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Baustelle

Rüdiger Sinn arbeitet und lebt auf einer Baustelle

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Nach 27 Jahren in der Fremde kehrt der Journalist zurück
Veröffentlicht:18.10.2018, 16:41

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Rüdiger Sinn kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Knapp 30 Jahre lang war er weg. Nun hat er sich in der Jägerstraße ein Haus gekauft und baut es mit eigener Kraft um. Der freie Journalist wird über den Umbau und seine Beobachtungen in Sigmaringen eine Kolumne schreiben, die im 14-tägigen Rhythmus immer montags in der „Schwäbischen Zeitung“ erscheinen wird.

Rüdiger Sinn hat keine Eile. Der 47-Jährige ist in sein Haus eingezogen, bevor der Umbau begonnen hat. „Die Langsamkeit hat am Ende Vorteile, weil langsamer bauen zugleich überlegter bauen heißt.“ Bauherren, die innerhalb von wenigen Monaten ein Haus hochziehen lassen, bauen in einer ganz anderen Geschwindigkeit. Wer so umbaut wie der gebürtige Sigmaringer, der muss wissen, dass die Baustelle zum Alltag wird. „Das halten nicht alle Menschen aus.“

Der erste Spatenstich erfolgte im Keller und ist durchaus wörtlich gemeint. Weil die Kellerräume zu niedrig waren für den Einbau eines Warmwasserspeichers, grub Sinn den Raum einen halben Meter tiefer, trug in Eimern zweieinhalb Tonnen Aushub ins Freie und schalte die Wanne mit Beton aus. Ein bisschen Zeitdruck besteht zwischenzeitlich doch, denn aktuell wartet der Bauherr auf seine Heizung.

Durch das langsame Bauen entwickeln sich Ideen, auf die Sinn sonst vielleicht nicht kommen würde: Das aus der Gründerzeit stammende Haus ist mit für heutige Verhältnisse kleinen Fenstern ausgestattet. Der Bauherr will als zusätzliche Lichtquelle in beiden Etagen Schlitze einziehen. „So kommt Licht und Wohnlichkeit ins Innere“, sagt er. Um den Charakter der Fassade nicht zu sehr zu beeinflussen, achtet er bei der Anordnung der Schlitze auf Symmetrie.

Rüdiger Sinn traut sich den Umbau in Eigenregie aus mehreren Gründen zu: Vor circa 20 Jahren hat er in Neufra bei Gammertingen schon einmal ein Haus umgebaut. Sinn ist gelernter Schreiner, arbeitete einige Zeit als Zimmermann und aktuell als freier Journalist für eine handwerkliche Fachzeitschrift.

Als Nomade war er viel unterwegs in den vergangenen Jahrzehnten: Weingarten, Tübingen, Stuttgart, Schweden, Neufra, Gütersloh. Nach der Schreinerlehre bei der Alno in Pfullendorf studierte Sinn auf Lehramt und unterrichtete für einige Jahre an der Sebastian-Ott-Schule des Hauses Nazareth. In Tübingen sattelte er das Studium der Medienwissenschaften drauf und ist seitdem journalistisch tätig.

Schwäbische Heimatgefühle

In Produktionswochen arbeitet der 47-Jährige nach wie vor für den Fachverlag in Gütersloh, doch immer, wenn er zurück in Richtung Süden kehrt, fühlt er sich daheim. „Wenn ich auf der A 81 in Richtung Stuttgart fahre, kommen heimatliche Gefühle auf.“ Der gebürtige Stuttgarter ist in Sigmaringen aufgewachsen. Seine Zeit bei den Pfadfindern empfand er als prägend. Sinn spielte für den FC Laiz Fußball und er gründete die Semerenger Riedhexen als Alternative zum alteingesessenen Vetter Guser.

Warum kehrt er nach 27-jährigem Fortsein zurück? In Sigmaringen fand er ein bezahlbares Wohnhaus und eine ihm trotz der langen Abwesenheit nicht ganz fremde Umgebung vor. Ausschlagend waren seine im Deggenhausertal lebenden Patenkinder. Sinn gründete die Lebensgemeinschaft Haslachhof, die auf einem ehemaligen Pferdehof im westlichen Bodenseekreis zusammenlebt und auf der sogenannten Permakulturszene basiert. Hier geht es darum, den Ressourceneinsatz möglichst klein zu halten und in natürlichen Kreisläufen zu denken. „Bestehende Lebensformen führen dauerhaft in eine Einbahnstraße“, sagt er.

Mit gemeinschaftlichen Wohnformen dieser Art möchte er sich auch in Zukunft beschäftigen, deshalb könnte er sich vorstellen, dass sein Haus an der Jägerstraße zu einem gemeinschaftlichen WG-Haus wird.

Aber wie gesagt: Keine Eile, bitte.