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Stadtradeln

Das Ehepaar Drokur will 500 Kilometer schaffen

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Auftakt fürs Stadtradeln – Rund 150 Sigmaringer wollen drei Wochen lang weitgehend auf ihr Auto verzichten
Veröffentlicht:10.09.2018, 18:45

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Nicht schlecht, Herr Doktor Schulz: Zum Auftakt des Stadtradelns hat der Sigmaringer Zahnarzt seine eifrigsten Mitradler vors Rathaus geschickt. Rosi und Dieter Drokur vertreten die Mannschaft mit dem doppeldeutigen Namen: Zahnrad. Die beiden Rentner haben sich den „Zahnrädern“ angeschlossen, weil ihre Tochter in der Praxis arbeitet. „Mindestens 500 Kilometer schaffen wir“, sagt Dieter Drokur. Seine Frau fügt hinzu: „Zu zweit sind das dann 1000.“ Das Radler-Duo nimmt unter verschärften Bedingungen an der Aktion teil, denn am 19. September geht es für sie in den Urlaub. Ihre Mitradler haben dagegen 21 Tage Zeit.

Wer seine Ohren bei der Auftaktveranstaltung am Montagnachmittag vor dem Rathaus spitzt, der bekommt den Eindruck, dass in Sigmaringen ein wenig die Radeleuphorie ausgebrochen ist. Mehr als 800 Städte haben sich bundesweit schon zum Stadtradeln angemeldet und leisten damit ihren Beitrag zum Klima-schutz. In Sigmaringen sind es rund 140 Teilnehmer in 25 Mannschaften. „Und es werden stündlich mehr“, heizt die Klimaschutzmanagerin Mona Kramer den Wettbewerb an.

Ihr und den Initiatoren der Aktion geht es darum, für das Fahrrad im Alltag als Fortbewegungsmittel zu werben. Aus diesem Grund legt die Stadtverwaltung einen Dienstwagen für drei Wochen still. Der Wagen bleibt für diese Zeit als mahnendes Beispiel vor dem Rathaus stehen. „Der fährt keinen Meter mehr“, sagt Mona Kramer und legt dem Wagen eine Parkkralle an. Damit die Rathausbediensteten nicht auf andere Dienstwagen umsteigen, stellt ein Sponsor fünf Pedelecs zur Verfügung, die ab sofort hinter dem Rathaus bereitstehen. „Mit den Pedelecs ist man in der Stadt schneller unterwegs, weil man nicht erst bis zum Parkhaus laufen muss“, sagt Kramer.

Eine ähnliche Haltung vertritt der Grünen-Kreisrat Johannes Kretschmann, der als sogenannter Stadtradelstar das Gesicht der Aktion ist. Drei Wochen lang muss er komplett auf sein Auto verzichten. Dieses Versprechen gibt er ab und drückt Bürgermeister Marcus Ehm den Schlüssel in die Hand. „Ich habe keinen zweiten“, sagt er. Kretschmann bringt die Vorteile der Zweirad-Mobilität auf den Punkt: kostengünstig und gesundheitsbewusst. Er könne nicht nachvollziehen, warum das Fahrrad so ein geringes Ansehen genieße. „Junge, chice Mädchen fahren in Sigmaringen nicht mit dem Fahrrad zum Alfons X.“ Damit sich dies ändert, will er für das Radfahren werben. Zu einem Termin bei der Sparkasse in Ostrach – Kretschmann gehört dem Verwaltungsrat der Bank an – wird er im feinen Zwirn und auf zwei Rädern anreisen.

Für das Ehepaar Drokur ist so eine Strecke ein Nasenwasser: Schon am ersten Tag des Wettbewerbs führen die beiden die Kilometer-Hitliste an. 36 Kilometer sind sie am morgen gefahren, am Nachmittag sind es noch einmal knapp 50. Mit den anderen rund 30 Mitradlern fahren sie gemeinsam nach Mengen, wo sie sich mit den Stadtradlern aus Bad Saulgau zu einem Grillfest treffen. Doch weil den beiden der direkte Rückweg zu kurz ist, geht es über Hundersingen, Heudorf und Bingen zurück in ihre Heimatstadt. Schließlich zählt jeder Kilometer.