StartseiteRegionalRegion SigmaringenScheerRat zieht Krippenbeschluss zurück

Funkmast

Rat zieht Krippenbeschluss zurück

Scheer / Lesedauer: 4 min

Der neue Mobilfunkmast auf dem Hofgartencenter kippt die Entscheidung
Veröffentlicht:19.12.2018, 16:47

Artikel teilen:

Die verärgerten Bürger haben im Gemeinderat wegen des Funkmastes auf dem Hofgartencenter nochmal ihrem Unmut Luft gemacht. Bürgermeister Lothar Fischer erklärte nochmal deutlich, dass Verwaltung und Gemeinderat nichts gegen die Aufstellung des Mastes tun können: Das Verfahren ist genehmigungsfrei. Die Bürger deuteten an, dass sie Aktionen des zivilen Ungehorsames gegen den Funkmast überlegen wollen.

Bürgermeister Fischer gab bekannt, dass der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung den bereits gefassten Beschluss, im Hofgartencenter die neue Kinderkrippe einzurichten, rückgängig gemacht habe. „Wir haben nochmal geprüft, ob Container im Garten des Kinderhauses aufgestellt werden könnten und haben uns dazu entschlossen. Das Architektur-Büro Dorn wird das Vorhaben nun vorantreiben“, so Fischer. Damit entsprach der Gemeinderat einer Forderung der Bürger in der vorigen Bürgerfragestunde, dem Eigentümer Alfons Nassal ein Zeichen des Protestes zu setzen und die Räume nicht anzumieten. Entweder Funkmast oder Kinderkrippe, hatte es geheißen.

Bürgermeister Fischer wurde vorgeworfen, im Vorfeld nichts gegen den Funkmast unternommen zu haben. Er berichtete, dass er zwei Standorte vorgeschlagen hatte: auf den Flutlichtern des Sportplatzes und auf dem Kamin der Papierfabrik. Dort wäre sogar der Glasfaserkabel-Kasten ganz in der Nähe gewesen. Doch keiner dieser Standorte sei zum Zug gekommen. Die wirtschaftlichste Lösung für den Funkmast-Betreiber war wohl das Gebäude von Alfons Nassal, bedauerte er.

Die Bürger warfen ihm und dem Gemeinderat vor, dass nun der gute Ruf des Kinderhauses unter dem Funkmast leiden werde. Auch die Preise der künftigen Bauplätze auf der Wiese der alten Festhalle werden durch den Funkmast kaputt gemacht. „Was habt ihr da gemacht?“, fragte eine empörte Bürgerin.

Bürger fürchten um Bauplätze

Gemeinderat Christoph Auer erklärte den Bürgern, dass er den unterschwelligen Vorwurf höre. Der Funkmast brauche aber keine Genehmigung. „Mich ärgert es auch, dass der Funkmast uns die Bauplatz-Preise verhagelt“, sagte er. Rätin Doris Vogel stellte fest: „Wenn der Funkmast woanders hingekommen wäre, würden andere Bürger hier sitzen.“ Wenn Nassal dem Funkmasten zustimme, könne der Gemeinderat nichts tun. Der Heudorfer Rat Rainer Kuchelmeister berichtete, dass die Bürger in Heudorf sehr froh seien, einen Funkmast zu haben, weil sie sonst nicht telefonieren könnten. Ziel könne nicht sein, dass in Scheer künftig nur über das Festnetz telefoniert werden könne. „Wir Heudorfer sind schlechter dran: Wir haben einen schlechten Empfang und trotzdem die Strahlung“, sagte er.

Rat Ewald Braig nahm Bezug auf den neuen Beschluss des Gremiums, die neue Kinderkrippe auf dem Gelände des Kinderhauses unterzubringen. „Nehmen Sie diesen Beschluss positiv auf. Uns bei jeder Bürgerfragestunde Vorwürfe zu machen, nützt nichts. Überlegen Sie, wie Sie den Funkmast von diesem Dach bekommen. Gehen Sie so auf die Barrikaden, dass die Telekom den Mast zurücknehmen muss“, empfahl er. Die Bürger hoffen, dass es noch Zeit ist, mit dem Betreiber zu verhandeln, weil der Funkmast auf dem Hofgartencenter noch nicht in Betrieb gegangen ist.

Im Moment sorgt ein provisorischer Stahlgittermast auf dem ehemaligen Götz-Areal für die Funkverbindungen. Dieser Funkmast stand viele Jahre auf dem Dach des Brauerei-Silos und musste weichen, als das Gebäude abgebrochen wurde, um Platz für die neue Sporthalle zu machen. Die Stadt hatte den Funkmast gekündigt, so war die Suche nach einem neuen Standort ins Rollen gekommen.

„Jetzt soll ich der Bösewicht sein“

Der Eigentümer des Hofgartencenters Alfons Nassal ist nach eigener Aussage bereits 2017 von der Deutschen Funkturm GmbH angesprochen worden, ob die Installation des Mobilfunkmasts auf seinem Gebäude möglich ist. „Als es hieß, das Center sei auch aufgrund des Glasfaseranschlusses für LTE der beste Standort, habe ich eingewilligt“, sagt Nassal. „Ich dachte, dass wäre im Sinne der Einwohner von Scheer, dass sie auch künftig noch Mobilfunkempfang im eigenen Ort haben.“ Er fühle schon gekränkt, wenn er nun als Bösewicht dargestellt werde. „Die Stadtverwaltung hat von den Plänen gewusst und hätte meiner Meinung nach auch den Gemeinderat informieren sollen“, sagt er.

Dass die Räte ihre Entscheidung zur Kinderkrippe rückgängig machen, findet er unglücklich. „Der Vertrag zum Funkmast ist abgeschlossen, daran kann ich nichts mehr ändern“, sagt er. Ihm wäre recht gewesen, wenn die Räte sich zuerst die Meinung des Experten von der Funkturm GmbH angehört hätten. „Es muss mehr über die Gefährdung durch Strahlung aufgeklärt werden“, sagt er. Direkt unter dem Mast sei die Strahlung am geringsten und deshalb das Hofgartencenter für die Krippe vielleicht gerade am besten. „Im Umfeld ist die Strahlung doch fast dieselbe, ob der Mast jetzt auf dem Götz-Areal steht oder auf dem Dach des Hofgartencenters“, findet er. „Die Containerlösung ist doch insgesamt überhaupt nicht attraktiv oder befriedigend,“

Vonseiten der Stadtverwaltung hätte es geheißen, dass die Pläne für die Krippe im Hofgartencenter so schnell wie möglich fertiggestellt werden sollen. „Die Unterlagen liegen zur Genehmigung im Landratsamt, sind aber jetzt überflüssig geworden. Die Kosten, die entstanden sind, bleiben hoffentlich nicht allein an mir hängen.“