Fridingen
Die Scheiffeles und der Tod im Baum
Fridingen / Lesedauer: 3 min
In letzter Minute entwischt Gottlieb Scheiffele dem Tod: Mit einer List macht er den Sensenmann auf einem Birnbaum dingfest. Doch dass daraufhin niemand mehr sterben kann, stürzt sogar Himmel und Hölle ins Chaos. Mit Manfred Eichhorns „Der Tod im Birnbaum“ zeigt der Kulturring Fridingen als Winterspiel ein Juwel unter den neueren Mundartstücken in einer brillanten Inszenierung.
Schlag auf Schlag folgen die Pointen. Ein ganzer Chor aus „Engele“ und „Teufele“ kommentiert singend zwischen den Aufzügen das Geschehen. Munter mischen schwäbische Originale wie „ Anna Scheiffele “ oder das „Herrgöttle von Biberach“ mit. Und hinter flotten, vergnüglichen Wortwechseln in schwäbischem, ja oft brettlesbreitem Fridinger Dialekt, verbergen sich tiefgründige Fragen: Kann man den Tod überlisten? Und wie sähe eine Welt ganz ohne den Tod aus?
„Anna Scheiffele“ (Marita Frey), Gottlieb Scheiffeles resolute Gattin, lockt den Tod (Franz Baum) gewieft auf einen Birnbaum. Anstatt Gottlieb (Stefan Pintz) mitzunehmen, sitzt der Tod nun hilflos auf dem Baum fest. Herunter kommt er nämlich nicht mehr ohne Gottliebs ausdrückliche Erlaubnis. Diesen Zauber verdankt der treuherzige, aber schlitzohrige Gottlieb einer guten Fee (Tina Buschle), die er vor dem Ertrinken gerettet hat.
Im Himmel ist ein Jahr später der Teufel los: Luzifer (wahrhaft diabolisch: Jürgen Hagen) beklagt sich über mangelnde Kundschaft bei Petrus (Herbert Christoph) und bei (der auf einem Auge blinden) Justitia (Beate Baum). Doch auch Petrus fehlt der Nachschub, denn: „Es wird nicht mehr gestorben auf der Erde“. Während Dr. Faust (Sven Reinmann) mit klugen Zitaten um sich wirft, fegt Frau Hölle (Lucia Sattler) auf der Suche nach ihrem Luzifer wie eine Naturgewalt über die Bühne herein. Mitten im Tumult entdeckt der heilige Antonius, der „Schlampertoni“ (Isabel Bührer), von oben den Tod in seinem Baum. Gemeinsam mit Luzifer wird Schlampertoni auf die Erde geschickt. Sie entdecken ihn zwar, können aber ohne Gottliebs Hilfe dort nichts ausrichten.
Inzwischen lässt Gottliebs Tochter Liesel (Hanna Merk) – ähnlich willensstark und stimmgewaltig wie ihre Mutter – den reichen, aber ungelenken (und perfekt stotternden) Baschde (Benedikt Faude) abfahren, weil ihr Michel (Louis Sattler) aus dem Krieg heimgekommen ist. Und dessen Schilderungen von verwundeten Soldaten, die vor Schmerz vergeblich nach dem Tod riefen, bringen Gottlieb zum Umdenken. Nach einer Zusage für einige weitere Lebensjahre lässt er den Tod wieder ziehen.
Es gibt viel zu lachen in diesem Stück. Doch einen reinen „Schenkelklopfer“ wollte Spielleiter Rieckmann nicht als abendfüllendes Stück anbieten. So ist mit „Der Tod im Birnbaum“ seine Wahl auf ein würdiges schwäbisches Pendant zum ur-bayerischen, tiefgründigen, aber humorvollen „Brandner Kaspar und das ewige Leben“ gefallen. Während Kaspar aber am Ende gerne dem Tod ins Paradies folgt, kommt der verschmitzte Gottlieb Scheiffele noch einmal davon – und es sieht ganz so aus, als würden er und seine Anna ihre neue Chance gemeinsam nutzen. Das Publikum war begeistert.
Weil die regulären Aufführungen fast ausverkauft sind, findet am Sonntag, 26. Januar, um 15 Uhr eine Zusatzvorstellung im Kulturringhaus Am Vogelsang statt. Kartenbestellungen unter www.steintaele.de .