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Schlosskonzert

Beethoven ärgert sich über den verlorenen Groschen

Meßkirch / Lesedauer: 2 min

Henriette Gärtner spielt beim letzten Schlosskonzert in diesem Jahr Klassiker und eine Uraufführung
Veröffentlicht:23.10.2018, 18:08

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Zum Abschluss der diesjährigen Reihe der Schlosskonzerte hat Henriette Gärtner unter dem Neugier erweckenden Titel „Der verlorene Groschen“ ein Programm mit klassischen, romantischen und klassizistischen Werken gespielt, wie gewohnt vor vollem Haus.

Wie immer standen bekannte Komponisten und Werke neben unbekannten. Die Tastatur und ihre spielenden Finger wurden von einer Kamera auf die Rückwand projiziert, zu jedem der gespielten Werke gab sie eine Einführung.

Beethovens für dieses Programm namengebende „Rondo a capriccio“ in G-dur, dem der Komponist selbst den Zusatz gab: „Die Wuth über den verlorenen Groschen ausgetobt in einer Kaprize“, gab der Pianistin ebenfalls die Möglichkeit, sich auf der Tastatur auszutoben und zu verausgaben. Zu Beginn spielte Henriette Gärtner die Originalfassung von „Aus alter Zeit – Suite im alten Stil“ von Edvard Grieg (1884), zum 200. Geburtstag des Dichters Ludvik Holberg (1684-1754) komponiert, der wie Grieg in Bergen geboren wurde. Die fünf barocken Sätze Präludium, Sarabande, Gavotte mit Musette, Air, Rigaudon sind in spätromantische Melodien und Harmonien eingekleidet, ihre Wiedergabe verlangt einen hohen technischen Aufwand. Vielleicht aus diesem Grund hat der Komponist eine spätere Fassung für Streichorchester hergestellt.

Der diesjährige „Überraschungsgast“ war Amadeus Wandelt (1860 bis 1927), in Breslau geboren, Lehrer am Konservatorium des Westens in Berlin, von dem die Pianistin bekannte, sie habe seinen Namen bis vor kurzem nie gehört. Sie begrüßte seinen Enkel, Werner Wandelt, der sie bei einem zufälligen Treffen auf diesen Komponisten hingewiesen hatte und der bei der Meßkircher Uraufführung von drei gefälligen Klavierstücken aus der Sammlung „Durch Wald und Feld“ dabei sein wollte.

Von Chopin spielte Henriette Gärtner zwei langsame, gefühlvolle und melancholische Walzer und die Polonaise opus 40 Nummer 1 („Militär-Polonaise“), ein feuriges Jugendwerk, kraftvoll und mitreißend gespielt. „Ich habe dieses Stück noch nie in einem Konzert gehört“, sagte die Pianistin.

Das Programm beschloss wieder ein Riesenwerk: die Wandererfantasie von Franz Schubert, sein technisch wohl anspruchsvollstes Werk, „sein Klavierkonzert, das er uns schuldig geblieben ist“, wie Henriette Gärtner anmerkte. Orchestrale Akkordgewitter, rauschende Klangkaskaden und Läufe wechselten mit lyrischen Phasen voller Melodienseligkeit. Als Zugabe hörten das begeistert klatschende Publikum noch „Tariqa I“ von Peter Feuchtwanger, der sich viel mit indischer und arabischer Musik beschäftigt hat. Henriette Gärtner zauberte auf dem Klavier orientalische Instrumente und Klänge hervor.