Wählervereinigung

„Jetzt sind die Jüngeren dran“

Emmingen-Liptingen / Lesedauer: 4 min

Gerhard Störk scheidet am 21. Januar aus dem Gemeinderat von Emmingen-Liptingen aus
Veröffentlicht:17.01.2019, 18:32

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Gerhard Störk (Wählervereinigung) hat am Montag der vergangenen Woche Emmingen-Liptingens Bürgermeister Joachim Löffler mitgeteilt, dass er gerne zur nächsten Gemeinderatssitzung am Montag, 21. Januar, nach 25 Jahren aus dem Gremium ausscheiden würde. Nach einer so langen Amtszeit gibt es für diesen Schritt auch keinen Hinderungsgrund. Für ihn rückt Neshat Gashi in den Gemeinderat nach. Unser Redakteur Christian Gerards hat sich mit Gerhard Störk über seine Entscheidung unterhalten.

Herr Störk, es sind noch vier Monate bis zur nächsten Gemeinderatswahl. Warum treten Sie jetzt schon als Gemeinderat ab?

Ich bin von Beruf Direktor bei der Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg und habe im vergangenen Quartal meine Jahresplanung für 2019 gemacht. Dabei wurde mir klar, dass ich kürzertreten und Prioritäten setzen muss. Der Beruf fordert mich, da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes übrig. Ich halte es für notwendig, dass man sich als Gemeinderat über die Sitzungen hinaus auch Zeit nimmt, um im Kontakt mit den Vereinen und den Bürgern zu bleiben. Wenn das nicht mehr ausreichend möglich ist, sollte man reagieren. Das ist nicht der einzige Grund, aber der Hauptgrund.

Was kam jetzt noch dazu?

Es gibt auch private Gründe. Ich habe eine sechs Monate alte Enkeltochter, die in Konstanz lebt und mit der meine Frau und ich auch ein bisschen Zeit verbringen möchten. Sie soll ihre Großeltern kennenlernen können. Darüber hinaus möchte ich mein Hobby „Musik“ ausbauen; ich war früher Leadsänger und habe zehn Jahre lang Bandmusik gemacht. Seit drei Jahren trete ich wieder im Rahmen der langen Emminger Musiknacht in der Skihütte „Zur durschtigä Dupfee“ auf dem Witthoh auf. Insgesamt will ich mich jetzt einfach verstärkt auf andere, neue Dinge konzentrieren.

Wie war die Reaktion von Bürgermeister Löffler auf Ihren Vorstoß?

Er hat meinen Antrag respektiert. Wir haben uns gut unterhalten und manche Dinge Revue passieren lassen. Wir haben besprochen, wie die Gemeinderatssitzung aussehen könnte und ich habe Ihn gebeten, den Punkt auf die Tagesordnung für den 21. Januar zu setzen.

Wie haben die Kollegen im Gemeinderat reagiert?

Ich habe mit den Kollegen meiner Wählervereinigung gesprochen, nachdem ich Bürgermeister Löffler informiert hatte. Sie haben gewusst, dass ich zur kommenden Kommunalwahl nicht mehr zur Wahl antreten und damit in vier Monaten nicht mehr im Gemeinderat sitzen werde. Ich habe meine Entscheidung auch im Blick auf meinen Nachfolger Neshat Gashi perspektivisch für den künftigen Gemeinderat getroffen. Die Kollegen meiner Wählervereinigung haben dafür Verständnis aufgebracht.

Haben Sie mit Ihrem Nachrücker gesprochen?

Ja, ich habe Neshat Gashi gefragt, ob er bereit wäre, für mich weiterzumachen. Damit kann ich ihm eine kleine Steilvorlage für die Kommunalwahl im Mai geben. Er hat jetzt die Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und Verantwortung zu übernehmen. Das ist für ihn vielleicht auch Ansporn, sich wieder aufstellen zu lassen. Die Lage ist derzeit nicht berauschend. Wie ich höre hat nicht nur meine Wählervereinigung Schwierigkeiten, ihre Liste zu füllen.

Sie waren jetzt 25 Jahre im Gemeinderat aktiv ...

Ja, ich habe fast fünf Amtszeiten voll gemacht. Ich bin aktuell der dienstälteste Gemeinderat in Emmingen-Liptingen. Mehr als 20 Jahre hat noch keiner auf dem Buckel.

Und was nehmen Sie aus der Zeit mit?

Auch ich habe im Gemeinderat, der Schule der Demokratie, natürlich etwas gelernt. Es ist schon interessant, die Verhaltensweisen und das Kräftespiel der Akteure zu erleben. Es hat mir insgesamt Freude gemacht, auch wenn die eine oder andere Diskussion an die Belastungsgrenze gegangen ist. Demokratie lebt vom Wechsel. Jetzt sind die Jüngeren dran. Sie sollen ihre Chance bekommen und mit neuen Ideen in das Gremium reingehen. Ich habe kein Problem damit, mich zu verabschieden. Ich freue mich auf das, was kommt. Es wird spannend bleiben.

In den Jahren haben Sie geholfen, die Gemeinde Emmingen-Liptingen mitzugestalten ...

Die Aufgaben der Gemeinden sind weitgehend gesetzlich vorgegeben. Die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur wird von den Tiefbaumaßnahmen geprägt von denen optisch naturgemäß nicht viel zu sehen ist. Beim Hochbau haben wir in meinen Anfangsjahren als Gemeinderat die Schulgebäude in beiden Ortsteilen auf Vordermann gebracht und das bereits zu Zeiten, als die Bildung noch nicht so sehr wie heute im Fokus des Zeitgeschehens gestanden hat. Darüber hinaus waren die gesamten fünf Amtsperioden von der Fortentwicklung des Kindergartenwesens betroffen. Durch die Kindergartenneubauten in beiden Ortsteilen sind Akzente gesetzt worden. Meine Zeit als Gemeinderat möchte ich aber nicht nur an einzelnen Projekten festmachen. Funktionierende Demokratieprinzipien und die Ressource Recht waren mir ebenso wichtige Anliegen.