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Generalkonsul bringt den Nordosten Chinas näher

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

Vortrag von Peter Kreutzberger zeigt neue Sicht auf die eher unpopuläre Region des Reichs der Mitte
Veröffentlicht:13.06.2018, 15:20

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Die WFS-Wirtschaftsförderung Sigmaringen hat in ihre Räume der ehemaligen Kaserne eingeladen, um den Teilnehmern China und seine Möglichkeiten für Deutschland näher zu bringen. Der Generalkonsul Peter Kreutzberger und der Geschäftsführer der Sigmaringer Firma Schaefer berichteten von ihren Erfahrungen. Im Anschluss konnten 20 interessierte Teilnehmer zu dem komplexen Thema „China, ein Markt voller Potential“ Fragen stellen.

„China scheint weit weg und ist doch in der globalisierten Welt in vielem näher als gedacht“, mit diesen Worten begrüßte der Geschäftsführer der WFS-Wirtschaftsförderung, Alejandro Palacios-Tovar, die Vortragenden sowie Zuhörer und sagte, dass er selbst in Shanghai ein Jahr lang die Sprache und Kultur Chinas studiert habe.

Vermittelt hatte den Vortrag die deutsch-chinesische Gesellschaft Bodensee und deren Vorsitzende Haibo Xuan , die vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen war, um an der Universität Hohenheim über Obstbau zu promovieren. Viele deutsche Firmen suchen in China neue Möglichkeiten, entweder als Startup-Unternehmen oder mit Gründungen von Tochterfirmen. Wirtschaftlich gesehen befindet sich China zurzeit selbst im Wandel. Stand bisher die Produktion für westliche Firmen im Vordergrund, wird es mit seinen vielen Einwohnern zu einem interessanten Absatzmarkt. Beide Länder sind politisch und wirtschaftlich weiterhin bestrebt, sich enger zu vernetzen.

„Fühle mich dort pudelwohl“

Peter Kreutzberger promovierte in Shanghai über den deutschen Mittelstand in China, ist seit 2015 Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Shenyang und jetzt noch genau drei Wochen im Amt. Shenyang ist die Hauptstadt einer der drei Provinzen im Nordosten Chinas. Dieses Gebiet liege ihm besonders am Herzen: „Der Nordosten ist negativ belegt, er gilt kalt, dreckig und uninteressant, aber das ist nicht das gesamte Bild. Ich fühle mich dort oben pudelwohl.“ Falsche Bilder im Kopf hätten sich festgesetzt: „Kanzlerin Merkel besuchte erst 2016 Shenyang, nachdem sie Bilder von der modernen Stadt gesehen hatte.“ In einem dieser neuen Hochhäuser liegt das Konsulat im 21. Stockwerk. Er wolle nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die historischen und sozialen Hintergründe den Zuhörern näher bringen, so Kreutzberger: „Das bei uns auch als Mandschurei bekannte Gebiet Chinas ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, hat eine geringere Bevölkerungsdichte und im Vergleich zu ganz China auch eine geringere Wirtschaftskraft.“ Dennoch stecke jede Menge Potential in der Region, in der Russen und Japaner ihre kulturellen Spuren hinterlassen hätten.

Chance für Investoren

Auch die technischen Universitäten genießen einen guten Ruf. Deutsche Qualität und chinesische Geschwindigkeit („German Quality plus Chinese Speed“) seien für die chinesische Regierung zwei Flügel, die gemeinsam zum Höhenflug genutzt werden könnten. Kreutzberger sieht Chancen für ausländische Investoren. Kulturelles, wie die Eigenart, dass Dienstleistungen nicht bezahlt werden, sowie das Fehlen einer Privatwirtschaft, seien Herausforderungen. China öffne sich jedoch auch, so werde das duale Ausbildungssystem teilweise übernommen, um gegen den Fachkräftemangel anzugehen. Im Nordosten würden hochwertige, biologisch produzierte und gesundheitsfördernde Agrarprodukte hergestellt. „Die ganze politische Entwicklung ist allerdings mit einer gewissen Irritation verbunden“, so Kreutzberger. Er beendete seine Ausführungen mit einer Art Liebeserklärung für den Nordosten Chinas und einer Einladung, diesen zu bereisen.

Geschäftsführer Michael Gubisch berichtete von den Erfahrungen mit Höhen und Tiefen der Firma Schaefer aus Sigmaringen und zeigte die Skyline von Shanghai: „In China verändert sich permanent alles.“ Die Stadt wachse in einem atemberaubenden Tempo. Der Markt für Aufzugstechnik werde global betrieben. Man komme also an China nicht vorbei. Auf der Suche nach Verkaufsgebieten und Fertigungsstätten gab es 2003 erste Kontakte, 2004 scheiterte eine Zusammenarbeit mit einem dortigen Betrieb, aber 2005 sei die Firma mit einer Eigengründung erfolgreich gewesen. Faszinierend seien die Power der Chinesen und die Veränderung im Bereich Arbeitswelt und Technologie.

Die Gehälter für studierte Fachkräfte seien ungefähr gleich hoch wie hier, der normale Arbeiter verdiene rund ein Zehntel dessen. Die handarbeitsintensiven Zulieferungsprodukte würden in China hergestellt: „Seit 2010 ist die Verbindung eine Erfolgsgeschichte für uns.“