StartseiteRegionalRegion SigmaringenHausen im TalIn der veganen Metzgerei gibt es Grasdackel

Tobelhaus

In der veganen Metzgerei gibt es Grasdackel

Hausen im Tal / Lesedauer: 3 min

Kabarettist Michel Link tritt im Tobelhaus in Hausen im Tal auf und berichtet von seinem Alltag
Veröffentlicht:25.04.2016, 18:33

Artikel teilen:

Viel zu lachen haben die Besucher des Kabarettabends im Tobelhaus in Hausen im Tal gehabt. Michel Link plauderte über seinen Alltag und kommentierte so manches mit viel Witz und Scharfsinn. Sein Terrain ist das echte Leben – darin erkannte sich fast jeder im Publikum wieder. Unerwartete Wendungen in Links Erzählen gehören zu den Geheimnissen seines Kabaretterfolgs. Link ist ein ein Jongleur der Gedanken und Satzkonstruktionen. Aus dürrem Alltagsstroh spinnt er pures Kabarettgold.

Im Donautal war an diesem Abend viel los: Im Fabrikle war Konzert, im Beuroner Haus der Natur eine Veranstaltung zum Luchs, und auf dem Heuberg verabschiedete sich Schwenningens Bürgermeister Herbert Bucher von seinen Bürgern. Wenn es auch kein sehr großes Publikum im Tobelhaus war, so sei es doch das beste, das er jemals hatte, sagte Link. Er hatte die Besucher am Eingang per Handschlag begrüßt. „Das geht nur im Hausen“, sagte er dabei und lachte. Das Tobelhausteam war bester Gastgeber und bot den Besuchern eine Flädlessuppe an.

Hartes Leben mit vier Frauen daheim

Als Vater von drei Töchtern hat Michel Link natürlich viel zu erzählen, denn seine Position als klassisches Familienoberhaupt ist ziemlich untergraben. Es sei wie Haifischtauchen – allerdings ohne Käfig. Link machte keinen Hehl daraus und schenkte dem Publikum herrliche Kostproben: Demokratie sei in einer solchen Familie eine reine Farce, die Abstimmungen gingen immer vier zu eins gegen Link aus. Zum Beispiel habe Link der Tochter die Halloweenparty nicht genehmigt. Als er aber nachts um halb Zwei heimgekommen sei, sei die Party voll im Gange gewesen: „Meine Frau sagte: Ich dachte, du bist sowieso nicht da.“

Inzwischen habe die Familie eine Katze, der Beschluss sei ohne Link gefallen. „Wenn ich mit dem Hund in der Küche stehe, fragen wir uns beide, warum die Katze aufs Sofa darf und wir nicht“, berichtete der Kabarettist.

Sein Vater aus Neuffen hat eine Frau aus Hamburg geheiratet. So kennt sich Link bestens aus: „Mir saget, mir fahret en Norda nuff. Des ischt aber falsch, weil es Berg na geht. Man müsste sagen: Mir fahret na en Norda nuff“, stellte er fest und gab den Norddeutschen den Rat, nicht so viele Fischwecken zu essen, dies mache grätig.

Der Elternabend ist natürlich auch für Link eine Qual, und man spürte seine fast unkontrollierbaren Emotionen. Der Wahlvorgang der Elternbeiräte sei eine Geiselnahme gepaart mit dem Tatbestand der Erpressung. Im Publikum lachten viele wissend mit. Überhaupt könne Link Lehrer nicht so leiden und rechnet vor: „Von 16 Lehrer gehen 19 in den Ruhestand: Wie viel muss man einstellen, damit kein Unterricht stattfindet?“

Link kommentierte eine vegane Metzgerei: Das höre sich für ihn wie feuerfeste Streichhölzer an. Und überhaupt: „Wird da nur Pflanzliches geschlachtet? Heute im Angebot: Grasdackel.“ Und das Publikum bog sich vor Lachen, weil er genau die Themen und Fragen ansprach, die immer wieder in alltäglichen Gesprächen kursieren.

Der Abend fühlte sich wie ein intensives Gespräch zwischen Kabarettist und Publikum an. Link beherrschte die Kunst der Schauspielerei. Seine Gedankengänge hörten sich spontan an und waren in Wirklichkeit sprachlich präzise ausgefeilt, gekonnt zugespitzt und schauspielerisch genau durchdacht. Die Pointen schlugen wie Blitze ein.