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Baden-Württembergs Radfahrer wollen Zwei-Meter-Regel kippen und auch im Wald fahren

Sigmaringen / Lesedauer: 3 min

Online-Petition läuft – Schwäbischer Albverein will das Gesetz behalten
Veröffentlicht:21.11.2013, 20:50

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Radfahrer dürfen in baden-württembergischen Wäldern nur auf Wegen fahren, die mindestens zwei Meter breit sind. Das schreibt das Waldgesetz vor. Die Deutsche Initiative Mountain Bike (DIMB) hat dagegen eine Online-Petition gestartet. Sie wollen, dass die Regel aufgehoben wird. Der Schwäbische Albverein ist davon wenig begeistert.

„Wir sind dafür, dass die Regel bestehen bleibt“, sagt Priska Pfister , Vertrauensfrau der Ortsgruppe Gammertingen des Schwäbischen Albvereins. Teils führen Hauptwanderwege über schmale Pfade, auf denen Radfahrer und Wanderer nebeneinander keinen Platz haben. Die Mountainbiker seien schnell unterwegs, die Wanderer müssten dann zur Seite springen, sagt Pfister. Dieses Problem sieht auch Annette Schramm, Hauptgeschäftsführerin des Schwäbischen Albvereins in Stuttgart. Wanderer seien mit fünf bis sieben Kilometern pro Stunde unterwegs, Mountainbiker mindestens mit 20 Kilometern pro Stunde und das bei oft schlechter Sicht im Wald. „Ein kleines Kind kann nicht so schnell reagieren“, sagt Schramm. Darüber hinaus geht es dem Schwäbischen Albverein um den Naturschutz. Manche Wege führen an sensiblen Gebieten vorbei.

Mit der Kritik sind jedoch nicht alle Biker gleichermaßen angesprochen. „Viele steigen ab und lassen einen vorbei“, sagt Pfister. Es gebe aber auch Fälle, in denen die Wanderer negative Kommentare hören. Mountainbiker, die die Strecken möglichst schnell fahren wollen, ohne Rücksicht auf Verluste, gibt es. „Sie sind die Ausnahme“, meint allerdings Horst Fuderer vom TV Veringendorf. Fuderer organisiert das jährliche Mountainbike-Event und bietet Touren durch die Schwäbische Alb an. Er hat das Gefühl, dass in den vergangenen Jahren beide Seiten rücksichtsvoller wurden. Wenn er Wanderer auf der Strecke sieht, gibt er Rufzeichen und fährt dann langsam vorbei. Häufig begegne er aber niemandem. Im Laucherttal, im Schmeiental und im Donautal gebe es eine Vielzahl von Strecken auf denen wochentags wenig los sei. Zudem gebe es nur wenige Mountainbiker, sagt Fuderer.

Mountainbiker würden Wild besonders in der Dämmerungszeit stören

Für die Jäger sind sie dennoch ein Problem. „Solange sie auf den normalen Schotterwegen bleiben, ist es in Ordnung“, sagt der stellvertretende Kreisjägermeister Karl Götz aus Gammertingen . Aber „im Waldbereich stört es uns“, sagt er. Zur Dämmerungszeit tritt das Wild aus, durch die Mountainbiker wird es gestört und bleibt in Deckung bis es dunkel ist. Die Jäger können das Wild dann nicht schießen und ihre Vorgaben nicht erfüllen. Es seien aber nicht nur die Radfahrer, die das Wild stören, sagt Götz. Auch wenn sich Spaziergänger im Wald aufhalten, bleiben die Tiere zurück.

„Auf Waldautobahnen zu fahren ist langweilig“, sagt Fuderer. Er will nicht nur die breiten Wege nutzen, sondern sich auch auf schmalen Pfaden durch den Wald bewegen und dabei die Natur erleben. Er hat deshalb die Online-Petition unterschrieben. Seiner Meinung nach sind Wanderwege für beide da. Das sehen auch die Initiatoren der Online-Petition so. „Die Regel schürt mehr Konflikte, als wenn man sich auf Augenhöhe begegnen würde“, sagt Heiko Mittelstädt vom DIMB. Zwar hält die Regel kaum einen vom Biken ab, die Sportler bewegen sich aber immer in einer Grauzone. „Das behindert die Jugendarbeit“, sagt Mittelstädt. Er sieht keinen Grund für ein generelles Verbot. „Wir stören nicht überall“, sagt er.

Die Petition läuft noch bis Samstagabend. Bisher hat sie über 55 000 Unterstützer. Am 4. Dezember übergibt die DIMB die Petition an den Landtag in Stuttgart . Wie es dann mit dem Gesetz weitergeht, ist offen.