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Edwin Ernst Weber erhält Schiedel-Preis

Inzigkofen / Lesedauer: 4 min

Der Kreisarchivar wird für seine wissenschaftliche Arbeit in Bezug auf die Region geehrt
Veröffentlicht:19.09.2017, 17:03

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Kreisarchivar Edwin Ernst Weber wird am 12. Oktober den Friedrich-Schiedel-Wissenschaftspreis für seine Verdienste für die Region Oberschwabens erhalten. Damit wird der Inzigkofer für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Auch wenn das mit 59 Jahren noch etwas früh ist, wie ich finde“, sagt der Kreisarchivar. Gewürdigt werden Webers wissenschaftliche Verdienste für die Region in Forschung und Literatur sowie seine Vermittlungsarbeit gegenüber einem Laienpublikum. „Ich war überrascht, als ich erfahren habe, dass der Stiftungsrat das beschlossen hat“, sagt der Historiker. Er ist der dritte, nicht habilitierte Preisträger von insgesamt zehn seit 1999.

Die Arbeit des Kreisarchivars lässt sich nur schwer von der Person Edwin Ernst Weber und seinen zahlreichen Ämtern, beispielsweise als Geschäftsführer der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur , trennen. Geboren in Rottweil, schlug Weber zunächst eine journalistische Berufslaufbahn mit einem Volontariat beim Schwarzwälder Boten ein, absolvierte dann einen freiwilligen sozialen Friedensdienst in Frankreich. „Forschen, recherchieren, Quellenarbeit“, das reizte ihn ebenso wie selbst publizistisch tätig zu sein. So studierte er Geschichte Politikwissenschaft und Volkskunde in Freiburg und Berlin. Er promovierte über die „Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen in Alltag und Konflikt – die Reichsstadt Rottweil und ihre Landschaft vom 30-jährigen Krieg bis zur Mediatisierung.“

Von 1989 bis 1991 absolvierte er eine Ausbildung zum wissenschaftlichen Archivar am Generallandesarchiv Karlsruhe. Seit 1991 ist er beim Landkreis Sigmaringen angestellt. „Ich hatte immer das Glück, dass meine Arbeit von Land- und Kreisräten unterstützt wurde.“ Seine Bestimmung sieht er im Konservieren des historischen Erbes des Landkreises, welches man natürlich nicht ohne die Geschichte Oberschwabens betrachten kann, aber auch in der Auswertung von Quellen sowie der öffentlichen Vermittlungsarbeit in Form von Tagungen oder Exkursionen, beispielsweise im Rahmen des jährlichen Kreiskulturschwerpunkts. Der landsmannschaftlich dreigeteilte Landkreis Sigmaringen – für Weber ein dankbarer Forschungsgegenstand. Die emanzipatorische, freiheitliche Tradition der Region fesselt Weber, der gewissermaßen Identitätsfindung und Aufarbeitung für die Raumschaft betreibt.

Auch im Privaten lässt ihn die Leidenschaft für die Region und ihre Geschichte nicht los, was sich auch in Webers Publikationsliste niederschlägt. Diese bezieht sich zwar großteils auf den Landkreis und seine Profession, war aber auch Arbeit, die er bis in den Urlaub mitgenommen hat: An etwa 180 Werken hat der Historiker mitgewirkt, manche hat er selbst geschrieben, einige herausgebracht oder Aufsätze verfasst. An mehr als zwei Dutzend Tagungen war er beteiligt, die Themen reichen über die Adelsstrukturen der Region, die Wirtschaftsgeschiche Oberschwabens, eine Tagungsreihe, zu der auch Bücher folgen werden, die Geschichte Oberschwabens in der karolingischen Zeit oder die Widerstandstradition der Region um 1848/49 oder zur NS-Zeit, um nur wenige zu nennen.

Ideen gehen ihm nicht aus

Die Ideen gehen Edwin Ernst Weber nicht aus: So möchte er sich künftig mit den kommunalen, genossenschaftlichen Strukturen des Kreises beschäftigen, aber auch mit der Quellenforschung einer Klageschrift einer Nonne aus dem 15. Jahrhundert sowie einem NS-Widerstandskämpfer aus Gutenstein, der im Konzentrationslager starb. Das Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro reinvestiert er in seine Arbeit: „Davon werde ich mir sicher das ein oder andere Buch kaufen – und ganz pragmatisch – einen neuen Computerbildschirm“, sagt Weber. Er sei zwar sehr EDV-interessiert, doch das „haptische Vergnügen“ an Büchern sei für ihn – wen wundert’s – von besonderer Bedeutung.

Info: Der Friedrich-Schiedel-Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens wird seit 1999 alle zwei Jahre durch die von Friedrich Schiedel gegründete Stiftung vergeben. Ziel der gemeinnützigen Stiftung ist die Förderung der Erforschung der Geschichte Oberschwabens sowie die Herausbildung und Verbreitung eines objektiven oberschwäbischen Geschichtsbewusstseins. Der Preis wurde von dem aus Baierz bei Bad Wurzach stammenden Senator e. h. Friedrich Schiedel (1913-2001) als Stiftung ins Leben gerufen. Er gründete 1946 in Erbach/Ulm ein Unternehmen zur Herstellung von Kaminsystemen, das später weltweit tätig war. Der Stifter hat zahlreiche karitative Einrichtungen geschaffen und unterstützt, trat aber auch als Mäzen für die Förderung von Kultur und Wissenschaft hervor. Quelle: Stiftung