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Seenotrettungsschiff

Thomas Nuding bricht wieder zum Einsatz auf

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Sea-Eye-Kapitän spricht in Berlin mit dem Leiter der Koordinierungsstelle Flüchtlingspolitik
Veröffentlicht:13.09.2017, 09:38

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Der Meßkircher Unternehmer und Stadtrat Thomas Nuding wird zum dritten Mal am Steuer des Seenotrettungsschiffes „Sea-Eye“ Platz nehmen. Die Mission lautet, vor der libyschen Küste Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Vom 18. Oktober bis zum 2. November wird Nuding auf See sein. Sein Schiff nimmt die Schiffbrüchigen an Bord und ruft größere Schiffe herbei, die die Menschen übernehmen und italienische Häfen ansteuern.

Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation bestätigte, dass die libysche Regierung ein 74 Seemeilen breites Gebiet zu einer sogenannten Such-und-Rettungs-Zone (SAR) ausgerufen hat. Private Hilfsorganisationen wurden aufgefordert, dieses Gebiet nicht anzusteuern. „Die Libyer beanspruchen diese Zone als Hoheitsgewässer. Sie entspricht etwa der Hälfte des Meeres zwischen Libyen und Malta“, sagt Nuding. Sollten die Rettungsorganisationen in dieser Zone operieren, bestehe die Gefahr, dass die Schiffe von der libyschen Küstenwache aufgebracht und entführt werden – das sei vor etwa zwei Wochen erst einem Schiff einer anderen Organisation passiert, berichtet Nuding. Wegen dieser Gefahr hatten Sea-Eye, Ärzte ohne Grenzen und andere Hilfsorganisationen ihre Rettungseinsätze zwischenzeitlich ausgesetzt. Doch seit Kurzem sind die beiden Sea-Eye-Schiffe wieder im Einsatz.

Die offiziellen Zahlen der ertrunkenen Flüchtlinge haben stark abgenommen: Im August seien bis zu 19 Menschen ertrunken, sagt Nuding. Der Meßkircher geht aber davon aus, dass die Schleuser bald ihre Standorte wechseln und dann die Flüchtlingszahlen sprunghaft ansteigen werden. „Die Nicht-Regierungsorganisationen wurden aus dem Gebiet gedrängt, die Todeszahlen werden massiv nach oben gehen.“ Für Sea-Eye gelte die Devise, einsatzbereit zu bleiben und möglichst nah an die SAR-Zone heranzufahren.

Währenddessen sind die Hilfsorganisationen immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, sie würden mit den Schleppern zusammenarbeiten. Nuding nennt die Vorwürfe „abstrus“, an ihnen sei nichts dran. „Der italienische Staatsanwalt Carmelo Zuccaro ist damit vorgeprescht, aber die Justizbehörden haben nichts gefunden.“ Kürzlich haben die Italiener das Schiff „Iuventa“ der Organsiation „Jugend rettet“ beschlagnahmen lassen, weil gegen zwei ihrer Kapitäne ermittelt wird. „Ich bin gelassen, da ich eine weiße Weste habe. Ich bin nie vorsätzlich in die libysche Zwölf-Meilen-Zone gefahren, noch hatte ich Kontakt zu Libyern oder habe Scheinwerfersignale gegeben“, sagt Nuding zu den Vorwürfen.

Gespräch verläuft enttäuschend

Vergangene Woche war Nuding zusammen mit dem Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer in Berlin. Gemeinsam mit anderen Vertretern von privaten Rettungsorganisationen hatten sie ein Gespräch mit Jan Hecker, dem Leiter der Koordinierungsstelle Flüchtlingspolitik. Hecker hörte sich die Nöte und Sorgen der Organisationen an, machte aber auch klar, dass er selbst keine Entscheidungen treffen könne. „Es war nicht sehr ergiebig. Herr Hecker hatte nur eine Stunde Zeit für uns“, sagt Nuding enttäuscht. In den nächsten Wochen soll ein weiteres Treffen stattfinden. „Ich habe nicht den Eindruck, dass in Berlin der Wille da ist, etwas gegen eine weitere drohende humanitäre Katastrophe zu tun“, sagt Nuding.