Tatendrang

Mit 90 Jahren voller Tatendrang

Herbertingen / Lesedauer: 3 min

Theresia Sauter feiert heute ihren Geburtstag bei bester Gesundheit und Fitness
Veröffentlicht:26.11.2018, 17:21

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Wenn am heutigen Dienstag die Gratulanten zu Theresia Sauter in die Angerstraße kommen, steht schon alles parat. Der Tisch ist gedeckt und die Kuchen und das schmackhafte Apfelbrot sind aufgeschnitten. Das alles hat sie natürlich selbst gebacken, was für sie selbstverständlich ist. Wer das Geburtstagskind erlebt hat, traut ihr das alles zu. Körperlich top-fit und geistig an allem interessiert, was um sie herum passiert, nimmt sie regen Anteil am Leben. „Nix doa isch it guat“, schmunzelt die Jubilarin.

In Seitingen-Oberflach, einem Dorf in der Nähe von Tuttlingen gelegen, ist sie mit ihren drei Brüdern auf dem Bauernhof aufgewachsen. Das hieß für sie kräftig mitanzupacken, vor allem, als die Brüder in den Krieg eingezogen wurden. „Der Vater hat mir mit 14 Jahren die Zügel der Rösser in die Hand gedrückt, und auch das Melken war für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt sie. Nach dem Krieg besuchte sie dann die Landwirtschaftsschule und kam zwei Jahre in den Dienst in einen Privathaushalt nach Basel. Im August 1951 zwangen sie verschiedene Gründe wieder zur Rückkehr auf den Hof, der dann auch der Ausgangspunkt für ihre spätere Liebe und ihren Ehemann werden sollte.

Kennenlernen beim Vesper

Im Jahr 1954 erinnerte sich ein Herbertinger Bursche daran, dass auf dem Hof bei Tuttlingen „a Mädle“ wohnt, und Karl Sauter aus Herbertingen ja auf Brautschau war. So fuhren die zwei per Motorrad auf den Hof der späteren Ehefrau, wo bei einem zünftigen Vesper das erste Kennenlernen stattfand. Ein weiteres Treffen in Beuron gab dann für Theresia den Ausschlag für das gemeinsame Zusammenleben der beiden: „Ich mein es gut mit einer Frau.“ Diesen Satz von Karl Sauter habe sie beeindruckt und seine Aussage bewahrheitete sich im späteren Eheleben.

Kurz darauf stand die Verlobung ins Haus, „wo wir gleich Pläne für die Hochzeit schmiedeten“, so Theresia Sauter. Ein Jahr später, am 10. Mai 1955, war es dann so weit. Sie bewirtschafteten dann zusammen den Hof in Herbertingen und verdienten somit ihren Lebensunterhalt. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, zwei Buben und ein Mädchen. Zu ihnen gesellten sich auch drei Enkelkinder. Freud und Leid wechselten sich auch im Hause Sauter ab. So verstarb ihr Mann im Jahr 2002 und auch ihrer 50-jährigen Tochter musste Theresia Sauter im Jahr 2012 ins Grab schauen. In dieser schweren Zeit half ihr tiefer, unerschütterlicher Glaube. Nicht umsonst engagierte sie sich daher auch in anderen Bereichen. So leitete sie 27 Jahre den Frauenbund und war im Pfarrgemeinderat engagiert.

Schwiegertochter Tilly lobt ihre geistige Fitness. Das spürt man dann auch, wenn es aus Theresia Sauter nur so sprudelt. Sie interessiert sich mit ihren 90 Jahren für Fußball und Politik, dazu „muaß i jo wissa, was em Ort passiert“. Aber auch mit dem Auto ist sie noch unterwegs, auch um andere zu chauffieren. Dass ihr Hof vom Sohn weitergeführt wird, was heute nicht mehr selbstverständlich sei, liegt ihr besonders am Herzen. Dabei kribbelt es schon bei ihr, denn am liebsten würde sie noch dort mitarbeiten. Noch ein langes, gesundes Leben, in dem sie anderen noch eine Freude bereiten darf, das ist ihr größtes Ziel. Sie muss sich ja auch noch um ihren Garten kümmern, muss einwecken und ernten und dabei die Natur genießen. „Des isch doch Lebensart, oder it?“, sagt sie und hat aber auch keine Angst, wenn sie der Herrgott ruft: „Wenn er mi holt, bin i bereit.“ Doch jetzt wird am Sonntag erst einmal richtig gefeiert und darauf freut sich die lebensfrohe 90-Jährige: „Mir hond a große Familie ond a große Verwandtschaft.“