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Erntedankfeier

Landwirte betonen Rolle in der Gesellschaft

Pfullendorf / Lesedauer: 4 min

Erntedankfeier der Landwirte – Goldene Meisterbriefe verliehen
Veröffentlicht:22.10.2018, 15:34

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Ohne Landwirte wird es schwierig mit dem Essen: In der Erntedankfeier des Vereins zur landwirtschaftlichen Fortbildung im Kreis Sigmaringen (vlf) in Pfullendorf-Denkingen haben die Redner die Wichtigkeit der Landwirtschaft für die Gesellschaft betont. Außerdem verlieh Landrätin Stefanie Bürkle goldene Meisterbriefe und die Berufsabschlussurkunden für den diesjährigen Landwirte-Jahrgang.

„Kann man in einem hochindustrialisierten Land wie Baden-Württemberg auch künftig noch wettbewerbsfähig Landwirtschaft betreiben?“, fragte Stefan Käppeler, Vorsitzender des vlf, rhetorisch. Man könne, stellte er fest. Die Betriebe im Kreis seien zwar vergleichsweise klein, aber vielseitig aufgestellt: Beispielsweise mit Biogas, Photovoltaik oder auch Ferienwohnungen auf dem Bauernhof. „Wer erfolgreich sein will, muss innovativ sein“, sagte Käppeler. Probleme würde die „Auflagenflut“ bereiten, kritisierte er die Bürokratie. Im Zusammenhang mit dem Thema Ferkelkastration ohne Betäubung kritisierte er Ministerpräsident Winfried Kretschmann dafür, dass dieser im Bundesrat die Länder Bayern und Niedersachen nicht unterstützt habe: Die beiden Länder hatten sich dafür ausgesprochen, das geplante Verbot von Kastration ohne Betäubung zu verschieben. Das Ziel müsse aber sein, das Verbot solange hinauszuschieben, bis es tragfähige Alternativen gebe, meinte Käppeler.

Manchmal schlechtes Licht

Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler überlegte in seiner Rede, inwiefern es noch zeitgemäß sei, für die Ernte zu danken – selbstverständlich sei es noch zeitgemäß, schlussfolgerte er. Kugler machte darauf aufmerksam, dass Landwirtschaft auch etwas mit dem Wohnungsbau zu tun haben kann: „Es fehlen Wohnungen ohne Ende“, sagte er. Daher werde man auch landwirtschaftliche Flächen brauchen, um mehr Wohnungen bauen zu können. Kritisch sah es Kugler, dass Landwirte manchmal in ein schlechtes Licht gerückt werden: Da sei dann vom „Überdünger“ oder „Naturverschandler“ die Rede. Dabei würden die Bauern Tag für Tag eine großartige Leistung verbringen, und aufgrund ihrer Naturverbundenheit auch mit Augenmaß und Demut vorgehen – im Gegensatz zu manch anderen Berufsgruppen, wie Kugler bemerkte.

Ähnlich sah das Karl-Heinz Mayer vom Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) Überlingen-Pfullendorf. Er betonte: Die Landwirte seien nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Er kritisierte ironisch, dass es Menschen gebe, die „an jede Kuh einen Katalysator“ hängen wollten. „Wir müssen immer selbstbewusst auftreten“, sagte er eindringlich zu seinen Zuhörern. „Es geht nichts ohne uns.“ Vielen Menschen sei nicht mehr bekannt, wer denn dafür letztlich zuständig sei, dass das Essen in die Läden gelangt. Er empfahl, dass die Landwirte „mehr Werte setzen“. „Wir müssen sagen: Das ist die Milch aus deiner Region, die muss dir was wert sein“, sagte Mayer.

Diakon Bernd Lernhart stellte in seiner Ansprache fest, dass Undankbarkeit mit dem Vergessen beginne. Lernhart sagte, dass er den Landwirten danken wolle: Dafür, dass sie Stress haben, Ärger wegen Bürokratie durchstehen, auf Urlaub verzichten. Er beleuchtete den Begriff Dankbarkeit auch im weiter gefassten Sinne. Diese gebe es auch in anderen Situationen: Wenn ein Mensch beispielsweise trotz schlechter Vorzeichen einen positiven ärztlichen Befund erhalte. „Das erleichterte Aufatmen verbindet sich dann mit Dankbarkeit.“ Besonders tief empfinde man Dankbarkeit für Beziehungen: Für Eltern, für Geschwister, für Freunde, die auch in Krisen treu seien.

Dürre macht Schlagzeilen

Über aktuelle Herausforderungen sprach Landrätin Stefanie Bürkle. „Die Afrikanische Schweinepest ist jetzt in Belgien angekommen“, sagte sie. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien aufgerufen, entsprechend Maßnahmen zu ergreifen, um sich zu schützen. Schlagzeilen machte dieses Jahr die Dürre. Hierzulande war man aber nicht so stark davon betroffen. „Der Landkreis Sigmaringen ist vergleichsweise gut weggekommen“, sagte Bürkle. Die Landrätin verlieh in der Erntedankfeier auch goldene Meisterbriefe an Meisterinnen und Meister, die vor 50 Jahre erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt hatten. Ebenso verlieh sie die Berufsabschlussurkunden an Landwirte, die erfolgreich ihre Ausbildung zum Landwirt bestanden haben.

Musikalisch unterhielten die Fischer-Musikanten. Thomas Winter von der Technikerschule Sigmaringen wiederum berichtete aus dem Geschehen an der Schule, für den Nachmittag stand ein Auftritt von Musiker und Kabarettist Bernhard Bitterwolf auf dem Programm.