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Lehmofen

Das Eisen kommt aus dem Lehmofen

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Auf dem Campus Galli wird mittelalterliche Eisenverhüttung demonstriert
Veröffentlicht:18.09.2018, 17:59

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Mehr Eisen als erwartet hat die Gruppe „Eisenzeit“ mit Hannes Napierala am Wochenende auf dem Campus Galli nach mittelalterlichen Methoden verhüttet. Allein am Samstag waren es etwa sechs bis acht Kilogramm, wie der Geschäftsführer der Klosterbaustelle den zahlreichen Zuschauern erklärte.

Rußgeschwärzt und sichtlich gezeichnet von der schweren Arbeit präsentierte Napierala dem Publikum den ersten Klumpen Roheisen, den er aus dem brusthohen Lehmschlot, dem so genannten „Rennofen“, mit einem Greifwerkzeug herausgezogen hat.

An beiden Tagen haben die Fachleute schon frühmorgens die beiden Rennöfen angefeuert. In den „Rennöfen“ – so genannt, weil das flüssige Gestein, die Schlacke, irgendwann aus einer speziellen Öffnung herausrinnt – wird mit Blasebalg und Holzkohle eine Temperatur von fast 1500 Grad erreicht. Dabei trennt sich das Erz in weißglühendes Eisen und geschmolzenes Gestein.

Bis es aber soweit ist, sind viele Arbeitsschritte nötig, die viele Helfer ein ganzes Wochenende über beschäftigten. Die Zuschauer sahen, dass über dem Schlot des Lehmofens die heiße Luft vibrierte und manchmal schlugen die Flammen empor. In regelmäßigen Abständen warf der Ofenmeister Holzkohle und Erz hinein während ein schwitzender Helfer am Blasebalg seit Stunden die gleichen Bewegungen machte, um der tönernden Diva weiter Feuer unter dem Hintern zu machen.

Schlacke muss immer wieder abgestochen werden

Ein brodelndes Geräusch zeigte an, dass sich im Ofen inzwischen flüssiges Gestein gesammelt hatte. Diese Schlacke musste von Zeit zu Zeit abgestochen werden und lief dann wie flüssige Lava unten aus dem Ofen heraus, wobei das nicht immer ohne Probleme geht. Unter anderem kann die Blasebalgöffnung im Rennofen durch herunter rinnende Schlacke verstopfen, was dann erst wieder mühselig freigestochert werden muss. Das Roheisen, im Fachjargon „Luppe“ genannt, bleibt im Ofen und wird erst ganz zum Schluss herausgezogen. Dazu ist der Ofen geöffnet worden, sodass das weissglühende Metall mit einer großen Zange herausgenommen werden konnte. Auf einen großen Ambossstein im hinteren Bereich des Eisenverhüttungsplatzes gelegt, erfuhr der Brocken erste mächtige Hammerschläge, um zu groben Barren geformt zu werden. Um sie in der Schmiede weiter zu verarbeiten,dürfen sie eine bestimmte Größe nicht überschreiten. „Für einen solch großen Klotz reicht die Kapazität unserer Schmiede nicht aus“, sagte Napierala.

Auch der Töpfer heizt seinen Ofen an

Ein weiterer „heißer Ofen“, nämlich der des Töpfers Martin, war an diesem Wochenende in Betrieb. Über 100 Gefäße befanden sich im Lehmofen, unter dem sich eine Feuergrube befand. Wie im frühen Mittelalter hatte auch Martin kein Thermometer, um die Temperatur zu überprüfen, die zwischen 800 und 1000 Grad liegen sollte. „Ich habe das im Gefühl“, lachte er.

Der fünfjährige Liam, Kind einer zu Gast auf dem Campus weilenden Mittelaltergruppe, hockte neben dem Ofen und bepinselte akribisch jeden sich zeigenden Riss in der erhitzten Oberfläche des Brennofens mit Lehmschlamm. Den interessierten Besuchern erzählte Martin, das ein Großteil des verwendeten Tons für die Gefäße aus der Campus-Galli-eigenen Grube stammt.

Noch mehr Interessantes gab es auf dem Abbindeplatz zu sehen, wo die Zimmerleute einen riesigen Baumstamm zu einem mächtigen Balken geschlagen haben. Dieses 400 Kilogramm schwere Ungetüm sollte nun ohne schweres Gerät oder sonstige moderne Hilfsmittel seinen Platz wechseln. Mit Hilfe von starken Ästen und der Power von acht Mann transportierten die Männer den wuchtigen Koloss vom Ort seines Entstehens zur Weiterverarbeitung auf den Holzplatz.