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Brückenprüfung

Schlechte Noten für Herbertinger Brücken

Herbertingen / Lesedauer: 4 min

Ein Drittel ist in nicht ausreichendem oder sogar ungenügendem Zustand
Veröffentlicht:30.11.2018, 09:59

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Maximal Note „befriedigend“: Die 31 Brücken in der Gemeinde Herbertingen haben bei einer Brückenprüfung nur eine mittelprächtige bis schlechte Note erhalten. Im Gemeinderat am Mittwoch stellte Bauingenieur Dominik Brugger vom Büro Zimmermann und Meixner die Ergebnisse vor. Deutlich wurde in der Diskussion im Gremium, dass es mitunter auch einen Zielkonflikt zwischen den Interessen der Landwirtschaft und der Brückensicherheit geben kann.

„Wir haben insgesamt 31 Brücken in der Gemeinde“, sagte Ortsbaumeister Rudolf Pfeifer mit Blick auf die Gesamtgemeinde. Das sei schon eine große Menge für eine Gemeinde wie Herbertingen. Bauingenieur Dominik Brugger stellte die Ergebnisse der Prüfung vor. „Wir haben leider keine Brücke in sehr gutem Zustand. Wir haben auch keine Brücke im guten Zustand“, erläuterte er. Folgende Notenklassen gibt es: Eine Note 1,0 bis 1,4 bedeutet einen sehr guten Bauwerkzustand, 1,5 bis 1,9 einen guten Bauwerkzustand und 2,0 bis 2,4 einen befriedigenden Zustand – sieben Brücken in der Gemeinde erfüllen diesen Zustand. Eine Note 2,5 bis 2,9 bescheinigt einen noch ausreichenden Zustand, 13 Brücken in der Gemeinde fallen in diesen Bereich. Einen nicht ausreichenden Zustand mit der Note 3,0 bis 3,4 haben sieben Brücken, einen ungenügenden Zustand haben zwei Brücken mit einem Notenbereich 3,5 bis 4.0. Zwei der 31 Brücken wurden nicht geprüft, weil sie entweder derzeit gesperrt sind beziehungsweise im kommenden Jahr instand gesetzt werden. Inklusive dieser beiden haben also elf von 31 Brücken einen nicht ausreichenden oder sogar ungenügenden Zustand.

Eine schlechtere Note bedeute nicht zwangsläufig, dass deshalb die gesamte Brücke neu gebaut werden müsse. „Das kann auch mal nur ein einzelnes Bauteil betreffen“, erläuterte Brugger, beispielsweise die Höhe eines Geländers. Zu diesem Punkt entspann sich allerdings eine Debatte. Es wurde darauf hingewiesen, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge manche Brücken nicht mehr befahren könnten wenn das Geländer zu hoch sei. Frank Bühler (Freie Liste) etwa wies darauf hin, dass Brücken bei Feldwegen für die Landwirtschaft nutzbar bleiben müssten. Würde die Brücke unpassierbar, „dann wäre das der Schildbürgerstreich schlechthin“, meinte er. Auch Reinhold Eisele (Freie Liste) äußerte sich ähnlich. Bauingenieur Dominik Brugger machte aber klar, dass im Ernstfall die Gemeinde Herbertingen haftbar wäre – also wenn beispielsweise ein Fußgänger von einer Brücke fällt weil sie als unzureichend gesichert gilt. Während er darauf hinwies, nickte Kämmerer Jürgen Krause mehrmals bestätigend mit dem Kopf.

Keine Lastbegrenzung

Wie Dominik Brugger erläuterte, habe keine Brücke in der Gemeinde eine Lastbegrenzung. Ein Punkt, den Gemeinderat Werner Rink (Unabhängige Bürger) sehr bedenklich fand. Das Problem seien vor allem die immer größer werdenden Achslasten der landwirtschaftlichen Fahrzeuge. „Die sind der Alptraum für jedes Bauwerk“, sagte Rink. Für Unbehagen sorgte im Gremium, als bekannt wurde, dass auch eine Brücke, die erst 2015 gebaut worden war, nur noch die Note befriedigend erhielt. „Es bringt nichts, wenn man eine Brücke baut und sie dann links liegen lässt. Es ist ein Bauwerk, das man warten muss“, erläuterte Brugger.

Brugger bemerkte, dass an sechs Brücken Sofortmaßnahmen nötig seien. Er erwähnte beispielsweise die Brücke in der Heustraße in der Nähe der Firma Zollern. Hier ist demnach der Überbau marode sowie die Geländerverankerung und die Schutzplanke nicht mehr standsicher. Brugger schlug vor, als Sofortmaßnahme die Geschwindigkeit der Fahrzeuge, die darüber fahren, auf 50 Stundenkilometer zu reduzieren und außerdem einen Neubau der Brücke anzustreben. Herbert Fischer (Freie Liste) wies auch auf die fehlende Temporeduzierung hin, bisher sei hier Tempo 100 erlaubt.

„Es herrscht ein deutlicher Investitionsstau“, bilanzierte Dominik Brugger. Laufende Unterhaltung von Brücken sei enorm wichtig. Er empfahl, eine Prioritätenliste aufzustellen und dann pro Jahr in den Haushalt die Sanierung oder den Neubau einer Brücke aufzunehmen. Brugger lobte aber auch, dass Herbertingen vergleichsweise oft Brückenprüfungen durchführe, hier sei Herbertingen „fast schon Vorreiter“.