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Thementag

Thementage Feuer fallen nass aus

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Besucher des Campus Galli sind trotzdem „Feuer und Flamme“
Veröffentlicht:27.06.2016, 13:48

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Beim Campus Galli hat das vergangene Wochenende unter dem Motto „Feuer und Flamme“ gestanden. Feuer und Flamme für das Mittelalter und für das, was die Mitarbeiter der werdenden karolingischen Klosterstadt auf die Beine gestellt haben, waren auch die Besucher, die in Scharen zu den Thementagen gekommen waren. Und das trotz der unbeständigen Witterung, denn in der Nacht hatte ein heftiges Unwetter Teilbereiche des Klosterstadtareals in Matsch verwandelt.

Weder Besucher noch Akteure focht das an, höchstens das Feuer selbst, das sich schwer gegen die Nässe von unten und oben durchsetzen konnte. Statt lodernder Flammen beim Aufbau des Grubenmeilers der Köhler stiegen dicke Rauchwolken in den Himmel, der vormittags des öfteren nicht ganz dicht hielt. Auch beim Archäometallurgen Bastian Asmus , der den Bronzeguss auf seinem Programm hatte, sollte es witterungsbedingt nichts werden. „Ein Tropfen reicht aus, um eine Dampfexplosion auszulösen, bei dem uns die Metallsplitter um die Ohren fliegen können“, sagte Asmus. Das sei ihm schon passiert, als ein Schweißtropfen von seiner Nase in den aus Lehm gebauten Schmelzofen hineinfiel. Dabei habe er sich ein Ohr verbrannt. „Unter den derzeitigen Umständen wäre es unverantwortlich, den Guss vor so vielen Menschen zu versuchen“. Der Spezialist für historische Metallverarbeitung hat vor, ein klingendes Glockenspiel aus kleinen Glocken verschiedener Größen herzustellen. Jede davon soll ganz klar einem bestimmten Ton zugeordnet werden, was äußerste Messgenauigkeit bei der Materialmenge erfordert. „Da geht es um Zehntelgramm“.

Zum Feuerthema gehörte auch die Eisenverhüttung, die an beiden Tagen gezeigt wurde. In den „Rennöfen“ – so genannt, weil die Schlacke irgendwann aus einer speziellen Öffnung herausrinnt – wird mit Blasebalg und Holzkohle eine Temperatur von fast 1500 Grad erreicht. Dabei trennt sich das Erz in weißglühendes Eisen und geschmolzenes Gestein. Bis es aber soweit ist, sind viele Arbeitsschritte nötig. Unter anderem kann die Blasebalgöffnung im Rennofen durch herunterrinnende Schlacke verstopfen, sodass die Öffnung mühselig mittels Stock wieder frei gemacht werden muss.

Kinder dürfen Zinntaler gießen

Der Geschäftsführer des Campus Galli, Hannes Napierala, kniete schlammverklebt mit einem Stecken in der Hand auf dem aufgeweichten Boden und stocherte im Rennofen nach Schlackepfropfen, die die Verhüttung behindern. Auch für die Kinder gab es einiges zu tun. Die siebenjährige Anna-Maria Alber leitete zusammen mit ihrer Großtante Barbara Löchel das Zinngießen. Hier durften Kinder, die den lehrreichen Fragebogen zum Thema Feuer bei ihrem Rundgang richtig beantwortet hatten, einen Zinntaler gießen. Anna-Maria hatte hierzu eine runde Form in ein Sandbett gedrückt und mit einem Stöckchen Ornamente in die Sandform geritzt. Die durfte dann mit Zinn, das über einem Feuer flüssig gemacht wurde, ausgegossen werden. Erkaltet, gereinigt und poliert durfte die kleine Trophäe mit nach Hause genommen werden. Mit Anna-Maria sind derzeit drei Generationen dieser Familie Feuer und Flamme für den Campus Galli: „Die Oma, Mama und Papa, meine Großtante und ich“, zählte die Kleine auf. Ein Besuchermagnet war auch der Stand von Stefan Jäger aus Sauldorf, der eine Vielzahl getrockneter Kräuter, Beeren, Nüsse und Früchte zum Verkosten anbot. Maulbeeren, Berberitzen oder „Spatzenhirne“ (kandierte Erbse im Rosenzuckermantel) waren an diesem Wochenende begehrte einheimische „Exoten“.