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Nahwärmenetz

Planer stellt Nahwärmenetz-Preise vor

Hohentengen / Lesedauer: 3 min

Bisher zeigen 80 Ölkofer Interesse am Projekt – Entscheidung fällt im November
Veröffentlicht:21.09.2016, 15:28

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Die Firma Solarcomplex und das Überlinger Stadtwerk am See möchten ein Nahwärmenetz für Ölkofen bauen. Die nötige Energie würde die Biogasanlage der Familie Brotzer liefern. Bei einer Infoveranstaltung stellten Verantwortliche die aktuellen Pläne sowie die Preise vor. Die Entscheidung über die Realisierung des Nahwärmenetzes soll im November fallen.

„Wir haben 80 Interessenbekundungen“, sagte Udo Woble , Leiter Energiesysteme beim Stadtwerk am See. „Wenn wir ein bisschen mehr als 80 Verträge haben, steht einem Bioenergiedorf Ölkofen nichts entgegen.“ Das Stadtwerk am See betreibt derzeit zehn Nahwärmenetze, fünf davon allein in Friedrichshafen.

Woble warb um das Vertrauen der Ölkofer Bürger. Das Stadtwerk sei zu hundert Prozent ein kommunales Unternehmen. Es wolle weiter in Nahwärmenetze investieren, gerne auch in biogasbetriebene Netze. Es sei vorgesehen, dass es Eigentümer des Netzes werde und die technische Betriebsführung übernähme, die Firma Solarcomplex erledige die Projektentwicklung und die Planung. Woble: „Die gesamten Investitionskosten betragen 2,2 Millionen Euro.“

Jörg Dürr-Pucher von Solarcomplex stellte die Preise vor: Der jährliche Grundpreis beträgt demnach 360 Euro zuzüglich 19 Prozent Umsatzsteuer, der Wärmearbeitspreis pro Kilowattstunde netto 8,9 Cent, brutto 10,59 Cent. „Es ist der gleiche Preis wie in Veringendorf“, sagte Dürr-Pucher. Derzeit baut Solarcomplex dort ein Nahwärmenetz.

Die Ölkofer können zwischen zwei Verträgen wählen: Beim Standardvertrag sind die Teilnehmer zu einer Mindestabnahme von 15000 Kilowattstunden pro Jahr verpflichtet, es fällt der Grundpreis an. Für diejenigen, die nur einen geringen Energiebedarf haben, ist der Mini-Vertrag interessant. Beim gleichen Grundpreis gibt es keine Mindestabnahme, dafür ist ein einmaliger Anschlussbetrag von brutto 3570 Euro fällig. Erfahrungsgemäß würden etwa 90 Prozent der Teilnehmer in Bioenergiedörfern die Standard-Variante wählen, sagte Dürr-Pucher. Der Vertrag mit den Teilnehmern wäre zunächst auf zehn Jahre befristet.

Im Oktober finden individuelle Sprechstunden statt. Die Frist zum Abschluss eines Wärmelieferungsvertrags läuft bis zum 15. November. Wer danach noch mitmachen möchte, muss eine Bearbeitungsgebühr von 1000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer bezahlen. Ende November fällt die Entscheidung, ob das Netz gebaut wird. Fällt der Beschluss positiv aus, werden noch bis zum Jahresende die erforderlichen Arbeiten ausgeschrieben, um günstigere Preise zu bekommen. Im Oktober nächsten Jahres soll das Netz dann in Betrieb genommen werden. Aufgestellt würde ergänzend auch ein Erdgas-Spitzenlastkessel.

Jörg Dürr-Pucher rief die Anwesenden auf, bewusst Nachbarn anzusprechen, die noch nicht mitmachen. Derzeit habe man 80 Interessenten. „Da fehlen noch einmal zehn oder 20, die wir gerne hätten“, meinte er. Die Größe des Netzes hänge am Ende des Tages an der Beteiligung der Ölkofer. „Wir könnten jeden Haushalt anschließen“, sagte er. Insgesamt gesehen ist er optimistisch: „Die Ausgangsbasis ist sehr gut, um das Bioenergiedorf im November durch die Gremien zu bringen.“

Anhand von Vergleichsrechnungen zeigte Dürr-Pucher auf, dass trotz des derzeit niedrigen Öl-preises die Nahwärme günstiger sei als die Wärme aus Heizöl. So liege der realistische Vollkostenpreis bei Wärme aus Heizöl mindestens bei 13 Cent brutto pro Kilowattstunde – in Ölkofen wird mit einem Bruttopreis von 10,59 Cent gerechnet.

Die Gemeinde unterstützt das Vorhaben. Sie geht dabei auch einen schmerzhaften Kompromiss ein: Wie auf Nachfrage eines Bürgers deutlich wurde, müsste die erst vor acht Jahren neu sanierte Durchgangsstraße, also die Ölkofer Straße, für das Projekt aufgerissen werden. „Der Gemeinderat hat sicher kurz gezuckt. Es tut schon weh, die Fräse zu sehen“, antwortete der ebenfalls anwesende Bürgermeister Peter Rainer auf die Frage des Bürgers.