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Metzgereibetrieb

Kaum weiblicher Nachwuchs in Metzgereibetrieben

Meßkirch / Lesedauer: 3 min

Schülerin Lorena Hensler arbeitet am Girls‘ Day in der Wurstküche der Metzgerei Knoll mit
Veröffentlicht:26.04.2012, 18:05

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Die Türe zum Kühlraum der Wurstküche Knoll in Meßkirch öffnet sich. Herein kommt die 13-jährige Lorena Hensler , ausgestattet mit einer langen weißen Metzgerschürze und Gummistiefeln. Um sie herum sind Schweinehälften und Tierinnereien, die an Haken aufgehängt sind. Dort holt sie sich einen Schweinehals, um ihn mit einem großen Fleischermesser ladenfertig zu schneiden. Hierbei handelt es sich keineswegs um das Drehbuch eines Horrorfilms, sondern um den Alltag eines Metzgers. Um diesen Beruf etwas näher kennenzulernen, war Lorena gestern im Rahmen des „Girls‘ Day“ in der Wurstküche zu Besuch.

„Spannende Berufe hautnah erleben“ ist das Motto des bundesweiten Girls‘ Day. Dies ist ein einmal im Jahr stattfindender Aktionstag, der speziell Mädchen ab der fünften Klasse einen Blick in technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe werfen lassen soll. Dadurch will man erreichen, dass in den sogenannten „Männerberufen“ der weibliche Anteil steigt. Die Teilnahme am Girls‘ Day ist zwar keine Pflicht, dennoch hat sich die 13-jährige Lorena Hensler, die derzeit die siebte Klasse der Grund- und Hauptschule in Sauldorf-Rast besucht, auf die Suche nach freien Stellen gemacht. Im Internet hat sie dann erfahren, dass die Metzgerei Knoll in Meßkirch als „Schnupper-Betrieb“ an diesem Orientierungstag teilnimmt.

Betrieb hat 80 Mitarbeiter

„Zu Beginn habe ich eine Rundführung durch die Wurstküche bekommen. Es war ein sehr interessanter Einblick in ein solches Geschäft“, sagt die 13-Jährige. Anschließend habe sie mit Metzgermeister Harry Knoll Rinderzungen kochen müssen. Die Zungen wurden danach in Madeirasoße eingelegt und in Dosen verpackt. „Zu Beginn war es etwas komisch, überall Körperteile von Tieren zu sehen. Daran gewöhnt man sich aber recht schnell“, sagt sie. Allerdings könne sie es sich nicht vorstellen, dies später beruflich zu machen. Weiblicher Nachwuchs ist schwer zu finden in diesem Berufsfeld, das weiß auch Harry Knoll. Seit 15 Jahren führt er zusammen mit seinem Bruder das Familienunternehmen Metzgerei Knoll, das aus rund 80 Mitarbeitern und sechs Filialen besteht.

„Wir haben schon viele männliche Lehrlinge ausgebildet in den letzten Jahren“, sagt der 51-Jährige. Eine Frau hingegen sei noch nie dabei gewesen. Eine Fleischerin habe mal im Unternehmen gearbeitet, allerdings nur zwei Jahre lang.

„Ich glaube, dass Männer etwas weniger Berührungsängste mit toten Tieren haben als Frauen. Aus diesem Grund freue ich mich umso mehr wenn sich junge Mädchen wie Lorena dafür interessieren, für einen Tag in einer Wurstküche zu arbeiten“, sagt er.

Als Gegenstück zum Girls‘ Day fand gestern auch der „Boys‘ Day“ statt. Hierbei werden Jungen dazu motiviert, Berufe kennenzulernen, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Dazu gehört unter anderem der Beruf des Altenpflegers oder der des Kindergärtners.