StartseiteRegionalRegion SigmaringenKrauchenwiesWaisenkinder freuen sich über neues Zuhause

Waisenhaus

Waisenkinder freuen sich über neues Zuhause

Krauchenwies / Lesedauer: 4 min

Waisenhaus in Douala wird mit Feier eröffnet – Happy-End nach langen Verzögerungen
Veröffentlicht:28.06.2018, 11:56

Von:
Artikel teilen:

Es ist vollbracht: Nach langen Monaten des Bangens und Hoffens steht das Waisenhaus in der kamerunischen Großstadt Douala endlich. Der Krauchenwieser Bobby Lutz, der das Projekt mit seiner Frau Helga und Freundin Ingrid Schnell initiiert und dafür in den vergangenen Jahren 150 000 Euro an Spendengeldern gesammelt hat, nahm an der Eröffnungsfeier des Waisenhauses Ende Mai teil – mit Glücksgefühlen. „Ich bin jetzt einfach nur stolz, dass doch noch alles geklappt hat“, sagt er.

Die „ Schwäbische Zeitung “ hatte die Aktivitäten des Krauchenwiesers und den Stand der Arbeiten am neuen Waisenhaus regelmäßig begleitet. Lutz war immer wieder in Douala vor Ort, um die rund 50 Waisenkinder in ihrem baufälligen alten Waisenhaus zu unterstützen, und um dafür Sorge zu tragen, dass der Bau des neuen Waisenhauses vorankommt. „Viele schlaflose Nächte“ habe er in Deutschland durchgemacht, „manchmal wäre ich froh gewesen, wenn ich aus der Sache mit halbwegs trockenen Füßen herausgekommen wäre“, gibt er zu.

Die enorme Spendenbereitschaft in der Bevölkerung hat auch enormen Druck ausgeübt. Und der Bau des Waisenhauses ging zeitweilig mehr schlecht als recht voran, die Baufirma, die zunächst mit den Arbeiten betraut war, baute so viel falsch, dass ein ganzer Gebäudeteil nun unnutzbar brach liegt. Doch Lutz schaffte es zusammen mit Ingrid Schnell, in Douala immer wieder neue und kompetente Partner zu gewinnen, was letztlich zum Erfolg führte.

Lutz knüpft weitere fruchtbare Kontakte

Im vergangenen Januar gelang schließlich der Durchbruch. Ein neuer Bauunternehmer übernahm die Arbeiten und verpflichtete sich, das Waisenhaus innerhalb von vier Monaten zu errichten. Lutz erhielt zwar immer wieder Bilder vom Baufortschritt, dem Braten mochte er aber dennoch nicht so recht trauen – seine Erfahrungen mit der bisweilen nachlässigen Arbeitsmoral in Afrika hatten ihn misstrauisch werden lassen. Also flog er kurz vor Ostern noch einmal nach Douala, und knüpfte dort weitere fruchtbare Kontakte. So sicherte der Lions Club Douala beispielsweise zu, eine Fotovoltaik-Anlage auf das Dach des Waisenhauses zu bauen. Und vor allem merkte er sehr schnell, dass der neue Bauunternehmer tatsächlich ernst machte. Die Arbeiten lagen im Zeitplan.

Für die offizielle Eröffnungsfeier des Waisenhauses, an der rund 200 Menschen teilnahmen, flog Lutz Ende Mai wieder nach Kamerun. Hatte er erwartet, dass „total viel Arbeit“ auf ihn warten würde, so kam alles ganz anders: „Im alten Waisenhaus waren alle völlig cool. Der Umzug war bereits bestens organisiert“, sagt er. Auch das neue Waisenhaus war bereits fertig. „Im Grunde genommen war das sogar schlüsselfertig“, freut sich Lutz. Alle vier Schlafsäle für die Jugendlichen standen, ebenso der Bereich für die acht Babys, die im neuen Waisenhaus Platz haben werden. Alle Sanitäranlagen funktionierten einwandfrei. Und so sei auch die Einweihungsfeier zu einem vollen Erfolg geworden. „Die Kinder waren so glücklich“, freut sich Lutz. Jedes Kind habe jetzt beispielsweise erstmals ein eigenes Bett.

Mais und Kartoffeln selbst anbauen

Wie geht es jetzt weiter? Bobby Lutz will das Spendenkonto noch bis Ende des Jahres offen lassen, und hofft weiter auf die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Aktuell sei kein Geld mehr vorhanden, die Reste seien voll und ganz in den Bau geflossen. „Ich habe aber noch zwei Wünsche: Zum Einen möchte ich den Waisenkindern noch einen Spiel- und Sportplatz ermöglichen; zum Anderen wäre es schön, wenn wir nahe des Waisenhauses noch ein weiteres Grundstück erwerben könnten“, sagt er. Dann könnten die Kinder und Jugendlichen dort Mais und Kartoffeln anbauen, „ein paar Hühner wären auch nicht schlecht“, sagt Lutz. Doch das sei jetzt erst einmal Zukunftsmusik. „Für den Moment ist es einfach ein schönes Gefühl, dass wir so weit schon gekommen sind“, sagt er. Es sei ein Waisenhausverein gegründet worden, dem verschiedene Projektpartner vor Ort angehören, und der mittelfristig auch die finanziellen Geschicke des Waisenhauses leiten soll – wenn Lutz sich eines Tages komplett zurückzieht.