
Die beiden größten christlichen Pfarrgemeinden in Sigmaringen haben mit reduzierter Besucherzahl die Ostergottesdienste gefeiert. Gemeinschaft, darüber sind sich die evangelischen und die katholischen Kirchenbesucher einig, sei nach einem Jahr der Pandemie von größter Bedeutung. Während die evangelische Kirche ihre Gottesdienste ins Freie verlegte, reduzierte die katholische Kirchengemeinde die Besucherzahl und verlangte dafür eine Anmeldung.
Im vergangenen Jahr zu Ostern durften in Deutschland keine Gottesdienste gefeiert werden. Dass dies in diesem Jahr trotz schwieriger Coronalage möglich war, nahmen die Christen dankbar an. Am Karfreitag feierte die evangelische Gemeinde im Innenhof der Evangelischen Stadtkirche. Auf das Abendmahl wurde verzichtet. Pfarrer Matthias Ströhle begrüßte 20 Gläubige vor Ort und weitere am Telefon oder mit Bild über das Internet. Kantor Ferdinand Ehni und Sängerin Sabine Brükner sorgten für den musikalischen Teil der Feier. Ströhle ging in seiner Predigt nicht konkret auf die Pandemie ein, betonte aber: „Gemeinschaft ist gerade jetzt so wichtig, wie nie zuvor.“
Heidi Friedrich war mit ihrer achtjährigen Tochter gekommen, weil „die Passionsgeschichte mit zu Ostern gehört“. Zudem passe es zur gegenwärtigen Situation. Konfirmandin Leonie Beck fand den kurzen Gottesdienst „schön und feierlich“. Sie sehe in der Leidensgeschichte Jesu, dass man sich auch in schwierigen Zeiten nicht unterkriegen lassen dürfe. Für ihre Mutter Simone Beck war es ein Zurückerinnern an die eigene Konfirmationszeit. Auch für sie hatte der Gottesdienst in Pandemiezeiten eine besondere Bedeutung, denn gerade drohe „die wichtige Ostergeschichte im Alltag“ unterzugehen, sagte sie.
Der katholische Militärpfarrer Stefan Havlik verzichtete beim Festgottesdienst zum Ostermontag in St. Fidelis gleichermaßen darauf, die Pandemie direkt zu thematisieren. Trotzdem wurde deutlich, wie wichtig Glaube und Hoffnung gegenwärtig sind. Etwa 50 Personen besuchten den Gottesdienst. Mit Mundschutz und nach der Handdesinfektion wurden die Angemeldeten zu ihren Plätzen geführt. Havlik gestaltete das „wichtigste Fest der Christenheit“ festlich und mit viel Weihrauch. Ohne Predigt, aber mit Kommunion, die fast alle Kirchgänger entgegen nahmen, gedachte er in den Fürbitten unter anderem der Kranken und Ängstlichen und sprach somit indirekt die außergewöhnliche Situation an.
„Die Ostermesse war für mich ganz, ganz wichtig“, sagte Hildegard Huthmacher nach der Messe und ihr Sohn Martin bestätigte: „Endlich ist ein Stück Normalität wieder möglich.“ Es sei ein großer und tiefer Wunsch spürbar, sich in der Kirche und danach treffen zu können. Havlik ergänzte nach dem Gottesdienst: „Die Sehnsucht nach Gemeinschaft wird immer deutlicher, die Präsenz fehlt, es ist nun mal eine Gemeinschaftsreligion.“ Andrea Huthmacher, die das persönliche Namenschild aus der Kirchenbank mitgenommen hatte, sagte: „Hoffentlich brauchen wir das im nächsten Jahr nicht mehr.“