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Restaurtorenwerkstatt

Die Sigmaringer Restaurtorenwerkstatt Schulz-Lorch wird inzwischen in der vierten Generation betrieben

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Die Werkstatt in der Gorheimer Straße wird von Jürgen Schulz-Lorch und Daniela Lorch betrieben
Veröffentlicht:13.04.2017, 17:15

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In vierter Generation betreiben Daniela Lorch und ihr Mann Jürgen Schulz-Lorch die Restauratorenwerkstatt in der Gorheimer Straße. In den Häusern aus dem 19. Jahrhundert, die früher der Bildhauer und Altarbauer nutzte, bearbeitet das Ehepaar zusammen mit Mitarbeitern Kunstwerke vor allem sakralen Ursprungs. Derzeit gibt es einen großen Restaurationsauftrag für das Rottweiler Münster. Unter anderem werden mehrere hölzerne Türmchen, die erst kürzlich wieder entdeckt wurden, wieder hergerichtet.

Die Restauratorenwerkstatt arbeitet im ganzen süddeutschen Raum, wobei naturgegeben in Sigmaringen und Umgebung viele Objekte zu finden sind. So hat man unter anderem bereits in St. Johann, in der Josefskapelle oder an der Hedinger Kirche gearbeitet. Die Restauratorenarbeit erfordert immer höheren Aufwand. „Aus einem Handwerksberuf ist inzwischen ein akademischer Beruf geworden“, sagt Schulz-Lorch. Bevor die Arbeit beginnen kann, bedarf es zahlreicher Untersuchungen stilistischer und materieller Art, um danach unter anderem die Zusammensetzung von Lösungs- oder Reinigungsmittel zu bestimmen.

Durch den Umstand, dass die Werkstatt früher dem Altarbauer Marmon gehörte, gibt es auf dem Dachboden noch viele historische Gegenstände. „Wir haben da gewissermaßen ein Ersatzteillager geerbt, das uns immer wieder von Nutzen ist“, sagt Schulz-Lorch und zeigt einige hölzerne Kleinteile, die bei der Arbeit an den Rottweiler Türmchen zu Einsatz kommen sollen.

Daniela Lorch arbeitet an der Reinigung eines barocken hölzernen Engelchens. Sorgfältig tupft sie mit einem in Reinigungsmittel getunkten Wattestäbchen die Ecken und Windungen aus. Erst wenn der jahrhundertealte Schmutz entfernt ist, können die Ausbesserungen an den fehlenden Farbstellen vorgenommen werden, da sonst womöglich ein falscher Farbton gewählt würde. Alle Restaurierungsarbeiten müssen reversibel sein, das heißt, man kann das Werkstück in seinen vorherigen, originalen oder, wie in diesem Falln beschädigten Zustand zurückversetzen.

Jürgen Schulz-Lorch ist parallel dazu an einem anderen Arbeitsplatz mit Vergoldungen beschäftigt. Mit hauchdünnem Blattgold, ein zehntausendstel Millimeter dick, überzieht er sogenannte Krabben, das sind Dekorationsstücke, die sich auf den nach oben strebenden Teilen von Kirchtürmen befinden. Hier sollen sie die hölzernen Türmchen aus Rottweil, so genannte Fialen, ergänzen. Mit einem feinen Spachtel hebt Schulz-Lorch das dünne Goldblatt aus einem Heftchen mit Zwischenseiten zunächst auf ein Lederpolster. Durch leichtes Pusten wird das Blatt dann geglättet und mit dem Spachtel in kleinere Teil geschnitten. Mit einem breiteren, feinen Pinsel wird das fein fließende Gold dann auf der Krabbe verteilt. Weil das Blattgold so hauchfein ist, stellt der Verlust einiger kleiner Teile keinen allzu großen Schaden dar.

Schulz-Lorch restauriert natürlich auch Gemälde. Zwei davon stehen auf einer Staffelei bereit. Da sie dem Haus gehören, hat die Arbeit daran noch etwas Zeit. Enorm aufwendig war die Restaurierung einer Wand im Rottweiler Münster . Hier musste ein sich in Stab auflösender Putz hergerichtet werden, ein Unterfangen, das schwieriger ist, als es sich anhört, denn es kommt auf die genaue Zusammensetzung des Material an. Dazu bedarf es zahlreicher Versuche an unauffälligen Stellen. Schwierig für die Restauratoren ist die Abstimmung mit den Denkmalämtern, da sich hier nicht nur die Vorschriften und Einstellungen ändern, auch was ein Denkmal ist muss jeweils neu bestimmt werden. „Zurzeit arbeiten wir auch an der Sonnenlugerschule in Mengen“, sagt Schulz-Lorch.