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Lokalredaktion

Christoph Wartenberg verlässt die SZ

Sigmaringen / Lesedauer: 2 min

Der Redakteur prägte den Lokalteil Sigmaringen beinahe 32 Jahre lang
Veröffentlicht:09.12.2019, 09:44

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Ein Schlachtross verlässt die Lokalredaktion Sigmaringen der „Schwäbischen Zeitung“: Christoph Wartenberg hat sich nach 32-jähriger Redakteurstätigkeit in den Ruhestand verabschiedet. Das erfahrenste Redaktionsmitglied fing 1987 bei der SZ an. Weil die damaligen Verleger kurzfristig einen Redakteur suchten, war sein erster Arbeitstag am 16. Dezember.

Wartenberg war „Allrounder“ in der Lokalredaktion: Da sich der 61-Jährige im gesamten Verbreitungsgebiet auskannte, war er für junge Kollegen wie ein Lexikon, das stets ansprechbar und auskunftsbereit war. In den vergangenen Jahren berichtete Wartenberg überwiegend aus der Kreisstadt. Er verfolgte das Geschehen im Gemeinderat, war ein meinungsfreudiger Redakteur, der, wenn es angebracht war, Themen pointiert kommentierte. Die Leser schätzten zudem seine mit feinem Humor geschriebenen Samstagsbetrachtungen in der Rubrik „Marktplatz“.

Sein Steckenpferd und Spezialgebiet war jedoch die Kulturberichterstattung. Seine Kulturbeflissenheit rührt aus seiner Studienzeit, in der er sich in seiner Heimatstadt Bonn und später in Tübingen mit Germanistik und Philosophie befasste und jeweils mit dem Staatsexamen abschloss. Bevor er zur SZ kam, hospitierte er für einige Zeit in der Dramaturgie des Schauspielhauses in Nürnberg, wollte aber nicht dauerhaft in diesem „brotlosen Gewerbe“ arbeiten.

Lokalchef Michael Hescheler würdigte die Arbeit Wartenbergs: „Was ich schätzen gelernt habe in den vergangenen Jahren: Zuallererst Deine Kollegialität. Und Du hast Aufgaben übernommen, die Du Dir nicht gewünscht hast.“

Außenposten in Meßkirch

Wie im Lokaljournalismus üblich arbeitete Wartenberg als Generalist. Als die „Schwäbische“ noch eine Redaktion im badischen Städtchen Meßkirch hatte, managte er sie für einige Jahre – er hatte in dieser Zeit zwei Arbeitsplätze, einen am Adlerplatz in Meßkirch und einen an der Antonstraße in Sigmaringen .

Zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit hatte die „Schwäbische“ noch ihren Sitz an der Karlstraße, am heutigen Standort der GSW. Die Zeitungsseiten wurden von Metteuren im Klebeumbruch erstellt. Später übernahmen die Redakteure diese Tätigkeit am Bildschirm und erledigen sie bis heute. Wartenberg hatte ein Auge für ein aufgeräumtes Layout.

Lokaljournalismus darf durchaus auch unterhalten, war seine Devise. Wartenberg war der Erfinder des Schmierfinkenballs, der während der Fasnet die Lokalausgabe schmückte. „Wir bekamen Beschwerden, weil Leser nicht eingeladen waren“, amüsierte sich der Redakteur noch Jahrzehnte später. Doch der Ball war frei erfunden.

Nun wird Wartenberg mehr Zeit haben, sich in seine Bibliothek zurückzuziehen. Seine Ex-Kollegen und viele Leser würden sich freuen, wenn er auch während seines Ruhestands hin und wieder Artikel publizieren würde.