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Seelsorgeeinheit

Mit neun Kräutern gegen Blitzschlag, Krankheit und Unheil

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Sigmaringer Gläubige feiern das Fest Mariä Himmelfahrt mit Kräutersegnung in St. Fidelis
Veröffentlicht:17.08.2022, 11:15

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Die Seelsorgeeinheit Sigmaringen haben am Montag, 15. August, das Fest Mariä Himmelfahrt auf traditionelle Weise gefeiert. Nach mehrjähriger Corona-Pause war diesmal auch das Kräuterbuschelbinden wieder möglich. Eingeladen waren alle Generationen – zum einen in die Gestaltung und Vorbereitung und zum andern zum festlichen Gottesdienst, berichtet die Kirchengemeinde St. Fidelis in einem Schreiben.

Schon am frühen Morgen machte sich eine kleine Gruppe mit Naturexperte Alfred Bauernfeind auf, um auf Wiesen, Äckern oder am Straßenrand möglichst viele Kräuter zu sammeln: Johanniskraut, wilde Kamille, wilder Majoran, aber auch die berühmte Königskerze, Rainfarn, Goldruten und Sonnenblumen. Zuletzt ging es in den Inzigkofer Kräutergarten, wo duftende Pfefferminze, Verbene, Zitronenmelisse, Salbei, Rosmarin und Thymian warteten.

Beim Gemeindehaus St. Fidelis wurde alles in Eimer gelagert und für die Nachmittagsaktion vorbereitet. Anita Fischer und ehrenamtliche Helfer standen den Familien und Gästen zur Seite, um ihre Sträuße nach eigenen Vorstellungen zu binden. Die frühere Pfarrsekretärin von St. Fidelis setzt sich mit viel Engagement schon seit den 90er Jahren für das Weiterführen dieses beliebten Brauches ein. In Zusammenhang mit der „Zukunftswerkstatt St. Fidelis“ konnten auch jüngere Ehrenamtliche zur Mithilfe gewonnen werden.

Um 18 Uhr fand in der Fideliskirche der festlicher Gottesdienst mit der Kräutersegnung statt, ein Ritual, das bis ins 9. Jahrhundert zurückgeht. Wer keinen Kräuterstrauß hatte, konnte in der Kirche gegen eine Spende einen erwerben. Nach der Kräutersegnung werden die Sträuße zuhause aufgehängt und sollen vor Krankheit, Blitzschlag und anderem Unheil schützen. Mindestens neun Kräuter sollten es sein, heißt es. Anita Fischer weiß: „Dass Kräuter gerade an Mariä Himmelfahrt eine besondere Rolle spielen, hat zum einen praktische Gründe: Im Hochsommer stehen die meisten Heilkräuter in voller Blüte und Pracht. Zum anderen passt die Kräutersegnung zum Marienfest. Diese Pflanzen symbolisieren ein ganzheitliches Heilwerden, was der Gottesmutter ebenfalls zuteil geworden ist.“

Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Baumgartner, Diakon Knubben und dem Vertretungspater Bruno festlich gestaltet und von einem Kantorentrio musikalisch wunderschön umrahmt. Diakon Knubben setzte sich in seiner Predigt mit dem Fest Mariä Himmelfahrt sehr umfassend auseinander – er beleuchtete es aus Sicht verschiedener Kulturen der christlichen Tradition, zeigte aber auch den Zugang der unterschiedlichen Geschlechter zu Maria auf. Beeindruckend für vielen Gottesdienstbesucher war, wie er die Gedanken über Maria von seiner Ehefrau schilderte.

Nach dem Gottesdienst waren alle Besucher ins Gemeindehaus eingeladen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Nebst den vorbereiteten Speisen durch Christine Schmid und ihr Team gab es eine reichhaltige Vielfalt an Rezepten, vom slowenischen Zaziki über die klassische Kräuterbutter bis zum asiatischen Brotaufstrich mit Feigen. Das Fazit einer siebenköpfigen Familie mit armenischen Wurzeln fasst zusammen, was ein solches Fest bewirken kann: „Der Gottesdienst war festlich, wir haben uns sehr wohl gefühlt, mit vielen Menschen gesprochen und möchten im kommenden Jahr auch selber aktiv mithelfen.“