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Betrugstat

Vermeintliche Rohrreiniger müssen vor Gericht

Sigmaringen / Lesedauer: 2 min

Staatsanwaltschaft Hechingen vermutet bundesweit agierendes Netzwerk. Drei Männer sind angeklagt.
Veröffentlicht:02.12.2020, 17:00

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Die Staatsanwaltschaft Hechingen hat gegen drei Männer aus dem Ruhrgebiet Anklage erhoben. Den Männern wird vorgeworfen, als Mitglieder einer bundesweit agierenden Gruppe im Sommer 2019 in Baden-Württemberg als professionelle Rohrreiniger und Schädlingsbekämpfer aufgetreten zu sein und dabei zahlreiche Betrugstaten begangen zu haben. Unter anderem hat es solche Betrügereien auch im Kreis Sigmaringen gegeben, wie die Staatsanwaltschaft Hechingen mitteilt.

Zwei jeweils 25-jährige Männer befinden sich aufgrund von Haftbefehlen seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft; der Haftbefehl gegen einen Angeschuldigten (23 Jahre) wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Nach einem vierten Verdächtigen (22) wird bis heute gefahndet. Gegen ihn wurde eine Anklage vor diesem Hintergrund noch nicht erhoben.

Im Juni und Juli 2019 waren bei der Polizei im ganzen Bundesland gehäuft Taten nach einem wiederkehrenden Muster – unter anderem in Albstadt, Burladingen und dem Kreis Sigmaringen – zur Anzeige gebracht worden: Stets beklagten die Geschädigten, von vorgeblich professionellen Rohrreinigern übers Ohr gehauen worden zu sein.

Sie hätten über Internetsuchmaschinen nach Rohrreinigungsunternehmen gesucht, wobei sie jeweils auf seriös anmutende Anbieter gestoßen seien und telefonisch Kontakt hergestellt hätten. Daraufhin sei ein Rohrreinigungs-Team erschienen, welches die Lage vor Ort begutachtet und sodann keine oder allenfalls oberflächliche Leistungen erbracht hätte. In der Folge sei abkassiert worden.

In allen Fällen sollen die Angeschuldigten ihre Kunden von der besonderen Schwere einer Verstopfung überzeugt und sie dann dazu bewegt haben, für einen als solchen bezeichneten „Spülwagen“ in Vorleistung zu treten und erhebliche Geldsummen in bar oder per Überweisung zu bezahlen. Einen „Spülwagen“ sollen die Angeschuldigten unterdessen nie bestellt haben. Ihnen legt die Staatsanwaltschaft darüber hinaus zur Last, unter dem Vorwand vorgeblich nicht erfolgreicher EC-Buchungen zusätzlich in diversen Fällen mehrfach abkassiert zu haben. Neben Rohrreinigung soll mitunter auch Schädlingsbekämpfung angeboten worden sein, wobei auch hier eine Leistung nicht erbracht worden sei.

Die Ermittler gehen vom Bestehen eines bundesweit agierenden Netzwerks aus. Die Hechinger Staatsanwaltschaft übernahm zahlreiche Fälle von anderen Behörden, weswegen vor dem Hechinger Schöffengericht Sachverhalte aus ganz Baden-Württemberg zur Verhandlung kommen. Die Verhandlung erfolgt vor dem Hechinger Schöffengericht. Ein Termin besteht noch nicht.