Wirtschaftsverbund

Überraschung bei der Hauptversammlung

Stetten am kalten Markt / Lesedauer: 4 min

Wirtschaftsverbund Stetten am kalten Markt trifft sich – Schwerpunkt liegt auf der Corona-Pandemie
Veröffentlicht:15.10.2020, 18:56

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Bei der Hauptversammlung des Stettener Wirtschaftsverbunds am Mittwochabend im Soldatenheim „Haus Heuberg“ hat Oliver Neusch, Inhaber von Elektro Neusch, überraschend erklärt, erneut für zwei Jahre die Präsidentschaft des 104 Mitglieder umfassenden Vereins zu übernehmen. Neben den Wahlen, bei denen alle anstehenden Positionen – bis auf einen Beisitzerposten – besetzt werden konnten, waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie Hauptthema des Abends.

Willi Rebholz hat in seiner Eigenschaft als Steuerberater die Anwesenden über die umfangreichen, aber sehr unübersichtlichen und zum Teil unverständlichen Hilfsmaßnahmen des Bundes für Unternehmen informiert. Dabei ging es um Fragen, ob und unter welchen Umständen ein Betrieb Unterstützung beantragen kann, ob Soforthilfen, Zuschüsse oder Förderungen zurückgezahlt werden müssen, oder der Betrieb selber tätig werden muss, wenn die Geschäfte wieder laufen, beziehungsweise die Hilfe nicht mehr benötigt wird.

Wie schwierig die ganze Sachlage um die staatliche Unterstützung ist, machte der Fachmann mit seinen Ausführungen deutlich. Er berichtete, dass in der Zeit der Pandemie sich die Bestimmungen „fast im Tages- oder Wochenrhythmus geändert haben“, sodass nicht nur ein Hilfe benötigender Klein- oder Familienbetrieb überfordert gewesen sei. Dies habe zu weitreichenden Verunsicherungen geführt. Weil es zudem im Zusammenhang mit der Soforthilfe reichlich Betrugsfälle gegeben habe, seien die Bestimmungen dahingehend geändert worden, dass Förderanträge nicht mehr selbst, sondern nur noch über Steuerberatungsbüros gestellt werden können. „Die Bedingungen waren sehr im Fluss“, umschrieb Rebholz das Hin und Her bei den rechtlichen Vorgaben, was die Unsicherheit in Bezug auf Förderberechtigungen und Antragstellungen sehr erschwert hätten. Aber auch die pandemische Situation habe kräftig dazu beigetragen, weil kein Mensch wusste, wie lange Geschäfte und Betriebe schließen müssen und sich die Finanzlage der einzelnen Betriebe entwickeln würde. Mit der Lockerung der Maßnahmen hätten sich die Situationen in etlichen Wirtschaftsbereichen entspannt, weshalb einige Betriebe die Fördergelder zumindest zum Teil wieder zurückzahlen müssten. Auch bei der Steuererklärung müssten die finanziellen Hilfen angegeben werden, wobei die allerdings nicht umsatzsteuerpflichtig seien, aber: „Es sind betriebliche Einnahmen“.

Präsident Oliver Neusch sprach dem Experten Dank für dessen Rat und Hilfe aus, die er den Mitgliedern des Wirtschaftsverbundes hat zukommen lassen, denn „die Verunsicherung ist nach wie vor groß“. Neusch, der schon vor zwei Jahren den Vorsitz abgeben wollte und ihn mangels Nachfolger dann doch wieder annahm, hatte sich auch dieses Mal wieder bereit erklärt, noch einmal zwei Jahre dranzuhängen. Er deutete zwar an, eine bestimmte Person als Nachfolger im Blick zu haben, was sich aber in diesem Jahr noch nicht habe realisieren lassen.

Hörakustikermeister Stefan Braun, der vor einem Jahr die vorübergehend von Präsident Neusch geführte verwaiste Kasse übernahm, erklärte sich bereit, den Posten des Finanzwarts nun voll zu übernehmen. Die Inhaberin des Dienstleisterbetriebs EDV-Betreuung Braun, Elfriede Braun, die mit ihrer Flyer-Aktion sieben neue Mitglieder für den Wirtschaftsverbund werben konnte, wird weiterhin den Posten der Medienberaterin ausüben. Als Beisitzer sind gewählt worden Malermeister Andreas Gess, Stuckateurmeister Toni Hahn, Physiotherapeut Florian Braun sowie Karl-Heinz Nolle, Inhaber des gleichnamigen Getränkemarkts.

Neusch hatte zuvor einen Überblick über das Jahr gegeben, in dem etliche der gut von der Bevölkerungen angenommen Aktionen – wie der Stettener Oktober und der Frauenlauf –abgesagt werden mussten. Auch die Weihnachtsaktion im Dezember mit Kinderbescherung vor dem Stettener Rathaus wird angesichts der derzeitig wieder prekärer werdenden Situation nicht stattfinden. Auch die Planungen für das kommende Jahr stehen und fallen mit der pandemischen Lage. So ist zumindest für den März wieder eine Tischmesse geplant. Auch andere Mitglieder des Verbunds haben große Veranstaltungen absagen müssen. Wie Susanne Christmann von Primion sagte, habe ihr Unternehmen in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen während des Stettener Oktobers öffentlich feiern wollen. Ob es zum Nachholen des Festes 2021 komme, sei fraglich. Hans-Peter Nolle, der seit 30 Jahren den Wirtschaftsstandort Stetten am kalten Markt aktiv mitgestaltet hat, geht davon aus, dass „uns die Pandemie noch eine ganze Weile begleiten wird“. Er ist überzeugt, „dass in diesem Winter die heiße Phase noch kommen wird“.