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Fluchtgeschichte

Fluchtgeschichte aus erster Hand erfahren

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Noori Mato und der Integrationsbeauftragte des Landkreises sprechen an der Bilharzschule
Veröffentlicht:20.02.2020, 20:03

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Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Was nehmen sie mit auf die Flucht? Und wie ist es, in Deutschland anzukommen? Zu diesen Fragen teilte Noori Mato, jesidischer Geflüchteter aus dem Nordirak, seine Erfahrungen mit einer neunten Klasse der Bilharzschule in Sigmaringen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Noori Mato schilderte die dramatische Situation, als 2014 der sogenannte Islamische Staat (IS) Jagd auf jesidisch gläubige Menschen machte. Er und Tausende anderer Menschen suchten damals Zuflucht im Sindschargebirge – unter katastrophalen Bedingungen, kein Wasser, keine Nahrung, kein Schatten. Und das Mitten im Sommer. Tagelang wurden sie vom sogenannten Islamischen Staat belagert und bedroht. Seine eindrucksvollen Erzählungen fesselten die Schüler, es war ihnen anzumerken, wie nah es ihnen geht, solche Dinge von einem unmittelbar Betroffenen zu erfahren, heißt es in der Mitteilung.

Noori Mato fragte in die Runde: „Stellt euch vor, ihr steht morgen auf und Deutschland wird vom IS überfallen. Eure Eltern sagen euch, packt eure Sachen in drei Minuten – was nehmt ihr mit?“ Die Antworten gingen von Katzen über Hygieneartikel bis hin zu wichtigen Stofftieren. Mato zeigte daraufhin was er dabei hatte – Verbandszeug, um den Menschen helfen zu können und etwas Brot, welches für seinen kleinen Neffen gedacht war.

Noori Mato ist es dann gelungen in die benachbarte Türkei einzureisen, wo er in einem Flüchtlingscamp Kinder in Arabisch unterrichtete. Später machte er sich auf den beschwerlichen Weg nach Deutschland, auf welchem er diverse negative Erfahrungen unter anderem auch mit Grenzschützern machte. Die Schülerinnen und Schüler bekamen einen guten Eindruck, wie gefährlich und strapaziös eine Flucht ins Ungewisse ist.

Über seine Ankunft in Deutschland sagt Mato: „Alles ist neu und fremd. Man versteht die Sprache nicht und weiß zunächst nicht, wie es weitergehen soll. Zudem braucht es Zeit, die kulturellen Unterschiede zu verstehen und sich darauf einlassen zu können.“

Der Integrationsbeauftragte des Landkreises, Bastian Rädle, berichtete von der praktischen Integrationsarbeit vor Ort, heißt es in der Mitteilung. In welchen Strukturen diese organisiert wird, wer zum Netzwerk gehört und wie bedeutend ehrenamtlich Engagierte in diesem Bereich sind. „Ich finde das Engagement von Herrn Mato einfach fantastisch. Es ist sicherlich nicht einfach, solch gravierende Erlebnisse vor einer größeren Gruppe zu erzählen. Es ist ihm aber ein großes Anliegen, dass die Öffentlichkeit erfährt, welch großes Leid Menschen durchlebt haben, bevor sie es zu uns, in ein Leben in Sicherheit, geschafft haben. Ich würde es mir wünschen, dass wir beide künftig noch viele weitere Klassen besuchen und auf diesem Wege junge Menschen für die Thematik sensibilisieren. Denn diese können dann wiederum zum Multiplikator im Freundeskreis und in der Familie werden.“