StartseiteRegionalRegion SigmaringenMeßkirchMeßkircher Katzenzunft fühlt sich verunglimpft

Katzenzunft

Meßkircher Katzenzunft fühlt sich verunglimpft

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Zunftmeister und Tierarzt widersprechen Darstellung in Fernsehbeitrag
Veröffentlicht:05.03.2014, 18:40

Von:
Artikel teilen:

Ein Beitrag des Fernsehsenders RegioTV über die Katzenzunft hat in Meßkirch für Wirbel gesorgt. Zunftmeister Martin Birk widerspricht der Darstellung, Mitglieder der Zunft würden in der Umgebung Katzen fangen oder ließen gesunde Katzen einschläfern, um an ihr Fell zu kommen und damit die Häser zu schmücken. Echtes, präpariertes Katzenfell befindet sich in Brusthöhe an Häsern der „Meßkircher Katze“.

Zunftmeister: Seit langer Zeit keine neuen Felle angeschafft

„In den letzten fünf bis zehn Jahren haben wir keine neuen Felle angschafft“, sagt Zunftmeister Birk. Da die Mitgliederzahlen rückläufig seien, habe die Zunft keinen Neubedarf an Fellen – der aktuelle Bestand würde völlig ausreichen. Über rund 100 Häser verfüge die Zunft, etwa 60 Mitglieder seien damit auf Umzügen unterwegs. Man greife zudem bereits auf Kunstfelle zurück, sagt Birk: Es werde den Mitgliedern freigestellt, ob sie echtes oder künstliches Fell tragen wollen. Der Großteil der verwendeten echten Katzenfelle sei bereits mehrere Jahrzehnte alt, sie werden als Erbstücke weitergegeben. Die Felle stammten vor allem von überfahrenen Tieren oder aus der Zeit, als der An- und Verkauf von Katzenfellen in Deutschland noch erlaubt war. In der Europäischen Union ist der Handel mit Katzenfell seit Ende 2008 verboten.

Der Zunftmeister sieht das Meßkircher Brauchtum verunglimpft: „Wir werden auf die gleiche Ebene gestellt wie die Tierhaltung in China. Diese hat mit unserem Brauchtum nichts zu tun.“

Der Streit ums Katzenfell koche immer wieder zur Fasnetszeit hoch, sagt Birk. In den 1980er-Jahren befasste sich die Staatsanwaltschaft damit. Tierschützer warfen der Zunft damals vor, dass ihre Katzenfelle möglicherweise aus strafbaren Handlungen gemäß Tierschutzgesetz stammen würden. Im Herbst 1984 erstattete die Katzenzunft bei der Staatsanwaltschaft Hechingen Selbstanzeige, um die Vorwürfe prüfen zu lassen. Am 22. November 1984 stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein – es gebe „keinerlei Verdacht eines Vergehens nach dem Tierschutzgesetz“, hieß es in der Begründung. Die Katzenfelle seien alle auf legalem Wege beschafft worden.

Seit Ausstrahlung des Beitrags erhalten Birk und andere Zunftmitglieder anonyme Drohanrufe, sie haben sich bereits an die Polizei gewendet. Sie vermuten militante Tierschützer dahinter.

Tierarzt schildert einen mehr als 15 Jahre alten Fall

Der Meßkircher Tierarzt Hermann Kettenacker fühlt sich in dem Beitrag falsch wiedergegeben, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen. So erzählte er dem Fernsehteam von einem mehr als 15 Jahre zurückliegenden Fall. Ein alter Mann wollte damals, dass Kettenacker zwei gesunde Katzen einschläfere, weil er deren Fell fürs Häs haben wollte. „Das war ein einziges Mal, dass so etwas passiert ist.“ In dem Beitrag wirke es so, als sei dies ein aktueller Vorfall, kritisiert Kettenacker. Im Gespräch mit unserer Zeitung und den Verantwortlichen der Zunft sagte er, dass ihm Kunstfelle an den Häsern lieber wären: „Es ist für viele eine Provokation.“ Mit der Abschaffung der echten Felle könne die Zunft ihren Kritikern die Angriffsfläche nehmen.

Es werde überlegt, an besonders alten Fellen die Katzenköpfe abzunehmen, sagt der Zunftmeister. Über den Vorschlag, auf echtes Fell zu verzichten und komplett auf Kunstfelle umzusteigen, wolle man künftig in einer Zunftversammlung sprechen.

Problematisch sehen die Verantwortlichen, dass ein Verzicht auf echte Felle einer Kapitulation vor ihren Gegnern gleichkäme. „Eine Abschaffung der Katzen bringt nichts“, sagt der stellvertretende Zunftmeister Holger Schank. Zünfte, die sich bereits in der Vergangenheit für eine Abschaffung entschieden haben, hätten weiterhin Probleme mit militanten Tierschützern. Auch Birk ist sehr skeptisch, ob man auf diesen festen Bestandteil des Brauchtums verzichten sollte: „Ich weiß nicht, ob es gut ist, einer lautstarken Minderheit somit Recht zu geben.“