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Klosterstadtbaustelle

Tiere gestalten die Landschaft des Campus Galli

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Der 37-jährige Lars-Ole Schmutz ist als Tierpfleger auf der Klosterstadtbaustelle bei Meßkirch im Einsatz
Veröffentlicht:17.08.2017, 16:02

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Er kümmert sich seit Juli 2015 um die Tiere des Campus Galli : Lars-Ole Schmutz gehört zu den hauptberuflichen Mitarbeitern der Klosterstadtbaustelle bei Meßkirch.

Der 37-Jährige stammt aus Nordrhein-Westfalen und kommt aus der Schäferei. Er ist gelernter Tierwirt und hat seinen Meister als Natur- und Landschaftspfleger gemacht: „Das entspricht dem deutschen Ranger.“ Im Internet ist er damals auf eine Stellenausschreibung gestoßen, dass der Campus Galli einen Ochsenführer sucht. „Das klang verrückt genug, dass ich gesagt habe: Das mache ich. Ich habe meine Schafe gegen Ochsen getauscht“, sagt Schmutz und lacht.

Bei den beiden Ochsen allein blieb es nicht. Schmutz ist mittlerweile für alle Tiere auf dem Campus Galli zuständig. Dort leben neben den Ochsen noch zwei Schweine, sechs Schafe, zwei Ziegen, fünf Hühner und ein Hahn. Schmutz sorgt für die tägliche Fütterung der Tiere, kontrolliert und erneuert die Zäune. „Ich setze die Fütterung mit mittelalterlichen Methoden um, der sogenannten Hütehaltung“, erklärt Schmutz. Damals seien die Nutztiere in den Wald getrieben worden, um das Gelände, auf dem später einmal gebaut werden sollte, abzufressen. Sie entfernen das Totholz und die jungen Bäume, nur der stabile Altbestand bleibt stehen. Dies erleichtert die spätere Rodung – die Tiere leisten forstwirtschaftliche Arbeit.

„Ich versuche die Natur auf dem Gelände so zu gestalten, wie sie früher einmal ausgesehen hat. Der Schäfer ist ein Landschaftspfleger. Die von Menschen und Tieren beeinflusste Landschaft möchte ich hier zeigen“, sagt Schmutz. So fressen seine Tiere unter anderem auf dem Gelände, auf dem später die Scheune des Campus Galli errichtet werden soll. Auch beim Bauplatz des Obstgartens kamen die Tiere zum Einsatz. Die Tiere helfen, das Gelände als Bauland zu nutzen. „Wir wollen zudem den Fichtenforst zurückbauen und einen natürlichen Waldumbau gestalten – das ist eine Angelegenheit von zehn, 15 oder 20 Jahren“, erklärt Schmutz. Auch für die Pflege der Wegränder werden die Tiere genutzt. „Ich bin zudem viel mit der Sense im Einsatz.“

Neben der Haltung im Wald weiden die Tiere auch im Offenland. Darüber hinaus kriegen sie modernes Mineralfutter zu fressen. Mindestens einmal im Jahr müssen die Schafe per Hand geschoren werden. In der Winterpause werden die Tiere bei Landwirten untergestellt.

Auch die Beobachtung und Gesundheitskontrolle der Tiere gehört zu Schmutz’ Aufgaben – sie sollen etwa nicht im Nassen stehen, Zugluft gilt es zu vermeiden. Er untersucht die Tiere auf Parasiten. Die tierschutzrechtlichen Auflagen des 21. Jahrhunderts gilt es zu beachten. „Kranke Tiere müssen von der Herde getrennt und einzeln versorgt werden“, sagt Schmutz. Einen großen Teil seiner Arbeit mache die Kontaktpflege mit den Tieren aus: „Das ist wichtig, damit ich mit ihnen arbeiten kann.“ Mittlerweile folgen ihm die Schafe und Ziegen auf Zuruf. Er könne die Herde ohne Hütehund kontrollieren: „Da steckt jahrelanges Training dahinter.“ Die beiden Ochsen Jonathan und Korbinian werden zum Ziehen von Karren, beim Holzrücken und beim Transport von schweren Materialien eingesetzt. So haben sie das Holz zur Kirche geschafft, das dort für den Gerüstbau zum Einsatz kam. „Mit Großvieh hatte ich zuvor nichts zu tun. Das wollte ich kennenlernen“, sagt Schmutz.

Im Gespräch mit den Besuchern vermittelt der 37-Jährige den Interessierten die mittelalterliche Tierhaltung und die damit verbundenen Schwierigkeiten. „Die Besucher interessieren sich für das Gestalten der Landschaft mit den Tieren.“ Vor allem der Kontakt zu den Gästen und die Vielfältigkeit des Geländes machen für Lars-Ole Schmutz den Reiz seines Berufes aus.