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Eckerwald

Besuch soll den gegenseitigen Austausch fördern

Heuberg / Lesedauer: 3 min

Guillaume d’Andlau, Leiter der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof, macht sich ein Bild von den Wüste-Werken
Veröffentlicht:02.03.2020, 16:02

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Einige der Wüste-Werke haben sich Guillaume d'Andlau, Leiter der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof, und seine Mitarbeiter angesehen. Mit ihrem Besuch wollten sie die Ehrenamtlichen in Deutschland kennenlernen und den Austausch fördern.

Henryk Nadolny , Denis Gachignard, Bjarne Postvik – nur drei Namen von tausenden Häftlingen, die in den Konzentrationslagern in der Region den Tod gefunden haben. Damit sie und alle anderen nicht in Vergessenheit geraten, engagieren sich unter anderem im Arbeitskreis Wüste und in der Initiative Eckerwald Ehrenamtliche. Sie hatten nun die Gelegenheit, ihre Forschungs- und Erinnerungsarbeit vorzustellen.

Angereist aus dem Elsass war Guillaume d’Andlau. Er leitet seit drei Monaten die Gedenkstätte im „Centre européen du résistant déporté“, zu Deutsch das „Europäische Zentrum der Deportation und des Widerstands“, auf der anderen Rheinseite im französischen Natzwiller.

Am 21. Mai 1941 erreichte dort, im annektierten Elsass, der erste Häftlingstransport aus dem KZ Sachsenhausen das Hotel Struthof. Bis 1943 mussten die Gefangenen das Lager errichten. Es war außerdem Stammlager für rund 50 Außenlager an Standorten der Kriegsindustrie auf beiden Seiten des Rheins. Kurios: Selbst nachdem die Amerikaner in Frankreich eingetroffen waren und das Hauptlager und die linksrheinischen Lager im September 1944 räumten, bestand der Name „Lager Natzweiler“ auf der rechten Seite des Rheins in den Außenlagern fort.

Zu diesen zählen auch jene des Unternehmens „Wüste“. Unter diesem Decknamen versuchte das NS-Regime, Treibstoff aus Ölschiefer zu gewinnen.

Immo Opfermann vom Arbeitskreis Wüste zeigte d’Andlau und seinen Mitarbeitern die Gedenkstätten der Wüste-Werke in Erzingen und Dautmergen. Anschließend übernahm Brigitta Marquart-Schad. Die erste Vorstandssprecherin der Initiative Eckerwald führte die Franzosen im wilden Winterintermezzo über die KZ-Friedhöfe in Schörzingen und Schömberg und durch die Gedenkstätte Eckerwald.

Interessiert lauschten die Franzosen den Ausführungen der beiden, machten zahllose Fotos und fragten bei vielen Punkten nach. Ihr Besuch sollte nämlich nicht nur Kontakte knüpfen und erneuern, sondern auch Anregungen für die Erinnerungsarbeit auf beiden Rheinseiten geben.

Mehr als die Hälfte der jährlich rund 100 000 Besucher der Gedenkstätte Struthof seien Schüler, erzählte d’Andlau. Davon wiederum kämen mehr Klassen aus Deutschland als aus Frankreich.

Die Gedenkstätte stelle das allerdings vor ein Problem, denn es sei zu wenig deutschsprachiges Personal verfügbar, das die Führungen übernehmen könne. Das soll nun angepackt werden.

Außerdem sollen deutsche und französische Lehrer gemeinsam zum Thema fortgebildet werden. Da sich die Lehrpläne in beiden Ländern unterscheiden, und nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht, müssten häufig die Lehrer durch die Gedenkstätte führen. D’Andlau ist zuversichtlich, dass beide Seiten von diesem Austausch profitieren.