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Aquakultur, Abwasser und App: Kommission diskutiert über den Bodensee

Konstanz / Lesedauer: 3 min

Aquakultur, Abwasser und App: Kommission diskutiert über den Bodensee
Veröffentlicht:15.05.2017, 17:41

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Vertreter der IGKB aus Baden-Württemberg, Bayern, Österreich, Schweiz und Liechtenstein sprechen an zwei Tagen über zahlreiche Themen, darunter Abwasserreinigung am See und eine neue App zu Wassertemperaturen. Doch viele Fischer in der Region dürften besonders bei einem Punkt hellhörig werden: Der möglichen Zucht von Felchen im See.

Eine Entscheidung für oder gegen Aquakulturen für diese Fische werde allerdings bei diesem Treffen nicht erwartet, sagt der Geschäftsführer der IGKB, Thomas Blank , im SZ-Gespräch: „Die Aquakulturen werden bei diesem Treffen tatsächlich nur ein Randthema darstellen. Eine endgültige Entscheidung wird nach jetzigem Stand auch nicht fallen.“ Wichtiger seien ihm und den anwesenden Fachleuten für Gewässerschutz beim zweitägigen Treffen die App „Bodensee aktuell“ vorzustellen sowie über das Thema Abwasserreinigung zu sprechen, über das in den Anrainerstaaten des Sees vermehrt diskutiert werde, so Blank.

Dass allerdings bald eine Entscheidung in Sachen Aquakultur fällt, wünscht sich etwa der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben des BUND . „Wir finden es gut, wenn die Frage diskutiert wird. Wir hoffen, dass dabei auch unsere Argumente gegen die Aquakulturen gehört werden“, sagt Geschäftsführer Ulfried Miller. Etwa ein dreiviertel Jahr habe sich der Regionalverband nun bereits mit dem Thema Aquakultur von Felchen im Bodensee beschäftigt.

Forderung an den Landwirtschaftsminister

In einem offenen Brief fordert auch der Regionalverband gemeinsam mit 32 weiteren Organisationen, darunter die Umweltschutzverbände, Fischereiverbände, Berufsfischerverbände, Sportanglerverbände, Jagdverband, Seglerverband und Sporttaucherverbänden, dass der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) die geplante Felchenmast in Netzkäfigen nicht weiter unterstützen soll.

„Die Umweltorganisationen rund um den Bodensee lehnen Aquakultur in Netzkäfigen grundsätzlich ab, da diese eine Form der Massentierhaltung darstellt und mit massiven Beeinträchtigungen für die Wasserqualität und die Umwelt einhergeht“, schreibt Antje Boll, stellvertretende Geschäftsführerin des BUND Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben , im offenen Brief. Ein weiterer Kritikpunkt aus Sicht der Umweltschützer: Sie fürchten, dass gezüchtete Fische aus den Gehegen entweichen und sich negativ auf den Wildfischbestand auswirken könnten.

Immer weniger Fischer

Doch genau deren Bestand ist das Problem: Es gibt immer weniger wilde Felchen im Bodensee. Weil der See immer sauberer und damit nährstoffärmer wird, gibt es auch immer weniger Fische. Selbst die Zahl der Berufsfischer am Bodensee sinkt aus diesem Grund seit Jahren. Ein Ende des Abwärtstrends ist kaum absehbar.

Der Verband der Badischen Berufsfischer sieht die Aufzucht von Felchen in einer Aquakultur trotzdem kritisch. Die Fischzucht würde „den Berufsfischern das Genick brechen“ und eine Konkurrenz zur „traditionellen Netzfischerei“ darstellen, schreibt Elke Dilger vom Verband der Badischen Berufsfischer in einer Pressemitteilung.

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Hauk hatte sich im vergangenen Jahr für das Züchten von Felchen in Netzgehegen ausgesprochen. Er sieht darin eine neue Einnahmequelle für die Bodenseefischer, um ihre immer kleineren Erträge auszugleichen. Einige Fischer würden auch mitmachen. So etwa Martin Meichle aus Hagnau. Er sieht darin eine Chance für Berufsfischer, wirtschaftlich zu überleben. Die Zucht wäre genossenschaftlich organisiert. Jeder, der mitmache, würde somit anteilig an Kosten und Gewinn beteiligt.