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Bürgermeisterwahl

„Ich möchte Familienmensch werden“

Gosheim / Lesedauer: 3 min

Gosheims Bürgermeister Bernd Haller zu den Gründen für seinen angekündigten Rückzug
Veröffentlicht:30.01.2018, 12:12

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Es ist ein Paukenschlag gewesen beim Gosheimer Neujahrsempfang am Wochenende: Bürgermeister Bernd Haller verkündete, dass er nach 24 Jahren im Amt bei der Bürgermeisterwahl im Herbst nicht mehr antreten werde (wir berichteten). Redakteur Michael Hochheuser sprach mit ihm über die Hintergründe.

Herr Haller, wann ist die Entscheidung gereift, nach drei Amtsperioden als Gosheimer Ortsoberhaupt nicht mehr zu kandidieren?

Ich führe seit mehreren Monaten intensive Gespräche mit meiner Familie. Im März werde ich 60. Ich möchte eine neue Lebensperspektive haben, mir Zeit nehmen für die Familie. Ich möchte ein Familienmensch werden. Die Zeit, die ich nicht gehabt habe für meine drei, inzwischen erwachsenen Kinder, möchte ich wenigstens für meine kleine Enkeltochter haben. Solange man dazu gesundheitlich in der Lage ist – schließlich ist man keine 30 mehr.

Sie arbeiten seit 34 Jahren in der Gosheimer Verwaltung, zunächst zehn Jahre als Hauptamtsleiter, dann als Bürgermeister. Inwiefern spielt bei Ihrer Entscheidung dieser lange Zeitraum eine Rolle? Ermüdet Routine irgendwann?

Nein, denn es ist immer spannend in Gosheim . Das Aufgabenfeld ist vielfältig, es hat Spaß gemacht. Es war relativ leicht, hier Bürgermeister zu sein, weil Gosheim finanziell gut aufgestellt ist. Es gibt noch einige Herausforderungen in den kommenden Monaten, unter anderem die Breitbandversorgung, die weitere Erschließung des Gewerbegebiets Sturmbühl und das Sanierungskonzept für die Ortsmitte.

Werden Sie ab Herbst nur noch die Beine hochlegen?

Nein. Ich habe ja noch einige Ämter, bin Aufsichtsrat bei der Baugenossenschaft und bin Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Skiwanderwege Heuberg.

Wie haben die Gosheimer auf Ihre Entscheidung reagiert?

Die allermeisten haben Verständnis gehabt, sowohl beim Neujahrsempfang als auch in den E-Mails, die ich seither bekommen habe. Der Tenor war, dass die Gosheimer es schade finden, aber meine Entscheidung verstehen können.

Wann soll ihr Nachfolger gewählt werden? Und wie schätzen Sie die Situation ein - glauben Sie, dass sich genügend Bewerber finden werden?

Die Bürgermeisterwahl wird wahrscheinlich am 21. Oktober sein. Ich denke, dass es einige Kandidaten geben wird. Gosheim ist eine attraktive Gemeinde, man kann was bewegen. Es wäre die richtige Plattform für jemanden, der zum Beispiel als Kämmerer oder Hauptamtsleiter einige Jahre Erfahrung für eine solche Stelle sammeln konnte. Denn es hat sich oft gezeigt, dass Seiteneinsteiger oder fachfremde Leute ihre Schwierigkeiten haben als Bürgermeister.

Wollen Sie sich komplett zurückziehen oder den neuen Bürgermeister unterstützen?

Meine Frau und ich werden in jedem Fall in Gosheim bleiben. Und keine Frage: Wenn mein Nachfolger mich braucht, werde ich ihm natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen.