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Chorkultur

Konzert spiegelt Vielfalt der Chorkultur

Ostrach / Lesedauer: 3 min

24 Chöre treten in Ostrach in unterschiedlichen Formationen auf
Veröffentlicht:17.06.2018, 17:52

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Etwa 600 Freunde des Chorgesangs haben am Samstag in Ostrach ein Open-Air-Konzert der Superlative erlebt. Unter der Federführung von Eugen Kienzler, dem Vorsitzenden des Chorverbands Oberschwaben, standen im Laufe des Abends 24 Chorgemeinschaften verschiedener Prägung mit etwa 500 Sängern auf der Bühne. Die Serenade mit dem Titel „Räuber, Liebe, Feuerzauber“ setzte einen musikalischen Schlusspunkt hinter den Aufführungszyklus des Freilichttheaters „Wenn der Schwarze Vere kommt“.

Für die Idee einer gemeinsamen Serenade konnte Organisationstalent Eugen Kienzler sage und schreibe 24 Chöre aus der Region Bad Saulgau begeistern. Dank eines schlüssigen Auftrittskonzepts standen bis zu sechs Gesangvereine mit ähnlicher Zusammensetzung, Stimmlage und Interessensgebiet gleichzeitig auf der Bühne. Die bis zu 80 Mitwirkende umfassenden Gruppen intonierten gemeinsam bestimmte Stücke, die thematisch zum erfolgreichen Schwarz-Vere-Theaterstück passten. Als Moderator griff Wolfgang Müller zum Mikrofon, der aus Tafertsweiler stammt und im Bischöflichen Ordinariat Rottenburg arbeitet. Er überbrückte den Bühnenauf- und -abmarsch der Chöre mit lockeren Sprüchen, natürlich in reinstem Schwäbisch.

Ostrachs Bürgermeister Christoph Schulz hatte die Schirmherrschaft des Konzerts übernommen und freute sich darüber, dass die „Räuberwoche“ mit einer weiteren begeisternden Veranstaltung zu Ende ging und die Spielstätte vor der Zehntscheuer ein letztes Mal genutzt wurde.

Zum Konzertauftakt besangen fünf Kinderchöre aus Bad Saulgau, Bolstern, Marbach, Ostrach und Reichenbach mit viel Temperament allerhand Räubervolk und zwei allerliebste kleine Wölfe. Klassisch bis romantisch wurde es beim ersten von drei gemischten Chören. Die Damen und Herren aus Haid, Königseggwald und Marbach hatten sich für beschwingte Arien aus Mozart-Opern plus dem Brautchor aus Wagners Oper Lohengrin entschieden. Ihr variatationsreiches, überaus homogenes Singen wurde vom virtuosen Geigenspiel des jungen Maurizio Ruoff sowie den versierten Pianoklängen Matthias Schmidts begleitet. In seiner solistischen Zugabe, ebenfalls von Piano-Takten umspielt, lotete Maurizio Ruoff die ganze Gefühlswelt eines „Czsardas“ aus.

Schnelle Wechsel zu bewältigen

Auch die gemischten Chöre aus Altshausen, Reichenbach-Sattenbeuren und Renhardsweiler orientierten sich thematisch Richtung Osten. Vor allem in Johannes Brahms’ Ungarischem Tanz Nr. 5. hatten sie vertrackte Rhythmen und schnelle Wechsel in Tempo und Tonvolumen zu bewältigen, was tadellos gelang. Nach der Pause, in der sich gut tausend Besucher an den bestens organisierten Getränke- und Imbissstände drängten, beschrieben die Männerchöre aus Bad Saulgau, Bolstern und Hohentengen das Treiben blutrünstiger Straßenräuber und ihren letzten Wunsch: „Lieber hangeln in der Luft als verfaulen in der Gruft.“

Dann wandten sie sich dem weiblichen Geschlecht zu, vor allem drei „Marinas“ mit schwarzen Augen und roten Lippen. Die Sänger beeindruckten durch überaus disziplinierte Intonation, exakte Einsätze und gut verständliche Texte. Die gemischten Chöre aus Bad Saulgau, Bondorf, Ennetach und Weithart beschworen die Freundschaft, Freiheit und den Frieden unter den Menschen. Ihr höchst beschwingt gesungener Walzer „Leichtes Blut“ von Johann Strauß Sohn machte richtig Lust, das Tanzbein zu schwingen. Beim letzten Programmteil drängten sich sechs „Junge Chöre“ aus Altshausen, Bad Saulgau, Bolstern, Reichenbach, Renhardsweiler und Ostrach auf der Bühne. Die hervorragend disponierten Stimmregister begeisterten mit Hits von Brian Adams, Robbie Williams, Andreas Bourani und Ray Charles. Am Ende ihrer engagierten Vortragsreihe stand die Schwabenhymne „Mir im Süden“, wohl gedacht als Gegenentwurf zum „Badner Lied“. Nachdem der Beifall verebbt war, bedankte sich ein hoch zufriedener Eugen Kienzler auch im Namen des Oberschwäbischen Chorverbands bei allen Beteiligten, die zum Erfolg der Serenade beigetragen hatten. Den musikalischen Schlusspunkt setzte die gemeinsam gesungene Europahymne „Freude schöner Götterfunken“, in die das Publikum kräftig einstimmte. Dann kündigten die ersten Leuchtfontänen den Beginn eines Feuerwerks an, das herrliche Muster in den Nachthimmel zeichnete.