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Luchsvortrag

Luchs „B600“ streift weiter durchs Donautal

Leibertingen / Lesedauer: 3 min

Vortrag über Wildtier findet interessierte Zuhörer
Veröffentlicht:16.04.2018, 17:52

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Warum Leibertingen als Veranstaltungsort für einen Luchsvortrag vom Verein „Luchs Initiative Baden-Württemberg “ gewählt worden ist? „Weil der Luchs hier vorkommt“, so Donautal-Guide Armin Hafner. In Leibertingen trafen sich Mitglieder der Luchs-Initiative, um zunächst den Luchs-Info Point zu besuchen. Hafner stellte diesen 2017 entstandenen Informationspavillon und seine Ausstellungsstücke vor. Vor dem abendlichen Vortrag im Gasthaus Adler berichtete Hafner den Besuchern vom Luchs-Vorkommen im Donautal. Eine kleine Sensation stellte dabei ein 48 Stunden altes Bild vom Luchs B600 dar. Ein gestochen scharfes Bild zeigt den Luchs, der durch sein Fleckenmuster identifiziert werden konnte. B600 lief dabei von rechts an der Kamera vorbei. So war seine linke Seite zu sehen. „B“ bedeutet, dass beide Seiten des Tieres registriert sind. Somit kann dieses einzelne Tier sicher erkannt werden. Durch die Zusammenarbeit mit Kora (koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz) konnte nachgewiesen werden, dass B600 aus dem Westteil des Juras bei Genf etwa 300 Kilometer ausgewandert ist.

Der Verein „Luchs-Initiative Baden-Württemberg“ fand mit Andreas Ryser einen kompetenten Referenten für einen Luchsvortrag in Leibertingen. Ryser ist im Kora-Programm mit Sitz in Muri bei Bern tätig, welches sich mit Raubtiermanagement und Wildökologie befasst.

Kora plant, leitet und koordiniert Forschungsprojekte für Raubtiere seit 1994. Moderne Kulturlandschaft und Siedlungsflächen sowie Barrieren durch Autobahnen und Gefährdungen durch den Verkehr stellen Probleme für Wildtiere dar. Projektziele der Kora sind Erhaltung und Management der Raubtiere, um deren langfristiges Überleben zu gewährleisten. Wichtigste Aufgaben sind dabei die Überwachung der Entwicklung der Raubtierbestände in der Schweiz und das Erforschen der Lebensweise der Raubtiere in der modernen Kulturlandschaft. Referent Ryser berichtete mit seiner Präsentation sachlich und zuweilen humorvoll von den Entwicklungen in der Schweiz. Ab 1971 siedelte sich der Luchs in der Schweiz wieder an. Mit der Luchs-Umsiedlung in die Nordschweiz wurde ab 2001 eine kleine Population gesichert. „Die großen Befürchtungen des Anfangs haben sich erledigt“, so Ryser. Zumindest in den betroffenen Gebieten sei das so, es wurde auch eine Akzeptanz bei Jägern erreicht. Ryser stellte ein von ihm mitentwickeltes ferngesteuertes Blasrohr vor, mit dem Wildtiere stressfreier gefangen werden können. Der neugewählte Vereinsvorsitzende Michael Rüttiger bedankte sich nach der Diskussionsrunde bei Ryser und lud ihn gleich zu weiteren Veranstaltungen ein.

Im Donautal wurde ein Luchs erstmals wieder im August 2005 nachgewiesen. Dieser blieb ein Jahr im Donautal und wurde „Donautal-Luchs“ genannt. Am 1. Januar 2007 fiel er bei Ulm dem Verkehr zum Opfer. In Baden-Württemberg konnte erst wieder 2013 ein Luchs nachgewiesen werden. In der Wutachschlucht lebte dieser vier Monate. Er starb an einer Krankheit. 2015 wurde Luchs „Friedel“ in Baden-Württemberg gefangen und besendert. Damit sind Wanderbewegungen erkennbar. Friedels Verbleib ist nach geplantem Abfallen des Senders ungewiss. Bisher konnten in Baden-Württemberg nur männliche Luchse „Kuder“ und keine „Katzen“ nachgewiesen werden. Eine Umsiedlung ist in Baden-Württemberg noch nicht erlaubt.