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Knappe Ressource: Warum gerade jetzt die Blutspenden ausgehen

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

In Baden-Württemberg gehen die Vorräte aus – Das sind die Ursachen
Veröffentlicht:20.05.2022, 05:00

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Die Blutspenden gehen derzeit stärker zurück denn je. Darüber informiert der Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen.

Die Rede ist von einer „dramatisch angespannten Versorgungslage“. Im Kreis Sigmaringen ist der Rückgang zwar etwas geringer als landesweit, aber trotzdem sei es umso wichtiger, gerade jetzt Blut spenden zu gehen, sagt Eberhard Weck , Sprecher des Blutspendediensts im Gespräch mit Schwäbische.de.

Die Ursachen hängen laut Weck indirekt mit der Coronapandemie zusammen: „Die Leute holen das nach, was zwei Jahre auf der Strecke geblieben ist.“ Normalerweise sei es bereits üblich, dass an den ersten warmen Tagen die Spenderbereitschaft zurückgeht, weil die Menschen „abgelenkt“ werden und nach draußen drängen, sagt der Pressesprecher.

Massivere Ausfälle als sonst

Dieses Jahr sei das aber noch massiver. „Es gibt eine extreme Kurzreisetätigkeit, viele sind unterwegs“, sagt er. Das bedeute zwar nicht, dass die Menschen grundsätzlich als Blutspender abspringen, aber sie verschieben die Spende nach hinten, was im Zweifel zu Problemen führt, wie es sie jetzt gibt.

Wir nehmen alles und jeden.

Eberhard Weck

Konkret geht es um zehn- bis 15-prozentige Rückgänge. Im Kreis Sigmaringen beläuft sich der Rückgang nur auf 5,7 Prozent, was Weck lobt, aber: „Wenn wir jeden Tag so viel verlieren, sind irgendwann die Vorräte leer.“

Gemeint ist das Depot, in dem für gewöhnlich Blut für dreieinhalb bis fünf Tage vorgehalten wird, um schlechte Spendertage zu überstehen. Dieses Mal sei der Rückgang aber so drastisch, dass nur noch Blut für weniger als zwei Tage zurückgehalten werden kann. „Dann wird es kritisch“, sagt Weck.

Krankenhäuser bekommen weniger Blut

So musste der Blutspendedienst bereits Bestellungen von Krankenhäusern kürzen. Diese haben ein eigenes Depot und stocken das auf, was bei Operationen verbraucht wird. Dieses übliche Aufstocken sei gerade phasenweise aber nicht möglich.

„Schlimmstenfalls“, sagt Weck, „müssen nicht notwendige Operationen zurückgehalten werden, ähnlich wie in der Zeit der Pandemie.“ Dass Notfälle nicht versorgt werden können, habe er in seiner 32-jährigen Tätigkeit aber noch nicht erlebt. Dafür werde genügend Vorrat zurückgehalten.

Generalspender besonders gefragt

Eine Blutgruppe, die dabei heraussticht, gibt es übrigens nicht. Zwar sei es so, dass die seltene Gruppe Null Rhesus negativ besonders knapp sei, da es sich bei den Spendern um Generalspender handelt, aber auch an den übrigen Blutgruppen fehlt es. „Wir nehmen alles und jeden“, scherzt Weck, meint es aber durchaus ernst.

Engpässe habe es schon öfter gegeben, wenn auch nicht so starke wie dieses Mal. In der Coronapandemie sei das jedoch nicht passiert, betont Weck. Dadurch, dass kaum Aktivitäten möglich waren, haben sogar besonders viele Menschen Blut gespendet. Gleichzeitig komme es am Anfang der Sommerferien regelmäßig zu einer Ermüdung der Spendenbereitschaft – oder seit einigen Jahren während der geballten Feiertage im Frühling.

Das Problem sei, dass der Blutspendedienst die Termine frühzeitig der Aufsichtsbehörde ankündigen müsse. Kurzfristige Termine bei Engpässen sind also nicht möglich. Ein weiterer Faktor: Es gibt laut Weck nicht übermäßig Personal, das Blut abnehmen darf, weshalb die Termine sinnvoll verteilt werden müssen.

Schöne Tage lassen sich nicht vorhersagen

Die Situation rund um die ersten schönen Sonnentage im Jahr plane der Blutspendedienst dennoch ein, sofern das möglich ist. „Ich habe auch mal das Wetteramt angerufen, aber es lässt sich ja nicht Wochen vorher genau vorhersagen, wann schönes Wetter ist“, sagt Weck.

Viel mehr gebe es jetzt Aktionen, um die „Daheimgebliebenen an die Nadel zu bekommen“, erläutert er. Dazu zählt zum Beispiel das Verschenken von Grillzangen und das Verlosen von Grills ab Ende Mai. „Aber Kliniken, die sogar eine Aufwandsentschädigung fürs Blutspenden zahlen, haben dasselbe Problem wie wir, da kommen wir mit solchen Aktionen auch nicht weit“, so Weck.

Er rechnet damit, dass sich die Lage Ende Juni wieder entspannt: „Das war zumindest bisher immer so.“ Sobald täglich wieder um die 2700 Blutspenden eingehen, dürfte das passieren. Aber der Bedarf in Kliniken steigt derzeit, weil viele durch die Pandemie verschobenen Operationen nun nachgeholt werden. Daher setzt der Blutspendedienst auch weiterhin auf 20 tägliche Termine in Baden-Württemberg und Hessen .