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Chronistenamt

Erstmals wird eine Frau Chronistin

Inzigkofen / Lesedauer: 3 min

Doris Futterer übernimmt das Amt – Vorgänger Erich Fiederer bekommt Eintrag ins Ehrenbuch
Veröffentlicht:09.04.2019, 15:51

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Nach insgesamt 22 Jahren ehrenamtliches Chronistenamt hat Erich Fiederer am vergangenen Montagabend die Feder abgegeben und erhielt daraufhin von Bürgermeister Bernd Gombold einen Eintrag ins Ehrenbuch der Gemeinde Inzigkofen. Zum 150-jährigen Jubiläum der Inzigkofer Chronik übernimmt mit Doris Futterer als seine Nachfolgerin zum ersten Mal eine Frau dieses Amt.

„Die Inzigkofer Chronik ist ein Spiegel ihrer Zeit“, sagte Kreisarchivar Edwin Ernst Weber. „Dementsprechend hatte auch jeder Chronist seinen eigenen Stil der Zeit.“ Vor der eigentlichen Amtsübergabe las er zusammen mit Doris Futterer den anwesenden Gästen aus den insgesamt sechs Bänden der Inzigkofer Ortschronik vor und schilderte dabei die Besonderheiten sowie die wichtigsten Ereignisse in den vergangenen Jahren. Beginnend im Jahr 1868 bis heute gebe es laut Weber nur wenige Lücken, was für eine Gemeinde äußerst selten sei.

Auszüge aus der Chronik fesseln das Publikum

Bei einem Auszug aus dem ersten Band der Ortschronik vom ersten Chronisten Joseph Hartmann mussten die Gäste etwas schmunzeln. Dieser beschrieb die sechs Straßen, aus denen Inzigkofen damals bestand, detailgetreu und umfangreich. Den Charakter der Inzigkofer schilderte er als sehr arbeitssam, gutmütig und kräftig gebaut. Und selbst im kleinsten Hause würde jährlich ein Schwein geschlachtet werden.

Besonders ruhig wurde es im Publikum, als die Beobachtungen des vierten Chronisten Heinrich Ronge zum Einmarsch der französischen Truppen in Inzigkofen vorgelesen wurden. Er beschrieb detailgetreu, dass ein französischer Soldat in sein Haus gekommen war und ihm gedroht hatte, ihn zu erschießen. Ronge blieb unversehrt, aber ein deutscher Soldat wurde erschossen.

Nach weiteren Passagen über Bürgermeisterwechsel, dem Bau einer Mehrzweckhalle, der Zusammenschließung der Gemeinden Inzigkofen mit Vilsingen und Engelswies, bei der die beiden letzteren stark dagegen gewesen seien, und den Erwerb des Klosters Inzigkofen wandte sich schließlich Bürgermeister Bernd Gombold direkt an den sechsten Chronisten Erich Fiederer. Mit dessen letztem Eintrag in die Chronik: „PS in eigener Sache“, waren wohl alle Anwesenden gerührt. „Ich möchte mein Chronistenamt, das ich aus Liebe zu meiner Heimat Inzigkofen übernommen habe, nach 22 Jahren altersbedingt abgeben und in jüngere Hände legen“, las Weber aus der Chronik vor.

Fiederer bekommt Eintrag ins Ehrenbuch

Von den insgesamt sechs Bänden habe Fiederer drei gefüllt. „Diese drei Bände sprechen im wahrsten Sinne des Wortes Bände“, sagte Gombold. Da die gesamte Gemeinde mehr als dreimal so groß sei wie noch am Anfang und deshalb auch mehr los sei, sei es kein Wunder, dass inzwischen in 22 Jahren drei Bücher gefüllt worden seien, bemerkte Weber.

Nach einer Auflistung der Vereinstätigkeiten von Erich Fiederer und seinem Wirken in der Gemeinde Inzigkofen, erhielt er einen Eintrag ins Ehrenbuchs Inzigkofens.

Seiner Nachfolgerin Doris Futterer wurde eine symbolische Feder und ein Tintenfass überreicht. Sie habe die Aufgabe bereits vor drei Monaten übernommen und sei mit ihrer aufmerksamen Art laut Gombold der Aufgabe gut gewachsen. „Wir freuen uns, dass die Kontinuität gewahrt wird“, sagte Gombold. „Wir verfügen mit einer nahezu lückenlosen Chronik einen besonderen zeitgeschichtlichen Schatz, auf den wir stolz sein können“, sagte er.