StartseiteRegionalRegion TuttlingenSpaichingenAuch in Coronazeiten gibt es verbindende Rituale

Coronazeit

Auch in Coronazeiten gibt es verbindende Rituale

Heuberg / Lesedauer: 4 min

Pfarrer Johannes Amann hat sich für die Karwoche Vorschläge ausgedacht, das Fest auch sinnlich zu erleben
Veröffentlicht:08.04.2020, 10:17

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Vielen Christen fehlt gerade jetzt in der Karwoche der gewohnte Ablauf, immerhin sind in der Osterzeit die wichtigsten Feste für Protestanten und Katholiken sowie andere. Es sind auch ganz viele Bräuche, Rituale, Kindheitserinnerungen mit dieser Zeit verknüpft. Vor allem in der katholischen Kirche .

Schon am vergangenen Sonntag, dem Palmsonntag konnte man beobachten, wie Menschen ihre geweihten Palmen wieder aus den Kirche abgeholt haben. Pfarrer Johannes Amann greift die Verunsicherung wie viele seiner Kollegen auf und gibt Ratschläge, wie sich Ostern durch die Coronazeit leben lässt.

Es ist unglaublich, welche innere Verbindung über dieses Medium zu den Menschen hin entsteht und auch untereinander

Pfarrer Amann

Ganz wichtig sei, nicht zu trauern, was in den kommenden Tagen nicht möglich sein wird, sondern „Gott im Jetzt, immer im Heute, immer in der jetzigen Situation suchen und einlassen.“ Dann könne innerlich viel Kraft, Nähe und Glück einkehren. Amann rät zudem, mit verschiedenen Sinnen die Zeit zu erleben. Nicht nur durch die Gottesdienste der Diözese und den Youtubekanal (SE Oberer Heuberg), in dem eine tägliche Eucharistie- und andere Feier ab 19, 19.30 Uhr mit dem eigenen Pfarrer gefeiert werden kann. „Es ist unglaublich, welche innere Verbindung über dieses Medium zu den Menschen hin entsteht und auch untereinander“. Immer wieder würde ihm rückgemeldet, dass nicht nur geschaut, sondern mitgebetet und mitgesungen wird und dass es den Menschen sehr wichtig ist, die vertraute Stimme zu hören: „Ein großes Stück Nähe, wo doch so viel räumliche Entfernung da ist.“

Auf Gründonnerstag werde auch die Homepage ( www.kse-oberer-heuberg.de ) online gehen.

Verbundenheit durch Glockengeläut

Verbundenheit wolle man auch schaffen durch das tägliche ökumenische Glockengeläut um 19 Uhr, man könne eine gut geschützte Kerze auf die Fensterbank stellen. Auch am Sonntag läutet die Glocke wie gewohnt zum Gottesdienst, es gibt Übertragungen im Fernsehen oder per Lifestream aus dem Rottenburger Dom und anderswo. Zur gleichen Zeit feiere er, Pfarrer Johannes Amann, Eucharistie in einer der Kirchen der Seelsorgeeinheit, auch am Ostersonntag. Durch diese Gottesdienste sei schon jetzt eine große Verbundenheit gewachsen, „und es wird neu bewusst, welche Bedeutung das stellvertretende Gebet hat.“

Für Kinder gibt es auf die Kar- und Ostertage zugeschnittene Malbilder, die in den Kirchen ausliegen.

Platz fürs Beten einrichten

Grundsätzlich empfiehlt Pfarrer Amann einen Platz vorzusehen (ähnlich der Krippe an Weihnachten), den man ja nach dem entsprechenden Tag gestalten könne und im Gotteslob gebe es viele Lieder und Texte zur Karwoche und zu Ostern.

Ganz viele Ideen hat Pfarrer Amann zum sinnlichen Erfahren der Festtage, zum Beispiel eine Schüssel Wasser und ein Handtuch zum Thema der Fußwaschung bereit zu stellen und sich zu fragen: Wer dient gerade in diesen Tagen den Menschen? Wer riskiert für seine Mitmenschen die Gesundheit? Sein Leben? Womit kann ich dienen?

In der Kirche wird wie gewohnt der Altar entblößt

Oder man könne auch das letzte Abendmahl symbolisieren und sich mit dem Thema Todesangst Jesu, Angst überhaupt auseinandersetzen. Man könne zum Abendmahl Brot backen und vielleicht einer älteren Person bringen, „sich verbunden fühlen mit allen, die in dieser Nacht für ihre Mitmenschen da sind, oder jenen, die sich einsam fühlen.“ In den Kirchen werde wie gewohnt der Altar entblößt, der Tabernakel geöffnet und dann schweigen die Glocken bis einschließlich Karsamstag.

Kreuz am Karfreitag

Am Karfreitag könne man zum Beispiel aus Naturmaterialien ein Kreuz gestalten und an einen besonderen Platz legen, einen Kreuzweg beten oder Bilder anschauen, oder zu einem Feldkreuz gehen oder einen Kreuzweg draußen gehen, ohne natürlich eine Gruppe zu bilden. Die Todesstunde Jesu um 15 Uhr könnte durch das Ausblasen einer Kerze symbolisiert werden, oder die Todesanzeigen ausschneiden und ans Kreuz legen, um an die Trauernden zu denken und für die Toten zu beten.

In den Kirchen würden wie immer die Kreuze enthüllt. Gläubige dürfen auch einzeln zur Andacht und zum Gebet in die Kirche kommen, unter Einhaltung aller Regeln und Vorschriften. Die Vorschläge zum Karsamstag und zu Ostern werden wir am Karsamstag veröffentlichen.