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Dinkelladen

Nachfolger für Mengener Dinkelladen gesucht

Mengen / Lesedauer: 4 min

Blanca Vitt wird das Geschäft Ende Juni nach 13 Jahren aufgeben – „Meine Kunden werde ich schon vermissen“
Veröffentlicht:14.02.2019, 16:51

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Der Dinkelladen „Vitt für Hildegard “ in der Mittleren Straße in Mengen hat nur noch bis Ende Juni geöffnet. Inhaberin Blanca Vitt hat die Entscheidung getroffen, ihr Geschäft nach 13 Jahren aufzugeben. „Ich möchte heraus aus der Verantwortung und mehr berufliche Distanz zu den Themen Bio-Produkte und fair gehandelte Waren“, sagt sie. Sollte sich jemand finden, der den Laden übernehmen möchte, ist sie gern zur Einarbeitung und Übergabe bereit.

Als Blanca Vitt 2006 den Schritt in die Selbständigkeit wagte, hat sie ihre Pläne einem Unternehmensberater vorgestellt. Der Dinkelladen mit Produkten für ein Leben nach der Lehre von Hildegard von Bingen und einem Bereich mit ausgewählten Bioprodukten sei als Idee und Konzept gut angekommen. „Aber er sagte auch: In Mengen geht das nicht.“ Dass Blanca Vitt ihren Laden trotzdem genau dort eröffnete, hat mehrere Gründe. „Meine Kinder gingen hier in die Schule und hatten hier ihre Freunde und auch meine Eltern waren vor Ort“, sagt sie. „Außerdem war die Hildegardlehre schon immer absolut mein Thema.“ Als gelernte Einzelhandelskauffrau habe sie sich so ihren Lebenstraum verwirklichen können.

Kunden aus dem Umland

Einfach sei das aber in all den Jahren nie gewesen. „Ich habe schon eine treue Stammkundschaft, aber die kommt größtenteils aus dem Umland“, sagt sie. „Mein Sortiment gibt es sonst im Umkreis von 70 Kilometern nicht.“ Hildegard-Fans würden gern einen längeren Weg auf sich nehmen, um sich mit ihr auszutauschen und sich beraten zu lassen. „Aber von den Mengenern kaufen nicht so viele bei mir ein.“ Woran das liegt, ob das Bewusstsein für Bio- und fair gehandelte Produkte fehlt oder die Leute lieber günstig einkaufen, kann sie nicht genau sagen.

Über die Jahre hinweg hat Blanca Vitt ihr Sortiment auf rund 1000 Artikel erweitert. „Das sieht man dem Laden von außen gar nicht an, aber ich nutze jede Fläche gut aus“, sagt sie. Langsam, aber stetig sei auch der Umsatz gewachsen. „Natürlich auf geringem Niveau“, gibt sie zu. Das sei für sie als alleinerziehende Mutter schon immer ein großes Risiko gewesen. „Aber man lernt, damit zu leben“, sagt sie.

Für viele ihrer Kunden ist Blanca Vitt zur Beraterin in allen Lebenslagen geworden. In ihrem Laden werden Briefmarken für Hilfsprojekte gesammelt, Unterschriftenlisten ausgelegt und über genmanipuliertes Saatgut aufgeklärt. „Ich mag die persönliche Ebene, aber sie kann auch belastend werden.“ Weil ihr Wissen – nicht nur zu Hildegard von Bingen, sondern auch zu Bioprodukten – so umfassend ist, wird sie immer wieder um Aufklärung gebeten. „Ich brauche jetzt einmal Abstand von diesen Themen“, sagt sie.

Deshalb möchte sie jetzt, wo ihre jüngste Tochter aus dem Haus ist, einen neuen Lebensabschnitt beginnen. „Ich habe den Laden und meine Wohnung gekündigt und schaue jetzt, wohin die Reise geht“, sagt sie. Ab Juli möchte sie gern als Angestellte arbeiten und schreibt gerade entsprechende Bewerbungen. „Aber nicht an Bioläden“, sagt sie lachend. „Beruflich will ich mal was anderes machen.“ Zu weit weg von Mengen sollte es nicht sein, weil sich Vitt auch weiterhin um ihre Eltern kümmern möchte.

Vor allem für ihre treuen Kunden würde sich Blanca Vitt wünschen, dass sich ein Nachfolger für ihren Laden findet. „Wenn der keine Hildegard-Kenntnisse hat, könnte er ja einfach einen Bioladen draus machen“, überlegt sie. Nach 13 Jahren Erfahrung würde sie die Übernahme in erster Linie jemandem empfehlen, dessen Partner ein geregeltes Einkommen hat. „Als Zweit- oder Nebeneinkunft ist das mit dem Laden vollkommen in Ordnung“, findet sie. Alternativ könnten sich natürlich auch zwei oder mehrere Interessenten zusammentun und das Geschäft gemeinsam führen. „Das wäre sicherlich auch eine interessante Lösung.“

Kunden aus Pfullendorf, die sie zum Weitermachen animieren wollten, hatten sogar schon Geschäftsflächen in ihrer Stadt gefunden und sie Vitt vorgeschlagen. „Aber die Zeit der Selbständigkeit ist für mich jetzt definitiv vorbei“, sagt sie. „Auch, wenn ich meine Kunden sehr vermissen werde.“