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Wo das Bier nach Heimat schmeckt

Aldingen / Lesedauer: 4 min

Im dritten Teil unserer Serie erinnert sich Helmut Scheffold an die alte Brauerei Rose
Veröffentlicht:17.03.2017, 09:58

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Das Rosenbräu-Bier war sehr beliebt in Aldingen . Aber wenn man den ehemaligen Braumeister Helmut Scheffold nach dem genauen Geschmack fragt, wird er eigen. Den Geschmack zu beschreiben, das ist ihm zu banal. Nur so viel: „Vor 30, 40 Jahren gab es einfach mehr geschmackliche Unterschiede unter den Bieren.“ Heute würden die Leute viel mehr von A nach B reisen und deshalb überall einen Einheits-Biergeschmack erwarten. Früher hätten die Leute mit Freude ihr eigenes, lokales Bier getrunken.

Helmut Scheffold ist stolz auf sein Rosenbräu, das merkt man ihm an. 1938 ist Scheffold in Aldingen geboren. Von 1961 bis 1996 war er in der Brauerei Rose als Braumeister tätig. Sein Onkel, Georg Scheffold , und später dessen Sohn, Georg Scheffold junior, waren Inhaber der Brauerei.

Scheffolds modernisierten Betrieb

Der Obermüller Andreas Rath hatte das Gebäude im Jahr 1840 als Wirtschaftsgebäude, Brauhaus und Brandweinbrennerei für seinen Sohn erbauen lassen. 1932 übernahmen die Scheffolds das Haus, als es in Konkurs geraten war und modernisierten den Betrieb. Helmut Scheffold lernte hier von 1952 bis 1955 das Handwerk und stieg im Jahr 1961 fest als Braumeister ein.

Er sei für den Einkauf der Rohstoffe – Hopfen, Malz, Hefe und Wasser – und die Bierproduktion zuständig gewesen. Gar nicht immer leicht sei das gewesen, denn die Qualität der Rohstoffe habe aufgrund der Witterung ständig variiert. „Da kommt es dann auf die glückliche Hand des Braumeisters an, durch Temperatur und Zeitvariation die Fehlnisse der Natur wieder auszugleichen,“ weiß Scheffold.

Die Brauerei Rose und die Wirtschaft im Haus davor seien eine Einheit gewesen, so Scheffold. Neben gehobener Küche wurde in der Wirtschaft vor allem das Rosenbräu serviert. „Es war das Haus am Platz in Aldingen“, so Scheffold, „für die Aldinger war es ein Treffpunkt. Es gab öfter festliche Veranstaltungen und Hochzeiten.“ Neben den Einheimischen seien viele Reisende im Gasthaus eingekehrt. Es sei eben eine gute Lage gewesen, direkt am Bahnsteig.

Bierboom in den 60ern

Besonders in den 60er Jahren brummte das Geschäft. „In der Zeit hat es einen regelrechten Bierboom gegeben“, sagt Scheffold. Zum Teil habe man Probleme gehabt, mit der Produktion nachzukommen. „Das war einfach die Zeit, die Leute haben wieder Geld gehabt, um Bier zu kaufen.“ Viele italienische Gastarbeiter hätten in Aldingen zu der Zeit im Betrieb ausgeholfen. „Das waren gute, sehr arbeitswillige Menschen“, sagt Scheffold.

Die Konkurrenz für die Brauerei Rose war ziemlich stark. In Spaichingen hat es drei Brauereien und eine weitere in Rottweil gegeben. Aber Aldingen konnte sich damals behaupten. „Wir hatten einen guten, modernen Betrieb. Von der Technik her waren wir gut ausgestattet,“ sagt Scheffold. Ein besonderes Jahr sei darum das Jahr1964 gewesen, als ein Teil des Gebäudes abgerissen worden und ein neues Sudhaus gebaut worden ist. Zwei große Kupferkessel wurden eingebaut, die jeweils 95 Hektoliter Bier fassten. „Das war etwas Besonderes“, so Scheffold.

Pils, Spezial und Starkbier wurden in den Kessel gebraut. Brauch war, dass der Bierbrauer selbst vier Liter Austrunk erhielt. Am Tag. „Mir wäre schon etwas komisch, wenn ich einen Sohn hätte, der so viel trinkt, wie ich damals“, sagt Scheffold schmunzelnd.

„Bis zum Schluss“ sei Scheffold Braumeister in der Rose gewesen. Mit Schluss meint er das Jahr 1996, als der Betrieb von der Hirschbrauerei übernommen wurde. Die Immobilie blieb in den Händen von Georg Scheffold, doch das Bier kam jetzt von der Hirschbrauerei. „Wir haben das Ende nahen sehen, aber als es soweit war, ist man doch erschrocken“, so Scheffold. Nach so langer Zeit habe er kein anderes Bier brauen wollen. „40 Jahre lang konnte ich bestimmen, was gemacht wird. Da wollte ich mich nicht unterordnen,“ sagt Scheffold, der damals in Rente ging und seine Zeit in der Rosenbrauerei beendete.

Georg Scheffold, inzwischen verstorben, verkaufte die Brauerei später. Heute wird hier kein Bier mehr gebraut. Die Brauerei gehört heute Familie Kalde und die Wirtschaft der italienischen Familie Campobasso. Derzeit ist die Wirtschaft aber geschlossen.