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Reitplatz

Unlinger Reiter ist erstmals zu sehen

Hundersingen / Lesedauer: 4 min

Doppelausstellung beider Heuneburgmuseen ist eröffnet – Originalfunde sollen in der Region gezeigt werden
Veröffentlicht:15.05.2017, 19:20

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Mit vielen Gästen ist am Sonntag die Ausstellung „Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenker“ eröffnet worden. Sie wurde gemeinsam vom Landesamt für Denkmalpflege, von der Gesellschaft für Archäologie, der Gemeinde Herbertingen und dem Verein Heuneburg-Museum aufgebaut. Neben dem Unlinger Reiter, einer acht Zentimeter großen Bronzestatuette, wurden erstmals zahlreiche andere Funde, die im August des Jahres 2016 aus Hügelgräbern bei Unlingen geborgen wurden, der Öffentlichkeit präsentiert.

„Ich bin überwältigt von Ihrem Interesse“, sagte Bürgermeister Magnus Hoppe in seiner Begrüßung im Keltenmuseum in der Zehntscheuer in Hundersingen. Dort werden die Originalfunde aus Unlingen gezeigt. Die Ausstellung wird im Freilichtmuseum ergänzt. Auf Tafeln wird dort die Bedeutung erläutert, die Pferde und Wagen für die Kelten hatten. Auf einer neu eingerichteten Reitbahn sind Pferde und Reiter in Aktion zu sehen. „Mit der Doppelausstellung wollen wir die Stärken beider Museen herausstellen“, sagte Hoppe. Das sei nur möglich, weil das Klima zwischen den Trägern beider Museen gut sei.

Funde in der Region zeigen

Zur Ausstellungseröffnung war auch Wolfgang Reimer eingereist, Regierungspräsident des Bezirks Stuttgart. Dass er da sei – und nicht sein Tübinger Amtskollege Klaus Tappeser – liege daran, dass die obere Denkmalschutzbehörde an das Regierungspräsidium Stuttgart angegliedert sei. „Stuttgart hat die Vor-Ort-Funkion im ganzen Land“, sagte er.

Reimer betonte, dass es seit dieser Legislaturperiode im Land das Ziel sei, Originalfunde in der Region zu belassen und zu zeigen, in der sie gemacht wurden. Dafür erhielt er kräftigen Applaus von den rund 200 Gästen. „Kultur soll auch in ländlichen Regionen präsent sein, für die Touristen und die Bürger“, sagte er. Die Heuneburg sei eine der bedeutendsten archäologischen Stätten im Land. Sie sei in einem Atemzug mit dem Weltkulturerbe der Pfahlbauten, mit den Höhlen der Schwäbischen Alb und dem Limes zu nennen. Seit mehr als 100 Jahren werde auf der Heuneburg ausgegraben und geforscht. Dabei seien sensationelle Funde zutage gekommen. „Und wir rechnen damit, dass von den Archäologen noch mehr Sensationelles entdeckt wird.“

Landesarchäologe Dirk Krausse lobte das „rekordverdächtige Tempo“, mit dem Archäologen und Restauratoren daran gearbeitet haben, die Funde für die Ausstellung vorzubereiten. „Vor einem Jahr lagen sie noch im Boden“, sagte er. Der Zeitplan sei schon gleich zu Beginn der Ausgrabungen ambitioniert gewesen. Die Straßenbaubehörde habe Druck gemacht, weil sie den Bau der Unlinger Ortsumfahrung vorantreiben wollte.

Archäologie vermitteln

Die Idee hinter der Doppelausstellung sei, die Funde in einen Kontext zu setzen. Hinter den Persönlichkeiten, die in der Hallstattzeit bei Unlingen bestattet wurden, verbergen sich Geschichten. „Auf der Heuneburg wollen wir versuchen, das Lebensgefühl der Zeit zu vermitteln“, sagte Krausse. Deshalb gibt es im Freilichtmuseum ergänzende Informationen über Reiten und Wagen. Pferde und Reiter sollen auf einer Reitbahn Wissen anschaulich vermitteln. Bei der Ausstattung der Reitergruppe Luerica sei aufs Detail geachtet worden. Ein Experimentalarchäologe habe unter anderem den Stirnpanzer eines Pferdes rekonstruiert, der im Fürstinnengrab am Bettelbühl gefunden wurde. „Das hat nichts mit Disneyland zu tun“, betonte Krausse. „Wir wollen archäologische Erkenntnisse vermitteln.“

Pferde und Reiter auf der Heuneburg: Von der Anhöhe beim Freilichtmuseum Heuneburg aus sah man sie von Weitem kommen: Mit Pferden bespannte Planwagen, Kutschen, Kelten und allerlei Reitersleut. Ihr Weg führte sie steil nach oben auf das Hochplateau der Heuneburg. Ihr Ziel war der neu errichtete Reitplatz mit überdachtem Unterstand und mit Holzplanken umsäumten Fläche. Zahlreiche Gäste und Besucher hatten sich eingefunden und kurz und knapp gab Landesarchäologe Dirk Krausse die Anlage frei: „Der Reitplatz ist geöffnet.“

Als erstes ritten die Kelten auf der Anlage ein. Mit gesenkten Lanzen grüßten sie die Besucher und nahmen Aufstellung auf dem neu geschaffenen Areal. Mit dabei waren auch die Reit- und Fahrvereine aus Herbertingen und Bad Saulgau. Aufs Pferd geschwungen hatte sich auch die Chefrestauratorin Nicole Ebinger-Rist. Sie lobte den neu geschaffenen Reitplatz auf der Heuneburg. Ihr Dank galt allen Mitwirkenden beim Bau der Anlage, etwa dem Bauhof der Gemeinde Herbertingen, besonders aber auch Josef Heinzelmann. Der Vorsitzende des Reitvereins Herbertingen stand bei der Planung des Reitplatzes beratend zur Seite.

Wie es sich gehöre, müsse auch bei der Inbetriebnahme einer solchen Anlage angestoßen werden, sagte sie. Das war dann Aufgabe der Reitergruppe Luerica, die den Ehrengästen Hochprozentiges aus einem Kuhhorn zu trinken gab. Dann war der Platz frei für die Vorführungen der Reiter.