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Erdbeere

Gruppe will die "Solidarische Landwirtschaft" auch im Kreis Sigmaringen einführen

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Saisonales, unter fairen Bedingungen produziertes Bio-Gemüse frisch vom Acker: Was sich Sigmaringer Konsumenten derzeit nur auf den Teller träumen können, ist im Nachbarlandkreis bereits Realität. ...
Veröffentlicht:27.08.2019, 16:38

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Erdbeeren zu allen Jahreszeiten, Salat aus Holland, genormte Äpfel und niedriges Lohnniveau bei Gemüsegärtnern und Landwirten. Das ist in den meisten Fällen die Realität. Die Initiativgruppe „Landwirtschaft“, die sich aus Menschen aus Sigmaringen und dem Umkreis organisiert, sucht neue Wege des gemeinsamen Wirtschaftens. Bei der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) bekommen die Mitglieder das, was auf dem Acker wächst, regional und in Bio-Qualität. Die Bauern erhalten dabei angemessene Löhne und das Ernteausfall-Risiko wird solidarisiert.

Um ihr Wissen darüber zu erweitern, haben sich rund 15 Menschen aus Sigmaringen auf dem Hofgut „Hübscher“ südlich von Ravensburg getroffen, um die dortige Solawi zu besuchen. Demeter-Gemüsegärtner David Steyer , der Betriebsverantwortliche der Solawi-Ravensburg, führte die Gruppe durch die rund ein Hektar große Gemüseanbaufläche, auf der neben Tomaten und Auberginen im Gewächshaus auch Freilandkulturen wie Kohl, Zucchini oder Kürbis angebaut werden. „Wir wirtschaften solidarisch und teilen uns die Ernte, das ist das einfache Prinzip“, sagt Steyer.

Mitglieder zahlen Monatsbeitrag

Mit einem Richtwert, der in Ravensburg 60 Euro pro Gemüseanteil und Monat beträgt, werden die Kosten für den Anbau getragen. Allerdings verpflichten sich die Abnehmer, die bei einer Solawi „Prosumenten“ heißen, den Anteil monatlich im Voraus zu bezahlen. Damit werden die 1,7 Gärtnerstellen finanziert, Saatgut gekauft, Werkzeuge angeschafft und die laufenden Kosten getragen.

Es wird nichts weggeschmissen. Was zuviel ist, wird eben im Familienkreis verschenkt.

, Gemüsegärtnerin Leonie Frohmann

Der Betrag wurde bei der Gemüseplanung für das gesamte Jahr veranschlagt. „Da sich alle verpflichten, ein Jahr lang monatlich den Betrag zu bezahlen, können wir sehr genau wirtschaften“, erklärt David Steyer. „Und falls die Ernte ausfällt oder schlecht ist, dann trägt das die Gemeinschaft der Prosumenten mit“, weiß Steyer. Am Abholtag sind die Verteilstellen entsprechend voll. „Es wird nichts weggeschmissen. Was zuviel ist, wird eben im Familienkreis verschenkt“, ergänzt Gemüsegärtnerin Leonie Frohmann.

Mitglieder nennen sich "Prosumenten"

Ein weiteres Prinzip ist die Gemeinschaft der Prosumenten. Unter allen muss bei der sogenannten Bieterrunde im Herbst der monatlich zu zahlende Richtwert von 60 Euro erreicht werden. Falls jemand diesen Betrag nicht aufbringen kann, kann dies durch einen höheren Anteil eines anderen ausgeglichen werden. Wie das denn funktionieren könne, fragte eine Teilnehmerin. „Probiert es aus, ihr werdet sehen, es gibt Menschen, die gerne andere unterstützen“, war die Antwort des Gemüsegärtners.

In Ravensburg werden rund 50 Gemüsesorten angebaut. 100 Mitglieder seien eine überschaubaren Größe. „Gut ist, wenn man sich kennt“, sagt Steyer. Die Gemeinschaft hilft unterschiedlichen AGs, zum Beispiel Finanzen, Anbauplanung, Gemüse konservieren und bei mehr. Das unterstütze die Gemüsegärtner und stärke die Gemeinschaft.

Gruppe führt Gespräche mit Sigmaringer Landwirten

„Ich bin sehr beeindruckt von der Expertise der Gärtner und wie die Gruppe sich organisiert“, sagt Silvie Marks, die sich in der Initiativgruppe engagiert, „jetzt ist es an uns, Wege zu finden, wie das auch in Sigmaringen funktionieren kann“. Erste Gespräche mit Landwirten aus Sigmaringen hat die Initiativgruppe schon geführt. Ab Herbst soll die Werbetrommel gerührt und Mitglieder gesucht werden.