Seuling erzählt davon, wie der damalige Pfarrer Eiberger alte Weihnachtslieder gesungen hat und eines davon stimmen die Frauen an: „Oh du liebes Jesuskind, lass dich vielmals grüßen, alle Kinder die hier sind, fallen dir zu Füßen…schenk uns deine Liebe“.

Die Mesner-Familie Villing ist Schöpferin der Krippe in der Böttinger Kirche, der nächsten Station. Unter dem Weihnachtsbaum im hinteren Teil der Kirche steht eine dreigliedrige Krippe aus Holz und Lehm, die dem Jesuskind und seiner Familie Obdach gibt. Auf Heu und Stroh gebettet liegt das Jesuskind in der Krippe im Stall. Maria im weißen Gewand und Josef betrachten das Kind in der Mitte. Männer und Frauen in farbenfrohen Gewändern, die Heiligen drei Könige und Schafe bewundern das Kind. Auf Knopfdruck wird die Beleuchtung eingeschaltet und es ertönt ein Weihnachtslied.

Weiter geht es in die Bubsheimer Kirche . Auch hier hat Gabriele Braxmair tatkräftig mitgewirkt. Die Krippenfiguren sind riesig und die drei Könige verdecken etwas den freien Blick in die Krippe, wo das Jesuskind liegt. Sylvia Straub lässt die Gruppe wissen, wie die Heiligen Drei Könige in der Bibel erstmals als Sterndeuter und später als Könige auftreten, um ihre Schätze zu überbringen. Dabei wird der Name Caspar als Schatzmeister gedeutet, Melchior als König des Lichtes und Balthasar als Schützer des Lebens. Man erfährt von Mitgliedern des Kirchengemeinderates, wie es jedes Jahr darum geht, die Krippe im ursprünglichen Zustand wieder aufzubauen. Das Entstehungsjahr, so erfahren wir, ist das Jahr 1964 und wieder war es Gabriele Braxmair, die hier tatkräftig mitgewirkt hat.

Nach einer stärkenden Kaffeepause geht es weiter nach Reichenbach . Judith Engst stimmt auf der Gitarre Reichenbacher Liedgut an, das Lehrer Huber einst aus dem Oberland auf den Heuberg gebracht hat. Das Reichenbacher Kripplein ist schlicht und einfach. Es handelt sich, wie Sonja Döring aus Spaichingen fachkundig berichtet, um eine Bacher-Krippe und Johanna Denz aus Königsheim äußert ihre Faszination für Krippenfiguren, die sie im Grödnertal entdeckt und sie richtig fasziniert haben. „Imma schöna Stall mit ällem drum und dra und drin liegt`s Christkindle und strahlt dia Menscha a“. Ihre Schwester Hedwig Wäschle stimmt ihr zu und man spürt wie beide sich für die Weihnachtskrippen begeistern lassen. Die Reichenbacher Krippe wurde in den Sechziger Jahren angeschafft, wie Ewald Junker erläutert.

Weiter geht es nach Egesheim , wo wir von Martina und Joachim Penz singend empfangen werden. Rosmarie Dreher stellt uns das Egesheimer Kripplein vor, das unter einem leuchtenden Weihnachtsbaum steht und unter Pfarrer Voith wohl in den 50er-Jahren entstanden ist. Hier taucht jetzt das anfangs erwähnte nickende „Negerlein“ auf, das auf einen Geldeinwurf wartet, (ein Element, das wegen der abgebildeten Stereotype vielerorts kritisch gesehen und in manchen Kirchen Deutschlands mit einem Informationsblatt zur Einordnung versehen wird), ebenso wie eine kleine Kirche, aus der nach dem Geldeinwurf ein Engel kommt und eine Musik ertönt. Interessant ist auch ein Jesuskind, das in der Krippe vor dem Altar liegt und wohl über 120 Jahre alt ist. In Egesheim kommt auch Pfarrer Amann hinzu, der, nach einer von Joachim Denz vorgetragenen Geschichte zu „Stille Nacht“ anstimmt.

In Königsheim ist Endstation. Gustl Frech schildert die Entstehungsgeschichte der Königsheimer Krippe, dessen Krippenspiel von Jakob Villing erbaut wurde und Figuren unterschiedlichen Alters zeigt. Teile davon stammen aus der Künstlerhand von Valentin Kammerer aus Rottweil. Anderer wurden gestiftet, aber in der Krippe wachsen sie zu einer Einheit zusammen. Mit der Musik aus dem Krippenspiel, so erzählt Gustl Frech, hat es so seine Schwierigkeiten, weil der Engel nicht immer synchron erscheint, aber das ist ein Makel, mit den die Königsheimer keine Probleme haben.

Inzwischen hat sich die Nacht über den Heuberg gelegt und die Krippentourler verabschieden sich nach einem Tag voller neuer Krippeneindrücke, die sie nun nach einigen gesungenen Weihnachtsliedern mit heim nehmen dürfen. Am Schluss wird nur noch die Frage des Mannes von der Zeitung geklärt, warum es vorwiegend Frauen seien, die sich von den Krippen faszinieren lassen. Die Antwort: „Männer sind die Handwerker und Frauen die Bewunderer.“ Früher waren die Geburten nur Frauensache, vielleicht deshalb.