Partypass

Partypass wird digital

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Jugendstiftung stellt App vor – Eltern sollen mehr Verantwortung übernehmen
Veröffentlicht:29.06.2018, 17:59

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Den Partypass, der im Jahr 2011 eingeführt wurde, gibt es jetzt auch digital. Das Ziel: Jugendliche, die noch keine 18 Jahre alt sind, an Veranstaltungen teilnehmen lassen, auch wenn diese am Abend stattfinden. Die Jugendstiftung Baden-Württemberg hat gemeinsam mit den Landkreisen Sigmaringen, Biberach, Konstanz und Zollernalb die neue Partypass-App im Sigmaringer Landratsamt vorgestellt. Eingeladen waren Vertreten von Behörden, Veranstaltern, Polizei und Sicherheitsdiensten.

„Die App ist bewusst einfach gehalten“, erklärt Sandra Guggemos von der Jugendstiftung Baden-Württemberg. Die Jugendlichen registrieren sich mit Foto und ihren Daten, loggen sich am Veranstaltungsort mit Hilfe eines QR-Codes ein – und beim Verlassen der Party wieder aus. Wer sich zu spät – also nach 24 Uhr – ausloggt, dessen Daten werden direkt per E-Mail an die zuständige Gemeindeverwaltung weitergeleitet. Die informiert dann die Erziehungsberechtigten des Jugendlichen. Die Briefe an die Eltern seien wichtig, um diese mit in die Verantwortung zu nehmen, erklärt Dietmar Unterricker von der Sigmaringer Kinder- und Jugendagentur ju-max. Einige Gemeinden würden diesen Effekt sogar verstärken, indem sie Gebühren verlangen. Nach dem gleichen Prinzip funktionierte der Partypass auch bisher. Nur mussten die Jugendlichen den Pass bisher als Datei aus dem Internet herunterladen, ausdrucken und von Hand ausfüllen. „Der Partypass in Papierform hat sich etabliert“, sagt Rafael Veser vom Dezernat für Soziales im Landkreis Sigmaringen. Mehr als 560 000 Mal sei er insgesamt bereits heruntergeladen worden. Aber jetzt sei es an der Zeit, ihn zu modernisieren. „Fast 100 Prozent der Jugendlichen heute haben ein Smartphone und würden ohne dieses ohnehin niemals eine Veranstaltung besuchen.“

Entwicklung kostet rund 40 000 Euro

Die Jugendstiftung Baden-Württemberg hat sich die Digitalisierung des Passes zum Ziel gesetzt und arbeitet schon seit 2012 mit verschiedenen Software-Entwicklern zusammen. Jetzt ist die App fertig und die Jugendstiftung hat auf ihre Entwicklung sogar ein Patent abgeschlossen. Aber nicht etwa, um mit der App Geld zu verdienen. Im Gegenteil, sagt Wolfgang Antes von der Jugendstiftung Baden-Württemberg: „Wir wollen vermeiden, dass die App kommerzialisiert wird. Nicht zuletzt wegen des Datenschutzes“, versichert er. Rund 40 000 Euro habe die Entwicklung der App gekostet, sagt Antes. Die Kosten teilt sich die Jugendstiftung mit dem Landeskriminalamt (LKA). Das LKA nutzt die App für Warnhinweise und Sicherheitstipps.

App für Veranstalter ab dem kommenden Jahr kostenpflichtig

Jugendliche können die App kostenlos nutzen. Auch für die Veranstalter ist die App erstmal gratis. „Als kleiner Einstiegsanreiz“, erklärt Sandra Guggemos. Ab dem kommenden Jahr wird den Veranstaltern, die den digitalen Partypass nutzen, pro minderjährigem Gast ein Centbetrag in Rechnung gestellt. Mit dem Geld, das die Jugendstiftung so einnimmt, sollen die laufenden Kosten der App gedeckt werden.

Besonders die Vertreter der Sicherheitsdienste, die zur Informationsveranstaltung ins Sigmaringer Landratsamt gekommen waren, sparten nicht mit kritischen Fragen. Was passiere wenn der Akku leer sei oder das Handynetz überlastet? Oder, was in ländlichen Gegenden gar nicht so unwahrscheinlich sei, das Handy keinen Empfang habe? Auch was die Sicherheit der App betrifft, äußerten Teilnehmer Bedenken. „Die Jugendlichen werden Möglichkeiten suchen, das System auszutricksen“, waren sich viele der Teilnehmer einig. Technisch könne sicherlich mit der Zeit noch etwas aufgerüstet werden, gab Wolfgang Antes daraufhin zu. „Und eine einhundertprozentige Sicherheit gibt es wahrscheinlich nie.“ Aber die App solle in erster Linie ja auch kein Kontrollinstrument sein, wandte Stefan Gebauer vom Kreisjugendreferat Konstanz ein. „Im Gegenteil: Wir wollen die Feste für die Jugendlichen öffnen, sie mitnehmen, nicht ausgrenzen.“ Dafür brauche es Lösungen wie diese App, die für alle Beteiligten – also Veranstalter, Jugendliche und Sicherheitspersonal – einfach zu handhaben sei. „Sonst sind künftig wieder alle Veranstaltungen ü18 und unsere Jugendlichen müssen sich zum Feiern unter der Brücke treffen.“