StartseiteRegionalRegion OstalbSchwäbisch GmündFutters Figuren spiegeln das narrenhafte Weltgeschehen

Weltgeschehen

Futters Figuren spiegeln das narrenhafte Weltgeschehen

Mariaberg / Lesedauer: 2 min

Ausstellung mit Skulpturen und Gemälden in den Räumen des Klosters Mariaberg
Veröffentlicht:16.03.2018, 09:56

Artikel teilen:

Es sind kauzige Gestalten auf Gratwanderung: Unter dem Titel „Tiefgang und Höhenflug“ sind Plastiken und Malereien von Andreas Futter im Klostergebäude Mariaberg zu sehen

Die drei Gipfelstürmer haben ihr eigentliches Ziel längst erreicht, aber sie streben weiter dem Himmel zu. Die kleine Seilschaft hat sich in einem gewagten Balanceakt bereits um eine Wolke geschlungen. Höher hinaus und immer noch höher wollen die tollkühnen Kumpane steigen und in ihrer Narretei der Schwerkraft trotzen. Die kleine Plastik steht exemplarisch für viele Arbeiten von Andreas Futter, der seine Himmelsstürmer, Wolkenschieber, Stelzenläufer, Säulenspringer, Stangenhocker und kauzigen Könige nur allzu gerne auf abenteuerliche Gratwanderungen schickt.

Augenzwinkernd und mit ironischer Distanz spiegelt er so auch einen Zeitgeist wider, der das „immer höher, schneller, weiter“ längst zum Mantra erkoren hat.

Insgesamt 77 Arbeiten von Futter, sowohl Kleinplastiken als auch Malereien, sind derzeit im Klostergebäude Mariaberg zu besichtigen. „Meine bisher umfangreichste Ausstellung“, erklärt der Künstler, „für mich ist es etwas Besonderes, hier auszustellen“. Die große Herausforderung sei gewesen, die vielen Werke so zu stellen, dass sie sich gegen den Raum behaupten können und eine stimmige Gesamtkonzeption ergeben würden.

„Unsere Flure im Kloster sind geschmückt mit Ihren vielfältigen Bronzeplastiken und Bildern – wir Mariaberger haben bis jetzt viel Freude daran gehabt“, dankte Vorstand Rüdiger Böhm bei der Vernissage dem Künstler für die ebenso gelungene wie außergewöhnliche Werkschau. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung im Refektorium von Ursula Herrmann-Lom am Flügel und Elias Schwesig an der Oboe mit Werken von Vivaldi, Händel und des französischen Komponisten Eugène Bozza.

„Futters Figuren verhalten sich widerborstig und eigenartig in unserer Zeit“, stellte der Nehrener Künstler CHC Geiselhart in seiner Einführung zur Ausstellungseröffnung fest. Inzwischen dränge sich ihm die Einsicht auf, dass die Zeitläufe des Weltgeschehens sich dem narrenhaften Treiben und den widersinnigen Possen von Futters Figuren weitgehend angenähert – wenn nicht gar schon überholt – hätten. „Blicken wir auf die Ansammlung dieser Arbeiten, so erkennen wir in Futter einen abgründigen Erzähler komplexer Geschichten, die den genauen und forschenden Betrachter fordern.“ Geiselhart verwies auf ein typisches Gestaltungselement Futters, den Sockel, mit dem der Künstler erstaunliche Akzente setze: „Er entwickelt den Sockel zu einem inhaltlich bestimmten Formteil und verwandelt ihn zu einer Art Bühne für eine im besten Sinne theatralische Inszenierung“, erläuterte Geiselhart.

Geboren ist Andreas Futter 1969 in Hechingen. Er studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren Peter Grau, Horst Bachmayer und Paul-Uwe Dreyer. Heute lebt und arbeitet er bei Schwäbisch Gmünd. In seiner Vita finden sich zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.