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Kalksteinabbau

Gemeinderat spricht sich gegen Kalksteinabbau aus

Stetten am kalten Markt / Lesedauer: 3 min

Stettener Gremium kritisiert geplantes Vorhaben bei Thiergarten – Resolution verabschiedet
Veröffentlicht:29.09.2016, 18:46

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Der Gemeinderat hat in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause einstimmig eine Resolution beschlossen, die Position gegen den geplanten Abbau hochreiner Kalke am Standort Mittelberg bei Beuron-Thiergarten bezieht. Diesen Abbau strebt Maximilian Prinz zu Fürstenberg, beziehungsweise die fürstliche Forstverwaltung, an. In der Resolution haben die Gemeindeverwaltung und der Rat relevante Punkte aufgelistet, die ihrer Meinung nach keine oder nur eine ungenügende Berücksichtigung bei dem Vorhaben finden.

Beabsichtigt ist der Abbau von Weißkalken auf einer Fläche von rund 9,1 Hektar am Standort Mittelberg. Weiterhin sollen drei Silos zur Lagerung und Entstaubung des Gesteins auf einer Fläche von 0,4 Hektar an der Landesstraße 197 aufgestellt werden. In diesem Steinbruch sollen über 20 bis 30 Jahre hinweg jährlich 200000 Tonnen Gestein abgebaut werden. Der Schwerlastverkehr würde dabei durch das Stettener Ortszentrum sowie durch Storzingen oder Frohnstetten fahren.

Die der Verwaltung vorliegenden Berechnungen seien aber nicht nachvollziehbar, denn sowohl Leerfahrten als auch Fahrten zur Wiederbefüllung seien hierbei nicht erwähnt worden. Auch die enge Donautalstraße in Richtung Sigmaringen werfe Probleme auf, da sie im Sommer von Touristen und Motorradfahrern stark genutzt wird. Der zusätzliche Schwerlastverkehr würde den Naherholungswert des Donautals extrem beeinträchtigen, befürchten Rat und Verwaltung.

Deshalb geht der Gemeinderat davon aus, dass die Lastwagen vermutlich ausschließlich die Straßen Thiergarten-Stetten sowie Stetten-Storzingen befahren werden. Da diese kurvenreichen Strecken bekanntermaßen unfallträchtig sind, wird davon ausgegangen, dass sich mit Zunahme des Lastwagenverkehrs das Problem verschärfen wird.

Für den Stettener Rat ist die komplette Durchfahrung zweier Ortschaften nicht mit Planungsgrundsätzen vereinbar, die der Planungsausschuss des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben am 25. März 2015 vereinbart hatte. Hinzu komme die Unvereinbarkeit von regem Schwerlastverkehr entlang der Kindergarten- und Schulwege sowie die Lärm- und Staubbelästigung. Zudem befinde sich der Standort des geplanten Abbaus mitten im Naturpark Obere Donau, der aufgrund seiner ökologischen Wertigkeit einen besonderen Schutz genieße. Hochsensible Naturräume vertragen sich nicht mit einem geräusch- und staubproduzierenden Abbaubetrieb, sagte Bürgermeister Maik Lehn. Außerdem plane die Gemeinde künftig umfangreiche Ausweisungen von Waldrefugien nach dem Alt- und Totholzkonzept des Landesforstamts. „Damit wollen wir einen dauerhaften Erhalt der natürlichen Alb-Landschaft für kommende Generationen erhalten“, sagte Lehn. Doch der geplante Steinbruch liege in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesen Refugien. In seiner Stellungnahme hege der Gemeinderat auch die Befürchtung, dass die einmal genehmigte Abbaufläche von knapp zehn Hektar in einem späteren Antrag erweitert werden könne.

Alternativer Standort oberhalb von Storzingen

In Anbetracht der zu erwartenden schwerwiegenden und ausschließlichen Nachteile für Stetten am kalten Markt bezog der Gemeinderat einstimmig Stellung gegen das Projekt. Da die Gemeinde aber in Sachen Gesteinsabbau und örtlicher Rohstoffvorkommen nicht nur als „Nein-Sager“ auftreten will, machten Rat und Verwaltung deutlich, dass eine vom Regionalverband aufgezeigte Fläche oberhalb Storzingens in der Nähe der Bundesstraße 463 unter den Gesichtspunkten Nutzbarkeit sowie Vereinbarkeit von Mensch und Natur für den Abbau hochreiner Kalke am ehesten geeignet wäre.