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„Das Herz muss für Blasmusik brennen“

Ostrach / Lesedauer: 4 min

Paul Maier spricht über seine Arbeit als Dirigent des Musikvereins Ostrach
Veröffentlicht:01.06.2015, 18:58

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Beim Kreismusikfest, das der Musikverein Ostrach anlässlich seines 125-jährigen Bestehens vom 12. bis zum 15. Juni ausrichtet, dreht sich alles um die Blasmusik. SZ-Redakteurin Barbara Baur hat sich mit Paul Maier , dem Dirigenten des Musikvereins Ostrach, über seine Arbeit, die Ausbildung im Verein, die Disziplin der Musiker und die beliebtesten Blasmusikstücke unterhalten.

Herr Maier, was macht für Sie persönlich den Reiz an der Blasmusik aus?

Volkstümliche Musik ist immer reizvoll. Die Stücke, zum Beispiel Märsche, haben schöne, harmonische Melodien. Es sind Lieder, die jeder kennt und die für die breite Masse zugänglich sind. Das ist auch der Grund, weshalb Blasmusik auch populär bleiben wird.

Wie wichtig ist die Ausbildung im Musikverein Ostrach?

Wir haben vier ausgebildete Musiklehrer. Sie unterrichten Flöte, Schlagzeug, Blech- und Holzblasinstrumente. Außerdem helfen zwei Personen aus unseren eigenen Reihen bei der Ausbildung mit. Wichtig ist, dass die Kinder nicht nur als Solist ausgebildet werden, sondern auch in einem Orchester musizieren. Deshalb wird die Einzelausbildung dadurch komplettiert, dass die Kinder einmal in der Woche im Vororchester oder der Jugendkapelle mitspielen. Die Jugendkapelle ist eine Kooperation der Musikvereine Königseggwald, Hoßkirch und Ostrach. Im Musikverein wollen wir ein breites musikalisches Spektrum abdecken. Deswegen versuchen wir die Ausbildung so zu strukturieren, dass wir später unsere Bedürfnisse erfüllen können. Dabei achten wir auch auf das musikalische Niveau. Um eine bestimmte Stufe zu erreichen, muss man täglich üben. Wir gucken, dass die Kinder dorthin geführt werden, dass sie die D1-Prüfung des Blasmusikverbands bestehen können.

Warum sind diese Prüfungen so wichtig?

Sobald die Kinder die D1-Prüfungen geschafft haben, werden sie in die aktive Musik aufgenommen. Die Prüfungen geben den Kindern einen Anreiz, ein bestimmtes Niveau zu erreichen. Sie müssen ja einen Ansporn haben, um zu Hause zu üben. Das Herz muss für die Blasmusik brennen, sonst funktioniert die Ausbildung nicht.

Wie steht es mit der Disziplin der Musiker?

Das schwankt im Jahresverlauf etwas. Die Musiker sind ja auch noch anderweitig eingespannt. Vor dem Jahreskonzert merkt man aber deutlich, dass sie sich mobilisieren. Allgemein rede ich jedem ins Gewissen, das Instrument nicht nur für die Proben auszupacken, sondern auch zwischendurch zu üben. Gerade in der Blasmusik ist ein guter und starker Ansatz wichtig. Wie gut eine Musikkapelle spielt, entscheidet auch die Häufigkeit der Proben. Man muss kontinuierlich dranbleiben, sonst sinkt schnell das Niveau.

Wie groß ist das Repertoire des Musikvereins?

Ein Schwerpunkt liegt auf der traditionellen Blasmusik. Dazu gehören Märsche, Polkas und Walzer. Stimmungsmusik wie deutsche Volksmusik ist vor allem im Sommer gefragt, wenn wir in Festzelten auftreten. Was wir aufführen, hängt vom Anlass ab. Bei unserem Jahreskonzert spielen wir auch Musicalstücke, jazzige Sachen, Popmusik oder klassische Stücke. Ich bin seit elf Jahren beim Musikverein Ostrach und kämpfe darum, dass unser Spektrum immer breiter wird. Inzwischen haben wir schon fast alle Richtungen gespielt.

Welche Stücke kommen beim Publikum besonders gut an?

Bei den Polkas ist das der „Böhmische Traum“, außerdem der Marsch „Die Sonne geht auf“ und der Popsong „Abba-Gold“.

Wie viel Zeit investieren die Musiker für den Musikverein?

Das Engagement der Musiker ist im Gros außerordentlich gut. Sie nehmen sich viel Zeit, um Musik zu machen. Wir proben einmal in der Woche mit der gesamten Kapelle. Vor dem Jahreskonzert kommen noch Registerproben hinzu. Dann können es auch mal zwei oder drei Proben in der Woche werden.

Was macht Spaß an Ihrer Aufgabe als Dirigent?

Viel Freude bereitet es mir, wenn die Stücke gut eingeübt sind und es wie von alleine läuft. Dann stehe ich da und brauche im Prinzip nicht zu dirigieren. Es ist harte Arbeit, an diesen Punkt zu kommen. Dahinter stecken auch schwierige Phasen.

Was würde Sie musikalisch noch reizen?

Ich würde gerne mal einen Zyklus mit dem Musikverein einüben. Das ist ein Stück, das aus mehreren Teilen besteht. Gefallen würde mir zum Beispiel der Zyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski.

Zur Person

Paul Maier stammt ursprünglich aus Kasachstan. Der Berufsmusiker hat eine klassische Ausbildung absolviert und ist seit elf Jahren Dirigent beim Musikverein Ostrach. Als Musiklehrer unterrichtet er sowohl beim Musikverein, als auch an Musikschulen. Er selbst spielt Posaune. Im Sommer verbringt der 47-Jährige seine Freizeit gerne im Garten, im Winter treibt er viel Sport.